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CLEPSYDRA – The Gap

~ 2019 (Independent) – Stil: Neo Prog ~


Als der Neo Prog zu Beginn der Neunzigerjahre nochmals verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit rückte, fanden sich die 1990 gegründeten Schweizer CLEPSYDRA meist in der zweiten Reihe wieder. Gleichwohl muss zumindest ihr Zweitwerk ´More Grains Of Sand´ aus 1994 als heimlicher Klassiker angesehen werden. Vielleicht standen CLEPSYDRA auch durch den hernach stattgefundenen Wechsel an der Gitarre nicht für höhere Weihen zur Verfügung.

Ihre Wiedervereinigung kurbelten sie immerhin vor fünf Jahren mit der Veröffentlichung aller bisherigen vier Alben in einem Boxset an. Nun erscheint in diesen Tagen endlich ´The Gap´, das Comeback-Werk. Bis auf die Positionen an Bass und abermals an der Gitarre, treten CLEPSYDRA in der Ursprungsformation an. Denn für den bandtypischen Sound waren maßgeblich Keyboarder Philip Hubert, einst der ehemalige Gitarrist Lele Hofmann, sowie Sänger Aluisio Maggini verantwortlich. Keyboarder Philip Hubert harmoniert aber auch 2019 wunderbar mit Neuzugang Luigi Biamino, der bereits beim Nebenprojekt ZENIT des ehemaligen Bassisten Andy Thommen die Gitarre spielte. Aushängeschild von CLEPSYDRA ist jedoch seit Anbeginn Aluisio Maggini, dessen Stimme einen unheimlich gefühlvollen Anstrich besitzt, auch wenn er bisweilen an italienische Sänger erinnert. CLEPSYDRA stammen schließlich aus Locarno, dem italienischsprachigen Urlaubsort im Süden der Schweiz am Lago Maggiore.

Mit einem epischen, elfminütigen Stück namens ´When The Bells Started Ringing´ (> Sleepless In The Dark) beginnt das neue Zeitalter für CLEPSYDRA. Ein hart angeschlagener Rhythmus lässt kurzerhand an THRESHOLD denken, doch das Zusammenspiel von Keyboards und Gitarre bleibt letztlich im weiteren Verlauf auf den Spuren des Neo Prog. CLEPSYDRA sind dennoch endgültig in diesem Jahrhundert angekommen. Erste Keyboard-Eskapaden bleiben eigen, gewähren jedoch im weiteren Verlauf einen Einblick in die gewohnten Querverbindungen zu MARILLION und PENDRAGON. Vornehmlich in den ruhigen Zwischenmomenten blitzen die Emotionen aus dem Gesang von Aluisio Maggini hervor.

Getragen schleicht sich anschließend ´You´ (> I Will Be There For You) heran. Die Keyboards geben zwar auf über zehn Minuten oftmals die Richtung vor, hier setzen aber ebenso die Akustik- und E-Gitarre Akzente. Äußerst prägnant gibt sich ´The Story Teller´ (> He‘s Drawing The Pictures), entfaltet sich dessen ungeachtet mit atmosphärischen Abschnitten sowie Gitarren-Soli voll echter Gefühle über neun Minuten. Das ansatzweise einschmeichelnste Lied ist ´The Spell´ (> Angels And Demons). Das zentrale Stück ´The Millenium´ dreht sich dagegen sogar fünfzehn Minuten lang, ehe das kleine Instrumental ´Lousy Soul´ sowie ´Mind The Gap´ (> If You Want To Trespass My Friend) den Abschluss des Werkes bilden – und CLEPSYDRA den Weg zurück in das Herz ihrer Anhänger finden.

(Fette 8 Punkte)

https://www.facebook.com/CLEPSYDRA.CH/