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ENVENOMED – The Walking Shred

~ 2019 (El Puerto Records/Soulfood) – Stil: Melodic Powerthrash Metal ~


Da wird der Vatter schon beim Intro wuschig. Melodischer Thrash aus Down Under an der Grenze zum fetten Powermetal für den ANTHRAX-, ARTILLERY- oder FLOTSAM-Liebhaber steht auf der Tanzkarte. Geduld mussten die Anhänger bisher haben, kam das Debüt ´Evil Unseen´ trotz Gründung 2005 doch erst 2014 raus. Als Appetizer auf das neue Album diente zumindest die launige EP ´Reckoning´ von 2016.

Nun endlich werden die Getreuen von einem gar königlichen Hammer belohnt. Und das, obwohl zur Zeit der Aufnahmen die Band lediglich aus zwei Personen bestand. Brendans herrliche Rifforgien (auf dem Album auch Bass), die vom fabelhaften Gesang „Mav“ Anthonys (ebenfalls Gitarre) veredelt werden, bekommen Rückendeckung von Gastdrummer Dan Presland (NE OBLIVISCARIS), bevor das neue Rhythmusduo Tom (Bass) und John (Drums) live die Combo endlich wieder komplettierten und ihren Einstand lediglich auf der Festivalhymne ´Metal United´ am Ende des Albums geben konnten.


 

Dabei wird Abwechslung, melodische Soli und Hooks bei allem Fastshredding großgeschrieben. Wem das nicht wie ein erfrischender Sommerregen ins Ohr läuft, kann wohl mit Heavy Metal nichts anfangen oder hat große Melodien auf dem Moshteppich komplett abgeschrieben. Nicht nur einmal hört man Reminiszenzen an METALLICA zu ihren klassischen Zeiten raus. Auch die (oder den) Liebste(n) kann man zur klassischen Powerballade ´Fate Closes The Door´ mal ohne Ohrstöpsel beiholen, bevor man abermals bangend Riffkopfnüsse zum Heavy Metal-Statement ´Rebellion´ verteilt – geht bei dem Kracher übrigens auch hervorragend gemeinsam.

Die Stücke sind allesamt aus einem Guss und gehen ohne wenn und aber bei aller Melodik ordentlich nach vorne ab, so dass man nicht nur einmal den Eindruck hat, SYMPHONY X treffen auf ANNIHILATOR. Wer ONSLAUGHTs genialen Ausreisser ´In Search Of Sanity´ von 1989 mit dem heiligen GRIM REAPER Steve Grimmett am Mikro zu seinen Favoriten zählt, schlägt ebenfalls bedenkenlos zu.

Die Klassikthrasher unter euch sollten sich die geile Dampfwalze ´The Haunting´ geben, Riff-Fettischisten ballern sich ´The Dead´ und ´All That Remains´ rein, der Bay Area-Speed-Urlauber lässt sich von ´Sacrifice´ durchprügeln, Melodiefreaks bekommen ihre perfekte Hymne mit ´Through The Cold´ (ein weiterer Hit des Jahres!) und für alle Allrounder zählt nur das komplette Album. Mit ´Are You Gonna Go My Way´ findet sich als Bonus endlich mal wieder eine ungewöhnlichere Coverversion statt der üblichen tausendfach gehörten „Zoom“-Liedchen.

In der Melothrash-Liga beinahe auf einem Niveau wie die jüngste ARTILLERY, deshalb müssen hier mindestens 8,5 Zähler ran.

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