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DUST & BONES – The Great Damnation Stereo Parade

~ 2019 (El Puerto Records) – Stil: Rock’n’Roll ~


Während sich im Moment alle um mich herum an Sterneküche laben, ist mir nach Schnitzel mit Pommes-Schranke. Für Unwissende, das sind Fritten mit Ketchup und Mayonnaise. Das Schnitzel ist fetter Rock’n’Roll, die Kartoffelbeilage die Punknote. Die Saucen sind Mundharmonika und Barpiano. Wer dieses Menü serviert hat? DUST & BONES heißt die Truppe aus dem schwäbischen Backnang. ´The Great Damnation Stereo Parade´ ist das dritte Album des Quintetts, allerdings das erste, das mir zu Ohren kommt. Das mag daran liegen, das für uns Nordbadener das Schwabenländle genauso weit weg ist, wie vor 200 Jahren Amerika von Europa.

´Get The World Sucker´ zeigt gleich mal, wo in Backnang der Hammer hängt. Das ist Rock’n’Roll, der vor Kraft kaum laufen kann, der vor Muskeln nicht durch die Tür passt, und dessen Klöten beim Laufen über den Boden schleifen. ´Gogogo!´ klingt in etwa so, wenn Glenn Danzig ein Gastspiel bei den SISTERS OF MERCY gibt. Etwas Tempo wird in ´Freerider´ rausgenommen. Aber man kann auch langsam in die Fresse hauen. Ja, da ist wer unterwegs, der von sich sagen kann „find my Rock’n’Roll is cool“. Darf man so sagen.

´Dream in Infrared´ läßt einen kräftigen Schluck D.A.D. durch die Boxen schwappen. Die erste Hälfte des Albums schließlich wird beendet mit Mundharmonika und Barpiano. ´Shaky Mountains´ ist ein musikalisches Äquivalent einer langen, staubigen Straße in einer trockenen, staubigen Wüste. Schwung holen, um Nägel in die Wand zu schlagen? Geht mit ´Nail To The Wall (With Rock’n’Roll)´. Da wird das Gaspedal wieder durchgetreten. Am Sound der RAMONES orientiert bollert ´Bad Commando´ aus den Lautsprechern. Mit Country flirtet ´Next Evil Thing´. Die Lyrics sind nicht wirklich hohe Kunst, aber zu diesem Sound ist das auch nicht gefragt.

´King Of The End´ erhöht wieder etwas das Tempo, hier lassen MOTÖRHEAD grüßen. Eine Prise Punk wird in ´Outlaw´hinzugefügt, kein poppiger Punk, wie er in den letzten Jahren immer mal auftauchte, eher der mit Dreck und Staub unter den Fingernägeln. Auch der Abschlusstrack ´Kill Your Time´lässt nicht durchatmen. So geht Rock, so soll es sein. Hier findet man nichts hochgeistiges, nichts für den Feinschmecker. Das ist einfache, bodenständige Kost, Fingerfood, bei dem man sich die Finger fettig macht.

Neben der Band DUST & BONES selber ist das Label „El Puerto“ eine weitere Entdeckung. Das hat dieses Jahr mit DARK BLUE INC. und ENVENOMED weitere Höhepunkte auf den Markt gebracht. Hoffen wir, dass dieses Qualitätslevel erhalten bleibt.

(7 trockene Knochen)