Livehaftig

RIOT V, ASOMVEL, INDIAN NIGHTMARE

~ 23. August 2019, Mannheim, 7er Club ~


Leck mich fett, gleich zwei starke Abende nacheinander! Wo gibt es denn so etwas?

Zuerst Aufatmen, nach dem gestrigen Abriss durch NIGHT DEMON, steht der 7er Club noch. So ist alles bereit für ein weiteres Freiluft-Konzerterlebnis. Das Beste, ein Großteil der heute anwesenden Gäste hat wohl einfach hier im Hof übernachtet… Oder wieder den Weg in die Industriestraße gefunden. Und alle, alle sind wegen RIOT V hier.

Doch davor haben die Veranstalter ein paar Überraschungen gesetzt. Die erste davon heißt INDIAN NIGHTMARE. Fünf martialisch geschminkte, mit Ketten behängte Gestalten, auf ihren Auftritt wartend, drücken sie sich neben der Bühne herum. Wie sie da im Moment so stehen, motiviert sehen sie nicht gerade aus. Doch: Irren ist menschlich. Kaum die Instrumente in der Hand, wirkt das gleich ganz anders. Der eigentlich schüchtern wirkende Sänger Poison Snake, das Mikro an zwei gekreuzten Knochen befestigt, bis ins Gesicht tätowiert mit Motiven präkolumbianischer Kulturen, tobt über die Bühne, rotzt seine Vocals geradezu angepisst heraus.

Drummer Lalo feuert rasende Rhythmen, Gitarren (Dodi Nightmare & Butch Fury) und Baß (Cedro) geben den Rest. Die Musik, auf dem schmalen Grat zwischen Speed und Thrash, kommt live ohne die latenten Punkeinflüsse der Alben aus. Tempowechsel und schleppend doomige Parts lockern an der richtigen Stelle das Material auf. Dazu kommen die leisen, inhaltlich umso lauteren Ansagen zu den Bränden am Amazonas und zum Umgang mit Minderheiten. Das passt zu dem multikulturellen Fünfer, der in Berlin beheimatet ist und dessen Wurzeln in Indonesien, Italien, Mexiko und der Türkei liegen. Dieser Auftritt ist überzeugend bis hin zum Akustikpart in ´The Awakening´, eine Hommage an `Master Of Puppets´.

Im Herbst sind sie nochmals zu sehen, dann im Vorprogramm von RAM. Hingehen!

An zweiter Stelle steht das britische Trio ASOMVEL. Um einer Plagiatsklage zu umgehen, sollten sie in Betracht ziehen, einen DNA-Test durchzuführen. Sänger/Bassist Ralph sieht aus wie ein junger Lemmy. Und musikalisch kommt auch mehr als eine kleine Portion MOTÖRHEAD aus der PA. Die Krönung wäre ein Coversong gewesen. Allerdings sind die eigenen Sachen gut genug, um zu bestehen. Das ist nicht gerade meine Teetasse, gut gemacht ist es allemal und wird entsprechend honoriert. Die nächste Tour von ASOMVEL folgt hier als Opener für EXCITER.

Am Ende des Abends sind aber alle Anwesenden nur wegen ihnen hier. Todd Michael Hall, Mike Flyntz, Nick Lee, Bassmonster Donnie Van Stavern und Frank Gilchriest haben erst vor einem Jahr hier abgeräumt. Damals ging es um das Jubiläum von ´Thundersteel´. Kurz darauf die Tour mit PRIMAL FEAR war auch ein Siegeszug. Nun ist es wieder Zeit ´On Your Knees´ zu gehen und die ´Metal Soldiers´ zu feiern. Drei, vier Songs brauchen die Jungs heute. Als dann die letzten Soundprobleme behoben sind, beginnt der Abriss.

Es gibt immer noch aktuelles Material, wie ´Angel’s Thunder, Devil’s Reign´, zuletzt selten gespielte Fanfavoriten (´Storming The Gates Of Hell´) und klassische Songs mit ´Johnny’s Back´. Mit ´Magic Maker´ findet auch ein Lied ins Set, welches als Rarität beschrieben werden kann.  Für mich schön, drei Songs von der ´Privilege Of Power´, meiner ersten Begegnung mit RIOT. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich einfach besser stehe als letztes Jahr. Die Stimmung scheint noch besser, noch lauter. Gefühlt ist es auch viel enger vor der Bühne.

Was hier vor der Bühne entsteht ist ganz klar (und definiert von HELL PATRÖL) ´Front Row Speed Banging Madness´.  Dass deren Sänger Domaniac in der ersten Reihe mitwirbelt, ist nicht anders zu erwarten.

Front Row Speed Banging Madness

Zu ´Swords And Tequila´ wird die Bühne richtig voll. Am letzten Abend der Tour versammeln sich hier alle Musiker. Der Weg ist nicht weit, halten sie sich doch schon die ganze Zeit am Rand auf, um heftigst abzurocken. Abschied feiern ist angesagt. Klar, die Tequilaflasche geht um. Das ein oder andere Bier wird ins Publikum gereicht… oder gleich verspritzt, auf, dass alle nach Party riechen. Das brennende Schwert kommt dann auch für RIOT V überraschend.

´Victory´ und ´Road Racin’´ sind die zwei letzten Stücke des Abends, wie gewohnt an dieser Stelle mit halb entblößtem Sänger.

Es wird sicher Nörgler geben, denen der ein oder andere Song fehlt. Aber bei einer mehr als vierzigjährigen Karriere kann nicht alles ins Programm aufgenommen werden. Dafür ist das Set sehr ausgewogen. Und ja, nach der Show nehmen sich RIOT V viel Zeit für ihre Fans. Und alle gehen glücklich nach Hause.

Bis zum nächsten Jahr


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