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TANAGRA – Meridiem

~ 2019 (Independent) – Stil: Progressive Power Metal ~


Portland, Oregon, wird immer mehr zu einem brodelnden Kessel kreativer Metalkunst. Eine unaufdringliche, angenehme Stimme entführt uns auf dem zweiten Longplayer (im wahrsten Sinne des Wortes) in ein hochqualitatives Sci-Fi-Progmetalabenteuer mit allem, was dazugehört: Doublebass, akustischen Passagen, Klaviereinsatz sowie klassische Keyboardwizardereien, elegischen Gitarrensoli und herrlichem Spannungsaufbau mit stets dramatischer Auflösung. Ich möchte einmal mehr sagen „Honig für die Ohren“ oder „Progmetal für die Stunden zu zweit“ – jedenfalls mit meiner Königin.

I hear the fool I used to be asking breathlessly if I still believe in the dream
I stand defiant in the shadow of destiny but there is one thing that I wish to know
Does the dream believe in me

Aufmerksame Trekkies unter euch streichen sich über das haarige oder – analog zu Captain Jean Luc Picard . das frisch gewachste Haupt und kramen den immens wichtigen Satz aus einer der intelligentesten Episoden der ´Next Generation´ hervor: „Darmok und Jalad auf TANAGRA“. Ebenso intelligent gestaltet sich dieser kleine Meilenstein. Die gefühlvollen Momente von FATES WARNING treffen auf flotte BLIND GUARDIAN-Refrains und die Melodielinien bringen meine bessere Hälfte zur Aussage: „ASHBURY on Speed“ – mit der Virtuosität von SYMPHONY X. Tja, Freunde, ihr seht schon anhand dieser drei scheinbar nicht zueinander passenden Vergleiche, dass hier ein Schmankerl auf euch wartet, welches es selbst zu entdecken gilt.

 

 

In düsteren Momenten wird der Gesang auch mal rauer, die grandiosen Harmonien streicheln jedoch jederzeit das offene Ohr und die Dynamik zwischen schnellen Passagen und akustischem Runterschalten inklusive traurigen Streicherthemen bewirkt beim geneigten Progmetaller geistige und körperliche Eruptionen in alle Himmelsrichtungen. Immer, wenn der Gedanke blüht, dass die Gitarre sich solistisch verselbstständigt, wird das Steuer rumgerissen in ein songdienliches Thema. Dies hatten Bands wie DREAM THEATER in der Vergangenheit zeitweise nicht mehr so unter Kontrolle.

We were never what people could be
We were only what we were
Remember… you must remember
Remember us
We are abandoned to history

Was muss eine Band heutzutage noch mehr leisten auf einem Album mit 64 Minuten Spielzeit, um in den oberen Regionen mitspielen zu können? Auch wenn mir langsam Ausverkauf vorgeworfen wird, bleibt meine Meinung felsenfest: NICHTS. Die Geduldigen unter euch ziehen sich für ein eigenes Urteil den vierzehnminütigen Cinemakracher ´Witness´ rein, die Schnellschießer und gehetzten Seelen werden bereits mit den vier Minuten von ´Sydria´ glücklich und beide werden feststellen, dass neben HEART OF CYGNUS und WITHERFALL auch diese Combo unverzichtbar ist. Also schließe ich abermals mit STAR TREK und begrüße eine weitere wichtige Band in der Sternzeit 2019 freundschaftlich mit: „Temba, meine Arme weit“.

(9 points – no less)

 

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