PlattenkritikenPressfrisch

CHANDELIER – Timecode

~ 1997/2019 (GAP Records/Chickadisc) – Stil: Neo Prog ~


Fünf Jahre sind oftmals eine allzu lange Zeitspanne zwischen zwei Alben, außer eine Formation gehört zu den Top-Sellern des Business. CHANDELIER fanden in den Jahren nach ´Facing Gravity´ schlichtweg nicht den rechten Zugang, neues Songmaterial zu komponieren. Zudem mussten die Positionen an Bass und Schlagzeug anderweitig besetzt werden.

Dementsprechend irritierte ´Timecode´ bei seinem Erscheinen im Mai 1997 die standhaft gebliebene Anhängerschaft. Diese allerjüngsten Songs wurden in ihren instrumentalen Abschnitten wuseliger und quirliger, vergaßen gleichwohl auf die ganz großen Emotionen abzuzielen. Viele Longtracks, epische Arrangements sprachen zwar für eine gelungene Rückkehr von CHANDELIER in die größer gewordene Prog-Szene, doch Lieder wie ´Half Empty, Half Fool´ besaßen auf kürzerer Distanz nicht ganz so viele Ideen wie einst ´Glimpse Of Home´ und erreichten auch längst nicht die Klasse eines ´Wash And Go´. Mit ´Ferengi Lover´ kreierten sie immerhin einen weiteren Ohrwurm und wagten erfolgreich das Experiment, die Chanteuse Birgit Gotzes das Finale von ´Expedition´ singen zu lassen.

 

 

Irgendwie klangen CHANDELIER 1997 mehr nach SAGA als nach GENESIS und MARILLION. Allein der Gesang von Martin Eden war wie immer als herausragend zu bezeichnen. Udo Langs Gitarrenarbeit überzeugte, für sich betrachtet, ebenfalls. Das erhoffte Meisterwerk blieb dennoch aus.

Immerhin durfte Euer Rezensent CHANDELIER im Vorprogramm der 1998 durchstartenden SPOCK‘S BEARD nochmals sehen, ehe sie sich am letzten Tag der Tournee in Hamburg auflösten und sich fortan Beruf und Privatleben widmeten.

Die von Eroc remasterte Wiederveröffentlichung von ´Timecode´ enthält eine Bonus-CD mit Akustik- und Demoversionen. Als besonders aufsehenerregend dürfen aber die 2018 aufgenommenen Songs auf diesem ´Lost & Found´ betitelten Silberling bezeichnet werden: ´Stone Age´ und ´Flight Of The Raven´ sind frühe Kompositionen aus den Anfangstagen von CHANDELIER, wobei nur ´Stone Age´ vom 1988er Demo-Tape bekannt sein dürfte. ´Therapy´ entstammt Udo Langs Solo-Werk ´No Effect´ aus 2009. Die Instrumente wurden hier komplett neu aufgenommen, nur der bereits vorhandene Gesang von Martin Eden belassen. Interessant ist ebenso die Klavier-Version von ´Mountain High´, da der Original-Gesang mit einer alten Demo-Version des Klavierspiels versehen wurde.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/ChandelierProg