MeilensteineVergessene Juwelen

RAINBOW – Long Live Rock’n’Roll

 ~ 1978 (Polydor) – Stil: Heavy Metal/Hard Rock ~


Für die meisten Fans von RAINBOW steht ´Rising´ ganz oben auf der Liste ihrer Veröffentlichungen. Ich für meinen Teil stehe Kopf auf ´Long Live Rock’n’Roll´! Wieviele Abende haben meine Freunde und ich im Teenageralter diese Scheibe nicht vom Plattenteller genommen…und es lag nicht (nur) an alkoholinduzierter Trägheit, denn umgedreht haben wir die Platte schon.

Was hier die Band um das Powertrio Blackmore, Powell, Dio und – ich will die Leistung von Daisley und Stone nicht schmälern – erschaffen haben, muss als epochales Meisterwerk bezeichnet werden und kann, obwohl im Jahre 1978 entstanden, eigentlich nicht mehr vollständig dem Hardrock zugeordnet, sondern muss meines Erachtens angesichts von Songs wie ´Long Live Rock’n’Roll´ und ´Kill The King´ als Geburtsstunde des modernen Heavy Metals betrachtet werden.

Bereits die ersten fünf Sekunden des Openers und Titelstücks, welches von Powells Schlagzeug eröffnet werden, bevor Blackmores Gitarre einsetzt und Dios göttliche Stimme uns die Worte ‚All Right…Rock’n’Roll´ entgegenschleudert, suchen auch heute noch in der musikalischen Landschaft ihresgleichen. Ganz zu Schweigen von den nachfolgenden Gitarrensoli des Meisters und dem Refrain, bei welchem man auch nach über 40 Jahren nicht umhin kann mit einzustimmen. Perfekt!

´Lady Of The Lake´… ein von Ronnies Stimme getragener Traum, der Stampfer ´L.A.Connection´ und der Abschluss auf der A-Seite ´Gates Of Babylon´ mit seinem orientalischen Grundmuster und unvergesslichen Zeilen wie „Sleep with the devil and then you must pay“ bieten ein Höchstmaß an Abwechslung und ziehen mich immernoch in ihren Bann (Danke und Ruhe in Frieden, Rainer Pietsch, und Danke, Bayrisches Streicherensemble).

Und dann der Beginn der B-Seite … ich sage nur „Danger, danger the Queen’s about to kill“. In ´Kill The King´offenbart uns Ronnie höchst persönlich worum es geht „Power, power it happens every day“! Zum Abschluss des Albums gibt es mit ´Rainbow Eyes´ eine von Violinen, Viola, Cello und Flöte unterlegte Ballade. Nie hat man Dio so gefühlvoll ins Mikro säuseln hören. Und mit den letzten Tönen der Scheibe entweicht dem Zuhörer (also zumindest mir) ein wohliges Seufzen.

Leider war es das dann aber auch mit RAINBOW und Dio. Angesichts dessen, was wir dann bei seiner nächsten Combo von ihm zu hören bekamen, nämlich ´Heaven And Hell´und ´Mob Rules´, war dies aber durchaus zu verschmerzen.

Schlecht waren die darauf folgenden Alben von RAINBOW natürlich nicht, aber sie erreichten nicht mehr die Power und dieses „innovative Etwas“ von ´Long Live Rock’n’Roll´. Man kann auch sagen, dass die Alben kommerzieller wurden. Zahlreiche Besetzungswechsel führten 1984 schlussendlich zur (vorläufigen) Auflösung.

Produzent dieser Scheibe war, wie konnte es anders sein, Martin Birch, ohne den die Musik der 70er und 80er sicherlich anders geklungen hätte.

Als Anekdote am Rande sei erwähnt, dass das Konzertfoto im Klappcover der Scheibe übrigens von einem Konzert der Band RUSH stammen soll. Auf dem hochgehaltenen Schild wurde der Titel ´Long Live Rock’n´Roll´ hineinkopiert und die sichtbaren RUSH-T-Shirts eingeschwärzt. Sachen gibt es….