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GLEN HANSARD – This Wild Willing

~ 2019 (Anti/Indigo) – Stil: Singer-/Songwriter ~


Der irische Songwriter Glen Hansard verfällt auf seinem vierten Solo-Werk ´This Wild Willing´ vielmehr seinem Vorbild Leonard Cohen als einem Bob Dylan. Dabei verblüffen die Ausführungen seiner jüngsten Kompositionen. Die Großtaten zeigen sich oftmals geradezu aufbrausend in post-rockiger Manier.

So gerät das fantastische Eröffnungsstück ´I’ll Be You, Be Me´, das Hansard wie so oft auf diesem Werk flüsternd besingt, letztlich zu einem Orkan. Ein energisches Timbre und einen festen Klavieranschlag führen ´Don’t Settle´ in orchestrale Zonen. Die Eruption zeigt sich hier in Bläser-Attacken und einem entrückten Glen Hansard. Auch ´Fool’s Game´ springt urplötzlich innerhalb seiner ruhigen Songwriter-Atmosphäre in Bahnen, die wir nur von SIGUR RÓS oder MONO kennen. Im weiteren Verlauf verliert sich Glen Hansard nochmals zu ´Weight Of The World´ oder ´Who’s Gonna Be Your Baby Now´ in sphärischen Klangbildern, erst recht, wenn sich ´Good Life Of Song´ auf über sieben Minuten ausdehnt. Doch die Experimente werden auf der zweiten Albumhälfte weniger. Beim folkloristisch angehauchten ´Race To The Bottom´ wird ins Mikrofon gesprochen. Die Art des Vortrags von ´The Closing Door´ könnte auch von Derek William „Fish“ Dick stammen und klingt ebenso wie ´Fool´s Game´ und ´Race To The Bottom´ orientalisch aus. Den akustischen Ausklang beschert ein sonor gesungenes ´Leave A Light´.

´The Willing Wild´ ist ein psychedelischer, postrockender Ritt nach der Erkenntnis des Ausspruchs „Scheiden tut weh“, der sich bei intensiver Betrachtung des Zuhörers für diesen mitreißend gestaltet.

(8,5 Punkte)