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STREET KOMPASS Mai 2019

Hallo Freunde!

Herrlicher Brückentag heute, oder?! Nachdem Ihr Euch gestern entweder mit dem Inhalt eines Bollerwagens die Lichter ausgeschossen oder in freier Natur der Himmelfahrt beigewohnt habt, oder beides, kommen wir nun zum letzten Höhepunkt des Monats, dem STREET KOMPASS. Trotz des gestrigen Tages sind wir gut vorbereitet und haben auch in diesem Monat einige Quickies parat – und natürlich die Wahl zum Album des Monats, unsere Monatsherrlichkeit:

 


 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

„Winter Ethereal“ von ARCH/MATHEOS

 


Q u i c k – R e v i e w s


ASOMVEL – World Shaker
2019 (Heavy Psych/Cargo) – Stil: Heavy Metal Rock`n`Roll

Auch auf ihrem dritten Album rückt man keine Sekunde von seiner musikalischen Spur ab. MOTÖRHEAD lassen wieder grüßen, und verdammt, es wäre schlecht, wenn es nicht im Falle ASOMVEL so wäre. Das Trio um Gitarrist Lenny Robinson sind die MOTÖRHEAD der After-Lemmy-Epoche.

Sicher kann man gesanglich Lemmy nicht das Wasser reichen, auch die Bassspuren sind noch nicht 100-Prozentig Lemmy gerecht, aber die Power und Stilrichtung stimmen ja bekanntermaßen. `World Shaker` kann jeder eintüten, der auch schon bei den beiden Vorgängern zugeschlagen hat. Ach ja, der zünftige NWoBHM-Einschlag ist ebenfalls wieder präsent. Kurzum, ASMOVEL klingen wie gehabt.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler)


THE DAMNED THINGS – High Crimes
2019 (Nuclear Blast/Warner) – Stil: Hard Rock     

Neue Supergroup? Vielleicht. Wenn ANTHRAX-, EVERY TIME I DIE- und FALL OUT BOY-Mitglieder zusammen jammen kommt qualitativ hochwertiges raus, wie dieses Album beweißt.

Klassischer Hard Rock im THIN LIZZY-Stil geht immer und ist zeitlos. Vor neun Jahren hatte die Truppe mal ein Album namens `Ironiclast` am Start und seitdem war Ruhe.

Die Herren konzentrieren sich auf klassischen Rocksound und nennen u.a. THIN LIZZY einen Haupteinfluss. Dementsprechend klingt `High Crimes` sehr puristisch und Seventies-/Eighties-Style. Harmonische Gitarrenläufe, old schooliges Songwriting und viel Spaß verbinden sich hier. Das klingt allerdings weniger spektakulär, dafür jedoch exzellent ausgearbeitet. Ab und an gibt es einen modifizierten Wutausbruch wie bei `The Fire Is Cold´, aber ansonsten Classic Hard Rock. Solides Rockalbum, mehr auch nicht. Trotz elitärer Bandmitglieder.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler)


DUEL – Valley Of Shadows
2019 (Heavy Psych Sounds Records) – Stil: Super Heavy 70`Psychedelic Stoner Rock

Auch auf ihrem vierten Album liefern die Texaner ihren schwer zu zuordnenden Stil. Proto Metal, Stoner, Heavy Psychedelic – alles schön in den Mixer gehauen. DUEL wirken auf ihrem vierten Album erwachsener, wie sonst soll man eine recht ruhige Nummer wie `Strike And Disappear` nennen, die doch überrascht. Allerdings ganz klar ein deutlich schwächerer Song. Man löst sich mehr und mehr von den typischen Proto-Metal-Riffs, gestaltet seine Stücke variantenreicher.

Allerdings muss ich gestehen, nehmen mich die Stücke auf diesem Album nicht wirklich mit. Sicher, eine Nummer wie `Tyrant Of The Throne` hat saugeile Momente und in einigen Passagen brillante Gitarrenläufe. Auch `Bleeding Heart` gefällt sehr gut mit einem donnernden Gitarrenlauf. Brillanter Rhythmus. Der Track ist ein echtes Highlight auf einem Album, das ansonsten durch viel Mittelmäßigkeit glänzt. Die Texaner konnten schon mehr überzeugen.

(knappe 7 Punkte – Jürgen Tschamler )


ENCHANTYA – On Light And Wrath
2019 (Inverse Records) – Stil: Female Fronted Metal

Das Intro tönt gar TERMINATORisch soundtrackend und macht Laune auf die eigenwillige, nicht alltägliche Mischung aus Black Metal-Vocals und Einschlägen mit Operettengesang, der glücklicherweise nicht auf Disneyprinzessinnenballniveau bleibt, sondern wie früher bei THEATRE OF TRAGEDY variabel gestaltet wird und sich auch mal bitchig-luderig-geil entfalten darf.

Die fröhlichen Weisen etlicher Sinfonik-Powermetalepigonen bleiben auf einem erträglichen Niveau und werden allgegenwärtig von düsterer Blackness begleitet und DIMMU BORGIsch versetzt. Auflockernde Blastbeatattacken sind in dieser Sparte eher selten und gerade das zusammen mit der spielerischen Finesse hebt die Portugiesen aus der immens großen Masse derartiger Outputs heraus.

(7 dunkelschöne Punkte – Less Leßmeister)


NARVEL FELTS – Rocks
2019 (Bear Family Productions) – Stil: Rock´n´Roll

Albert Narvel Felts wurde 1938 in Arkansas geboren. Ihm gelang 1973 der Durchbruch als Country-Sänger, so dass er in den Siebzigerjahren große Erfolge feierte. Es gab aber auch eine Zeit vor seinem Mainstream-Erfolg.

Bereits Mitte der Fünfziger begeisterte er sich für Rock´n´Roll. Er stieg bei den ROCKETS ein, konnte bei Sam Phillips’ „Sun Records“ vorspielen und wurde irgendwann von „Mercury Records“ entdeckt. Großer Erfolge blieben jedoch aus, er wechselte zu „MGM Records“ ohne eine Platte zu veröffentlichen.

Die vorliegende Song-Sammlung enthält fünf Live-Aufnahmen mit der JERYY MERCERS BAND aus 1956, vor dem allerersten Studiobesuch Navel Felts‘. Es enthält die Demos für „Sun Records“ und die erste Single für „Mercury“, außerdem Aufnahmen der Labels „ARA“, „Pink“, „Cone“, „Hi“, „Rollin‘ Rock“, „Rockstar“, „Renay und „Southern Sound“. Mit ´Rocks´ und seinen 35 Songs kann Navel Felts in seinen wilden und vielleicht besten Zeiten begleitet werden.

(ohne Wertung – Michael Haifl)


HORIZONS EDGE – Let The Show Go On
2019 (Fastball Music / Soulfood) – Stil: Female Fronted Metal

Im melodischen Metalsektor buhlt zur Zeit wieder einiges um eure Gunst. So auch hier mit leicht progressiven Einschlägen, den spartengerechten Keyboards dazu, flotten Doublebassorgien und hohen Vocals, die die Anhängerschaft von Bands wie ANGRA, AXXIS oder italienischem Powermetal glücklich machen dürften. Das ganze erreicht zwar nicht ganz die Premier League, hat jedoch durchaus seine Momente, wobei mir persönlich doch über die Gesamtspieldauer zu viel Doublebassrappeln die Abwechslung trübt.

Nichtsdestotrotz sind Songs wie ´Farewell´, ´In Your Eyes´ oder der ´Demon´ wohl dosierte Glücklichmacher, die nicht zu dick aufgetragen werden wie bei manchem Sparringspartner dieser Stilrichtung. Als Schmankerl haben die Australier um ihre so gar nicht „female“ klingende (als Kompliment zu verstehen!) Sängerin Kat noch ein rappelndes Cover von ´Holding Out For A Hero´ für alle Bonnie Tyler-Aficioandos draufgepackt.

(7 hochmelodische Punkte – Less Leßmeister)


SOLVEIG MATTHILDUR – Constantly In Love
2019 (Artoffact Records) – Stil: Electronic Avantgarde

Konstant verliebt bin ich bekanntermaßen ja in den Großteil der weiblichen Künstlerschaft des Musicbiz, diesen Monat ganz besonders in die liebe Solveig aus Island, die mich auf den Spuren meiner großen MILA MAR bzw. MiLù aka Anke Hachfeld mit in die Sphären der unfolkigen DEAD CAN DANCE mitnimmt. Oder anders ausgedrückt: Die anmutigste Replikantin im Dorf singt dem Blade Runner ihre traurigen Lieder. Der typische Nordlichtzauber, der einst von BJÖRK ausgesandt wurde, erlebt hier eine schwebende, effektvolle Leichtigkeit, die besonders den Elektrolurch in euch anspricht. Wer schon mal einen Tag im Hangar des M’ERA LUNA verbracht hat, wird die Wirkung dieser hypnotischen Beats und Klangwelten auf das zerebrale Schaltpult und die damit verbundenen physischen Auswirkungen in Form eines unvermuteten Bewegungsdrangs bereits am eigenen Leib erfahren haben. Wer nicht, der sollte sich ergötzen an einer überirdischen Stimme und seinen Toleranzquotienten erhöhen. Möglicherweise stellt sich dann dieses ganz und gar unmetallische Glücksgefühl ein, welches diese Scheibe mit etwas JEAN-MICHEL JARRE ganz ohne Kaias Pilze hervorruft.

(8 sphärische Punkte – Less Leßmeister)


RINA MUSHONGA – In A Galaxy
2019 ([PIAS] Recordings) – Stil: Avantgarde Pop

Und wieder eine der ganz großen Stimmen im Female Fronted Pop Biz. Auf den Spuren PETER GABRIELs ungewöhnlichen Pop-Percussion Rhythmen nimmt Rina uns mit auf eine ´Good Vacation´ in ihre „Pip Dreamz“ und liefert auch im weiteren Verlauf eine Bewerbung zur Kollaboration mit dem unerreichten Meister wie auch KATE BUSH in ihrer experimentalen Phase zu ´The Dreaming´. Die Reise führt uns ´In A Galaxy´ des gehobenen Anspruchs – mit solchen Titeln im Radio könnte selbst das Einfangen von Wellen aus dem Äther wieder Sinn machen. Ihr gehaltvolles Organ kommt besonders bei den ruhigen Tönen von ´Tropix´ zum Tragen. Allgegenwärtig die trockenen Beats, die PETER besonders auf ´III´ und ´IV´ etablierte. Mit Piano und Streichern gelingt ihr eine wunderschöne, dramatische ´Glory´, die selbst den alleinigen KING des HAMMERs in seiner stillen Kammer zu Tränen rühren könnte – wenn keiner seiner Untertanen zuschaut. Voice & Rhythm – die Reduktion auf das Wesentliche mit dezent eingesetzten Effekten – entdecke ich hier die neue BJÖRK? ´AtalantA´ lebt von fetten Beats und präzise eingesetzten Stakkatokeys. Hey – da drüben winkt FLORENCE & THE MACHINE meinem tanzenden Geist zu. ´Hey Coach´ „what’s your Motivation?“ –  schwelgen und tanzen. Wenn sie über gebrochene Herzen mit ´I Miss You So Much´ nachdenkt, klinke ich mich ein und sage nur: „Me too, Kaia …äääh RINA natürlich.“

(8 Punkte – Less Leßmeister)


N.M.A. – N.M.A.
2019 (RoBnRoll Records) – Stil: Heavy Metal

Nein, hier dreht es sich nicht um die neue NEW MODEL ARMY-Scheibe, N.M.A. stammen aus der Schweiz, aus Zürich, würden aber gerne in der Bay Area leben.

Denise (Bass, Gesang), Greg (Gitarre) und Robo (Drums) spielen ohne großes Brimbamborium ihren Stiefel herunter. Obwohl sie gedanklich in den USA residieren, ist die Herkunft, auch aus teutonischem Blickwinkel, nicht zu leugnen.

Ihr räudiger Thrash Metal, der den Dreck des Rock´n´Roll unter den Nägeln trägt, sollte live erst richtig zur Geltung kommen. Auf der Bühne spielt auch die musikalische Schlichtheit, von den Instrumenten und vom Mikrofon her keine große Rolle. Spaß, Baby.

(5 Punkte – Michael Haifl)


SOTO – Origami
2019 (InsideOutMusic) – Stil: Hard / Heavy Rock

Jeff Scott kann es immer noch und entfaltet uns auch diesmal ein ´Origami´, das wunderbar anzuschauen bzw. zu hören ist und den Hardrocker ausnahmslos begeistern kann, nicht nur in EUROPE. Schon der Titelsong ist ein wahres Kunstwerk an melodischer Faltkunst mit stark riffender und solierender Gitarre, die ein ums andere Mal an den unübertroffenen Jake E.Lee erinnert.

Fette Refrains, starke Arrangements, einfach ein rundum gelungener Rockbolide mit herrlicher Heaviness und einer Stimme, über die wohl nichts mehr gesagt werden muss. Es finden sich Doublebass-Smasher, Groovemonster, große Dramen und ergreifende Balladen auf höchster Hitdichte. Mehr können sich alle PRETTY MAIDS und Boys da draußen nicht wünschen und werden dieses Album definitiv unter den Hardrock-Highlights des Jahres einsortieren. Amen.

(8,5 hartgekochte Eier – Less Leßmeister)


THE PERC – The Best Of Carola – Electric Kindergarten, Vol. 7
2019 (Tribal Stomp Records/Cargo Records) – Stil: Psychedelic Underground/Garage

Tom „The Perc“ Redecker öffnet abermals eine Truhe seiner Asservatenkammer. Die musikalischen Kindergartenzeiten erwachen zum siebten Mal. Akribische Detailarbeit fördert kleine Underground-Schätze zutage, von denen die Wenigsten wussten, dass sie überhaupt existieren.

In der ´Kindergarten´-Reihe erstrahlen frühe Aufnahmen mit GYPSY ROVER, KÜHE IM NEBEL oder THE PERC MEETS THE HIDDEN GENTLEMAN und THE ELECTRIC FAMILY. Diesmal konzentriert sich das Spektrum auf „Carola“. Songs, die Redecker seit dem Kauf seines analogen Keyboards „Casiotone MT 400V“ im Jahre 1986 komponiert hat, werden auf Vol. 7 berücksichtigt. „Carola“ kam sogar noch 2015 bei SUN TEMPLE CIRCUS zum Einsatz, jedoch seit dem schicksalhaften Kauf 1986 überwiegend bei THE PERC MEETS THE HIDDEN GENTLEMAN und ELECTRIC FAMILY.

Im Blickpunkt der Kompilation stehen „Carola“ und Songs wie ´Rock The Widow´, der bezeugt, wie aus einem Underground-Song ein kleiner Indie-Radio-Hit werden kann. Die sechsmal längere Live-Version des Songs zeigt das Gegenteil einer Kurzfassung. Welches Detail den Unterschied der ´Teenage Bride´-Demo-Version und der 40-sekündigen Long(!)-Version von ´In-A-Gadda-Da-Carola´ zur Veröffentlichung in Vol. 5 ausmacht, kann aufgrund fehlender Vergleichsmöglichkeit nicht beurteilt werden. Für Warmklang-Krautrocker!

(ohne Wertung – Michael Haifl)


BJØRN RIIS – A Storm Is Coming
2019 (Karisma Records) – Stil: Prog Rock

Songwriter Bjørn Riis ist als Gitarrist der Norweger AIRBAG bekannt. 2014 veröffentlichte er mit ´Lullabies In A Car Crash´ sein erstes Solo-Album. Die norwegische Ausgabe von Steve Rothery unterscheidet sich jedoch grundsätzlich nicht allzu sehr von seiner Hauptband.

Trotz Zurschaustellung seiner Seele in seinem gefühlvollen Gitarrenspiel bleiben die ewigen Vergleiche mit PINK FLOYD nicht aus. Denn mehr als sonst können die Epics ´When Rain Falls´ und ´Stormwatch´ ihre Vorbilder nicht leugnen. Vielleicht darf sich Bjørn Riis mit ´A Storm Is Coming´ aus diesem Grunde auf einen Fanzuwachs aus dem Umfeld von Steven Wilson freuen, gerade weil ´This House´ und das herausstechende ´Icarus´ kleine New Artrock-Glanzlichter darstellen.

(8 Punkte – Michael Haifl)


STECKBECKENZECKEN – The Greatest Hits
2019 (PoiSonic / Altone Distribution) – Stil: VolksPunks

Die STECKBECKENZECKEN bezeichnen sich selbst als Schlager-Punks, dabei sind sie – wenn überhaupt – eher als Volks-Punks zu bezeichnen. Doch das ist nicht schlimm, VolksPunks sind ja mittlerweile viele altgedienten Ur-Punks. Und in Songs wie ´Hogwarts Express´ tauchen auch vielmehr volkstümliche Merkmale auf. Insbesondere diese Komposition dürfte sich als ihr mächtigster Ohrwurm entpuppen.

Ansonsten spielen die STECKBECKENZECKEN schlichtweg populären Punk, der den TOTEN HOSEN, und lustigen Punk, der den ÄRZTEN nicht allzu sehr nachsteht. Bei Witzigkeit, die keine Grenzen kennt, könnten sie auch mit J.B.O. verwechselt werden, doch die STECKBECKENZECKEN spielen Eigenkompositionen und derer volksnahen gleich viele. Und nein, nein, nicht „Ihre größten Erfolge“, sondern ´The Greatest Hits´ nennt sich das im Liquid Aether Studio in Schleiden aufgenommene Debüt.

Um jedoch im Schlagersektor Fuß zu fassen, müsste sie wohl auf das Geschrei in ´Der Berg ruft´ oder das Denglisch in ´Schlagerpunks von nebenan´ verzichten. Zu viel auf einmal und nicht alles gekonnt, bringt die ZECKEN nicht weg vom Fleck.

(6,5 Punkte – Michael Haifl)


TANZWUT – Seemannsgarn
2019 (AFM) – Stil: Mittelalter Rock

Anfang der Neunzigerjahre kreuzten sich Folk Rock britischer Tradition mit historischen Instrumenten und traditionellen Songs und Metal. Es kam zu Klassikern wie ´Hochzeit´von SUBWAY TO SALLY oder frühen Werken von IN EXTREMO, die sicher in vielen Sammlungen stehen. Und wenn etwas erfolgreich ist, finden sich Nachahmer. Gerade in Deutschland gab es eine furchtbare Schwemme von ähnlich gearteten Bands. Eine davon ist TANZWUT, aktiv seit 20 Jahren.

Deren elftes Album ´Seemannsgarn´ ist ein Beleg für für die Verschlagerung eines Genres. Noch schlimmer als das doch zum Teil recht eindimensionale Songwriting sind die plakativen Texte, die gerne OOMPH oder RAMMSTEIN wären, aber über ONKELZ und UNHEILIG nicht herauskommen. Gelungen: das getragene ´Ich bin der Nachtwind´.

(6 Punkte – Mario Wolski)


KIM THOMPSETT – The Hollows
2019 (Meniscus Hump Records) – Stil: Mystic Folk

Kommt aus den Burgen, Minnekammern, Wäldern und Gebüschen raus, oh ihr, die ihr den LOREENA MCKENNITTs und CANDICE NIGHTs dieser ach so flachen Erdenscheibe verfallen seid, denn auch die liebe KIM weiß zu verzücken. Mit leicht gezupftem Saitenwerkzeug, elfigem und waldschratigem Blaswerk, sanftem Gestreiche und anmutigem Klopfbesteck. Mal tanzbar, mal träumerisch, auch mal dem alten JETHRO folgend, zeigt sich die Britin nach vier Jahren Arbeit von ihrer besten Seite und scheut sich auch nicht vor einer gewissen Heavyness mit überraschend unschweren Sounds der Instrumentierung in dem famosen ´Strange Garden´. Den marschierenden KISS-Infanteristen wird das Anfangsriff und  die Bassmelodei vom Titelstück in die Knie zwingen, um dem ´God Of Thunder´ zu huldigen, wetten?

(7,5 naturbelassene Punkte – Less Leßmeister)


TUNING –Hanging Thread
2019 (Unity worldwide/Cointoss) – Stil: Melodic Hardcore Punk

TUNINGs Heimat ist die Bay Area. Und liefern tun sie einen Stil, der in den späten Achtzigern, beginnenden Neunziger dort die Szene aufmischte und auch noch weiterhin dort recht präsent ist. Klassischer Orange-County Punk-Sound mit einer Schippe Hardcore. Aber auch D.C.- und Boston-Einflüsse hört man heraus. Dazu etwas Metal-beeinflusste Gitarren und heraus kommt ein schmissiger Sound, der teilweise an alte Crossover-Zeiten erinnert.

Die schnellen, energiegeladenen Tracks, ausgestattet mit einer soliden Melodielinie, sind die Highlights des Albums. Die Nummern auf Halbgas wirken etwas zäh, halten jedoch alle konstant eine fette Melodie parat. TUNING spielen eigentlich einen Stil, der schon lange out ist und keine wirklich neuen Akzente mehr zu liefern hat. Da kann sich die Band noch so mühen. Nett, aber nicht zwingend, wenn man sich für den oben erwähnten Stilmix erwärmen kann.

(5,5 Punkte – Jürgen Tschamler)


ZIG ZAGS – You`ll Never Take Us Alive
2019 (Riding Easy Records) – Stil: Heavy Metal

Das L.A.-Trio hat auf seinem dritten Album seinen Stil weiter optimiert und holt die absolute Power aus seinem Sound raus. Dass dabei METALLICA zu `Kill`em All` Zeiten massiv Einfluss genommen haben ist nicht zu überhören.

Das hämmert exzellent rein. Da wundert es auch nicht, dass `The Shout` an `Whiplash` erinnert und man generell zu jedem Track einen Song von `Kill`em All` als Vergleich heranziehen kann. Wer auf old-school METALLICA steht, der sollte diesem Album eine Chance geben. Man klaut und kopiert schamlos, aber fuck, so lange METALLICA ihren Kram nicht mehr auf die Reihe bekommen, kann man doch gerne auf Bands zurückgreifen, die den alten Sound aufarbeiten, kopieren und Spaß dabei haben.

ZIG ZAGS, was für ein strunzdämlicher Bandname, haben Spaß, machen Spaß und das sollte man würdigen, auch wenn alles nur geklaut ist. Aber es hat Schmackes.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler)


 

 

DOOM – Zugabe


BRIGHT CURSE – Time Of The Healer
2019 (Independent) – Stil: Heavy-Prog-Psych-Doom

Auf kein Album habe ich mich dieses Jahr mehr gefreut als auf ´Time Of The Healer´ von BRIGHT CURSE aus London. Die Formation bietet nämlich ein großartiges Heavy-Psych-Doom-Jazz-Rock-Cocktail.

Einige werden sich dabei vielleicht wundern, warum sich die Band auch der französischen Sprache bedient. Des Rätsels Lösung: es sind auch Musiker aus Frankreich in der Band. Das Ergebnis: Klasse Spannungsbögen, PINK FLOYD-artige Melodien und getragene Vocals lassen keine Wünsche offen. Wer für solch eine Art von Musik ein Ohr hat, wird dieses Album lieben.

(Thomas Wolff)


 


 

Der Mai ist nun Vergangenheit, ob uns ein Sommerloch auch musikalisch ärgern wird, wage ich zu bezweifeln. Das Jahr sollte uns bestimmt darüberhinaus noch weitere Leckerbissen gönnen. Derweil darf sich in den Stimmen von John Arch oder Natalie Mering gesonnt werden.

Auf bald

Euer Michael und das gesamte Streetclip-Team


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