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BONES – Diseased

~ 2019 (Transcending Obscurity Records)  – Stil: Proto-Black Metal ~


Erinnert ihr euch, als ihr und eure Freunde im Angesicht eurer entsetzten Eltern im Keller wie blöde zu MOTÖRHEAD, VENOM, HELLHAMMER und der ersten METALLICA gebangt habt? Wisst ihr noch, wie ihr ein paar Jahre später mit Kumpels und billigem Dosenbier GBH, BLACK FLAG und BROKEN BONES an der Bushaltestelle gehört habt? Ich auch. Nostalgie. (Bei Dosenbier dachte ich jetzt eher an DIMPLE MINDS – Anm. v. MH.) Ein warmes Gefühl. Es kommt irgendwie auf, wenn man ´Diseased´, das dritte Album aus dem Hause BONES, hört. Und zwar am besten laut.

Die Chicagoer, die bewusst als Trio ganz reduziert agieren und ihre Sporen unter anderem bei URSURPER verdient haben, schlagen mit ihrem dritten Album in eine ähnliche Kerbe wie 2013 mit ´Sons Of Sleaze´. Statt wie damals Punk’n‘Roll regiert hier aber etwas mehr der Death und Black Metal der ersten Generation. Allerdings: Räudig, ungelenk und mit viel Liebe zum Powerchord. Die BONES sind halt so. Glatt können sie gar nicht. Technik ist was für Streber. Anspruch? Sollen andere haben.

´Diseased´ strotzt vor roher, viszeraler Energie. Wie im Rausch aufgenommen, von Berufsjugendlichen. Von Leuten, die lieber im Schatten stehen. Mit dieser Musik lockt kein Ruhm, lässt sich kein Geld verdienen. Die Frauen schauen auch weg. Diesen Rumpelrock muss man ohnehin mit Hunger, Durst und nur Wut im Bauch machen. Sonst überzeugt er nicht. Wer bei der HELLHAMMER-Reunion alias TRIUMPH OF DEATH rund um den betriebswirtschaftsbewussten Tom G. den Kommerz störend empfand, jetzt mehr Authentizität sucht: gefunden. Bei den BONES.

(8 Punkte)


(VÖ: 20.09.2019)