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DARKTHRONE – Old Star

~ 2019 (Peaceville/Edel) – Stil: Heavy Metal ~


DARKTHRONE sind alt geworden und mit ihnen ihre Musik. Einst hämmerten Fenriz und Nocturno Culto regelrecht Scheibe auf Scheibe ein, derzeit können ihre Anhänger von drei Alben in einer Dekade träumen. Für die Weiterentwicklung des Heavy Metal ist die Musik von Gylve Nagell und Ted Skjellum ohnehin völlig irrelevant geworden. Selbst auf ihr musikhistorisch bedeutsames Dreigestirn – ´A Blaze In The Northern Sky´, ´Under A Funeral Moon´ und ´Transylvanian Hunger´ – beziehen sich DARKTHRONE selbst kaum mehr. Sie sind schöpferisch in weit älteren Jahrgängen stecken geblieben. Den Stillstand leben sie dennoch nicht restlos aus, mischten sie doch ihrer Musik zuletzt Thrash und Speed Metal, Punk und traditionellen Heavy Metal unter.

In the land of the blind, the one eyed man is dead

2019 spielen DARKTHRONE schlicht rohen Heavy Metal. ´Old Star´ greift die alten Traditionen des Genres auf, versucht nach den Sternen der Achtzigerjahre zu greifen. ´Old Star´ ist sogar ganz reell ein gut produziertes Achtzigerjahrewerk. Zu beiden Erkenntnissen bleibt jedoch die Frage nach dem Warum. Liegt es an zu vielen Playlisten auf Spotify? Lenken Fenriz seine Tätigkeiten als Postangestellter und vorübergehender Kommunalpolitiker in Norwegen zu sehr ab? Ist derzeit selbst der Black Metaller ohne Corpsepaint derart traditionsverbunden?

There is a concept of doom

Einem musikalischen Update widerstehen viele Formationen, dennoch führt der Widerstand zu diesem ebenso oft in die Belanglosigkeit wie eine Weiterentwicklung. „Back to the glory“, sangen bereits MANOWAR und verschwanden in der Bedeutungslosigkeit.

Allein sechs Kompositionen füllen ´Old Star´ aus. Vielleicht folgen jeweils sechs weitere auf insgesamt sechs zusammenhängenden Werken. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Möglicherweise soll bereits die Länge der Songs die wahre Epicness von DARKTHRONE verkörpern. Nicht erst seit MANILLA ROAD darf auch Rumpeligkeit in epischer Form als Krönung der Musik angesehen werden. Schließlich kredenzen DARKTHRONE heuer neben Black Metal-Riffs auch Doom, langsamen Trash und Heavy Metal, sowie Old Death.

Your trade eventually took you to Swiss alps

Seltenes Uptempo beherzigen der Opener ´I Muffle Your Inner Choir´ sowie ´Duke Of Gloat´. Weder ursprünglich ruppig noch rumpelnd darf hier vom luftig leichten Trve Norwegian Black Metal gekostet werden. Dynamische Schwankungen raspeln dennoch das Holz auf VENOM Art. ´The Hardship Of The Scots´ ist von der Melodieführung gesehen der Höhepunkt – und ist klassischer, Achtzigerjahre Epic Metal. Gleichwohl verweilen DARKTHRONE damit eher hinter Fenriz‘ aktuellen Faves CHEVALIER und VULTURES VENGEANCE in der zweiten Liga. Der Titelsong ist dem crunchigen Doom gewidmet, überhaupt wollen einige ´Epicus Doomicus Metallicus´-Riffs verarbeitet werden.´The Key Is Inside The Wall´ beherbergt in Überlänge den rumpeligen Rock´n´Roll-Spirit, wohingegen der ´Alp Man´ nicht gleich die Vorgruppe der HELLHAMMER-Coverband spielen will, sondern regelgerecht als SLOUGH FEG on Black erscheint.

Weggefährten des Spätwerkes von DARKTHRONE werden sich folglich ´Old Star´ schönhören.

Walk free but mind your fingers, thought you would fly away with satan

Der Humor ist den beiden Nordlichtern zumindest nicht ausgegangen. Zum Totlachen.

(6,5 Punkte)