Livehaftig

HELL OVER HAMMABURG 2019, Tag 2

~ Tag 2 des Diary of a MadWoman, the Mighty Diplomän & MadButcher ~
~ 1. – 2. März 2019, Markthalle Hamburg ~


(Zu Tag 1, Freitag, 1.März, geht es hier)

 

Samstag, 2. März

Streetcliplogbuch der Mission Hammaburg. Sternzeit 232019. Officers Violet, Lessmeister und Heinkele.

 

Naaa? Noch etwas übernächtigt? Die Ohren klingeln, der Mund ist staubtrocken, die Stimme rau, und – oooooh! bloß nicht bewegen! – der Kopf so furchtbar schwer? Tja, vielleicht doch ein klein bisschen zuviel gefeiert gestern in der Markthalle oder sogar noch auf St. Pauli? Aber nix da, keine Müdigkeit vorschützen, Wasser nachfüllen, die schweren Glieder zusammensammeln und frisch machen, denn heute geht’s ja erst so richtig los!

Zwar gibt es Menschen wie unseren geschätzten Kollegen Don Carlos, dem die nun bevorstehenden, von Less bereits gestern angekündigten Überschneidungen des Billings Grund genug waren, diese wunderbare Veranstaltung zu boykottieren (MEGA COLOSSUS und MAGIC CIRCLE gleichzeitig, solcherart Blasphemie wollte und konnte er nicht unterstützen…), aber was will man machen? Wir kommen nicht drumrum und stürzen uns erneut für Euch ins Getümmel!

 

 

What? Hat meine liebe Ute von Kaias Pilzen genascht oder was bedeuten die wirren Gedanken? Wie dem auch sei, nach einer entspannten Nacht im Wohnmobil und einer kleinen Stadterkundung zum Hirnreset sind wir dank polnischer Hausmannskost gekräftigt und bereit für Tag zwei.

Inspiriert von dunkler Musik fallen beim beschwingten Marsch durch die Hansestadt scheinbar überall vertraute Symbole und schicke kulturelle, architektonische Zeitzeugen auf, als wir uns erneut in die (un-)geheiligte Markthalle begeben. (LL)


MALOKARPATAN

‚Hamburg, meine Perle…‘, schön und gut, liebster Less – aber wir sind ja nicht nur zum Spaß hier, und jetzt geht’s erstmal auf ins ‚Nordkarpatenland‘! Die Band mit den längsten, nun ja – Umhängen? Nietenarmbändern? Nein, Liedtiteln natürlich, steigt auch gleich ein mit (Unwissende, haltet Euch fest!) ‚V okresném rybníku hastrman už po stáročá vyčína’.

Das war slovakisch, und was das heißt, könnt ihr in kalten Winternächten am heimischen Kamin mal gemütlich übersetzen. Damit dringt ihr dann auch direkt in die regionale Folklore und Märchen ein, die die Käuze als Grundlage ihres stark Ur-Metal infiltrierten Schwarzbrots verwenden. Im Sound oft doomig, dann wieder deutlich rumpelnd erinnern sie mal mehr an VENOM (der „Gesang“!!!), dann an -klar- MASTER’s HAMMER oder auch MERCYFUL FATE, da steckt aber noch ne Menge NWoBHM-affines Zeug drin. Nun zu fünft mit einem sehr groovigen und auch sonst nicht übersehbaren Kringellöckchen-Basser wechseln sich die Gitarren in den Soli wunderbar ab, bis leider Bandleader Adams Gitte den Geist aufzugeben scheint. Das ist das charmante an einem so undergroundaffinen Festival wie dem HOH – hier treten noch Bands mit nur einem Instrument pro Musiker auf…wenn die Gitarre mitten im Gig kaputt geht, dann war’s das leider, doch die technischen Probleme lassen sich fix lösen und eine Band, die den Spirit des HOH durch ihre vielfältigen musikalischen Einflüsse sowie professionelle Unbekümmertheit geradezu verkörpert, kann ihren Einheizergig glücklich beenden. (UV)

Passend zum Finale des ersten Tages wird sogleich die nächste Schlachtplatte zur besten Kaffeezeit aufgetischt – und zwar aus den Nordkarpaten. MALOKARPATAN erfreuen die Herzen mit launigem BATHORY-Metal, Umhängen und einem Bassisten, der Toecutter in MAD MAX hätte impersonalisieren hätte können. Da weiterhin Kontaktpflege angesagt ist, schalte ich mein Hirn kurzerhand ab und tauche ein in brachiale Ohrenwellness der Slovaken. Ach, du herrlicher, junger Schwarzmetalltag. (LL)

 

Nun beginnt leider für mich der unentspanntere Tag der unbequemen Entscheidungen, da heute auf zwei Bühnen parallel gespielt wird und das mit meinem Klon immer noch nicht hingehauen hat. Also starten wir sportlich mit einer Art Spieltagkonferenz:

MATTERHORN : THE NEPTUNE POWER FEDERATION – 0 : 1

(in the eye of the beholder Less)

Damit gebe ich mit einem Bild des ultimativen Frühstücks – welches die Power von Koffein mit der berauschenden Wirkung gegorenen Gerstensaftes perfekt kombiniert – erstmal ab zu Kollege Dominik, der die erste Partie im kleinen `MARX´ Club fieberhaft verfolgt.


MATTERHORN

Am Samstag eröffnen MATTERHORN das kleine MarX. Schnell rein, bevor es keinen Platz mehr gibt! (genau! – Anm. v. LL) Sehr gut ist, dass mittlerweile ein Türsteher die Leute nach vorne durchweist und somit nicht alle gleich am Eingang stehen bleiben, weiter drinnen hat es noch gut Platz. Die drei super sympathischen Kids aus der Schwyz spielen einen brachialen Black Thrash mit ordentlichem Punk-Einschlag, und prügeln einen sofort hellwach. So muss das damals bei HELLHAMMER gewesen sein! Die beiden Gitarristen bangen die ganze Zeit wie wild und werfen beide bei einem Break synchron ihre Köpfe nach oben. Super Choreografie, ich bin entzückt und schon verliebt in die Jungs. Natürlich muss danach auch gleich das frisch signierte Vinyl für daheim verhaftet werden. (DFH)

 


THE
NEPTUNE POWER FEDERATION

Eine gespannte Erwartung liegt in der Luft, stehen uns nun doch gleich zwei Premieren bevor: die Australier zum ersten Mal in Europa unterwegs, aber noch viel unfassbarer – eine echte Ausserirdische in der Markthalle! Ihr Gefolge spielt auf, und die Imperial Princess betritt in einer beeindruckenden Aufmachung die Bühne, zündet ihre LEDs an und macht, indem sie Wein ins Publikum speit, auch gleich klar, wer hier die Chefin ist…die Messe kann beginnen!


Und die Markthalle tobt schon beim ersten Song wie eine veritable Südstaaten-Baptistengemeinde, Köpfe werden geschüttelt, Arme in die Luft geworfen und vor allem wird getanzt! Ihre hochentzündliche Mischung aus punkig-rohem, dreckigem 70ies Hard Rock und saftig-psychedelischem Space Doom geht direkt in die zitternden Knochen, bei kristallklarem Sound kann Screaming Loz Such ihre Sirenenstimme voll ausspielen und wird von ihren Jungs gepusht, die vor Spielfreude nur so strotzen und im HOH-internen TIGHTness-Battle die Nase ganz weit vorn haben. Was für eine Liveband! Das Gitarrenduo Search & DesTroy und Inverted CruciFox hat seine Fuzzpedale bereits inkorporiert und wird von einer rollenden Rhythmusmaschinerie aus Jaytanic Ritual am groovigen Viersaiter und vor allem Mr. Styx an den Powerdrums vorangetrieben. Die Hohepriesterin beschwört den ‚Way of the Wizard’, und schweissgetränkt sind alle um die kurze instrumentale Pause froh, in der ausgewählte Front Row-Banger, mich eingeschlossen, bewusstseinserweiternde Unsterblichkeit direkt aus ihren Händen auf die Zunge empfangen:

Wären die Platten nicht ständig ausverkauft, würde hier jetzt JEDER textsicher mitsingen…bekommt dazu jedoch beim letzten Song die Chance, so er oder sie nicht vor Begeisterung bereits die Besinnung verloren hat: als Hommage an ihre großen Influencer MOTÖRHEAD wird ‚Killed By Death’ intoniert und die Menge dreht endgültig durch! Ein Auftritt für die Geschichtsbücher, und am Ende stehen wir fassungslos begeistert da und fragen uns nur noch – wer sollte heute Headliner sein? Denn das war er bereits – mehr Rock’n’Roll geht nicht. (UV)

Yepp, Sister Violet – da kann ich mich nur anschließen, den dicken Strich drunterziehen und paar Ausrufezeichen dranhängen. Nichtsdestotrotz sprudelt dies aus meinem Kopfkino raus:

Wow. Und WOW. THE NEPTUNE POWER FEDERATION definieren den Begriff Okkult Rock dank ausufernder Stage-Persona ihrer Sängerin und fettem Brett-Retro neu. In ruhigen Parts singt sie beschwörend intensiv wie einst ihr männliches Alter Ego Jim Morrison (er halt damals einfacher gekleidet, bzw. nackter und ohne Kopfschmuck). Es knarzt, es rockt – so mut dat. Während die Band einen abfetzt, besticht SIE würdevoll mit graziler Anmut da, wo andere dunkle Priesterinnen live mit gepflegter Langeweile und aufgesetztem Image versagen. Sogar das unheilige Abendmahl zelebriert sie mit ausgewählten Jüngern in der ersten Reihe – oder war’s doch die Schluckimpfung mit Zuckerli? (Denke eher Letzteres! – Anm. d. Red.) Einerlei, jetzt wird nochmal arschtight rrrriiiiiischtisch gegroovt. Obwohl der Applaus danach kaum noch zu toppen scheint, kitzelt das Cover `Killed By Death´ nochmal an der Stellschraube der Audience. Auf die „To-Do“-Liste, Jürgen! (LL)

 

Weitere Ergebnisse des Spieltages:

SANHEDRIN : LORD VIGO – 0 : 1    (1 : Abseitstreffer)

Schwester- und brüderlich teilen wir uns nun die Berichterstattung und ich führe euch zunächst in die dunklen Wälder und Berge des MarX Clubs. Das Ausgang dieser unglücklichen Partie ist daher nur mein persönliches Spielergebnis…(…aus Less‘ Sicht, aber wartet mal ab!)

LORD VIGO

Nach einem neuen Intro powern meine Karpatenpfälzer mit `Doom Shall Rise´ auf druck-und eindrucksvollste Weise los. Epischer Metal hat einen Namen, wie `I Am The Prophecy´ danach untermauert. Diese raue Energie gepaart mit musikalischer Finesse und den mystischen Geschichten, die Vinz zu erzählen weiß, sind einfach dermaßen einmalig, dass ich nur jedem empfehlen kann, diese Band für sich zu entdecken. Tonnenschwere Riffs reißen dich aus den Schuhen, um dich dann mit feinen Instrumentalparts und Refrains zu packen, die man einfach mitgrölen muss.

`Evil In Disguise´ bietet zweistimmige Soli, markante Bassläufe und mit Neuzugang `Ivo Shandor´ einen wahren Donnergott an den Drums, der seinem beliebten Vorgänger und Kapuzenträger `Murray The Mantis´ in nichts nachsteht. Das Organ von Vinz findet man auch nur einmal im mir bekannten karpatischen Universum. Der Übertitel `Vigo Von Homburg-Deutschendorf´ ist sowieso schon von Anbeginn der VIGO’schen Zeitrechnung als Undergroundhit erschaffen worden und der `Eternal Saviour´ zeigt ein weiteres Mal alle Trademarks dieser Combo im ultimativen Gesamtpaket. Die Zukunft bleibt spannend: Wird es je einem Veranstalter gelingen, LORD VIGO auf einer würdigen Bühne zu einer Auftrittszeit zu präsentieren, die dieser Band gerecht wird? We shall see – bis dahin: OBEY THE LORD! – Die braven Fans tun es bereits. (LL)

 

 

 

…never underestimate your colleague, dear Less! Da ich genau wie Du SANHEDRIN demnächst bei unserem kleinen SC-Familientreffen im 7er nochmal sehen werde, habe auch ich gegen Ende deren Gigs einen kurzen Abstecher ins MarX gemacht, nur um Euch mal zu demonstrieren, wie wir uns ihm Dienste der Leserschaft abrackern, während der Rest des Publikums um uns komplett steil geht. Leider lässt es sich hier nur im Standbild darstellen, aber glaubt mir, Kollege Lessmeister schafft es tatsächlich, gleichzeitig zu bangen UND seine Gedanken zum Geschehen mitzuschreiben!!!

Aber ich wollte mir zugegebenermaßen auch den Spaß, zum zweiten Mal an diesem Tag zumindest musikalisch in die Karpaten zu reisen, nicht entgehen lassen, und son bisschen obeyen kann ja nie schaden…(UV)

 

SANHEDRIN

“Sometimes you are the hunter, sometimes you are the prey…”, and sometimes you’ll become both at the same time! Angesichts dieses druckvollen Powertrios aus Brooklyn, das wie zuvor TNPF zwischen den musikalischen Zeithorizonten zu oszillieren versteht, wird Metal wieder zu der Kunstform, in der man sich gleichzeitig verlieren und selbst finden kann.

Erica Stoltz und ihre Männer beweisen einmal mehr: Less is more (danke – Anm. v. Less / ♥ – Anm. v. UV), die Reduktion der Mittel bringt die stilistisch prächtigsten Blüten hervor. Ihre tödliche Mixtur aus Classic Rock, NWoBHM, US-Metal und doomigen Atmosphären fällt beim Hammaburg-Publikum auf mehr als fruchtbaren Boden, wir „Rise(n) together“ (‚Die trying’) mit ihrer kraftvollen Stimme und den hoch klimmenden, klassischen Soli, und rocken das dreckig-punkige ‚For The Wicked’ enthusiastisch mit. Wer die New Yorker hier nicht erleben konnte – sie sind gerade mit GATEKEEPER auf Europatour – ganz heißer Tip! (UV)

Weitere Ergebnisse der heutigen Konferenz:

MAGIC CIRCLE : MEGA COLOSSUS – 0 : 1   (1 : 1)

True Kick-Ass Metal mit Doom spielt gegen Real Hard & Heavy.

MAGIC CIRCLE ist zwar schön kauzig und heavy aber genau eine dieser Bands deren Optik und Motivation mir die Wimpern nach und nach zieht. Also gebe ich ab an Fräulein Violet und ziehe weiter zu engen Körperabständen, Bewegung auf der Bühne, echtem Schweiß und true Metal. (LL)

MAGIC CIRCLE

Und es geht weiter auf der großen Bühne mit einer Band, die mich erst einmal durch ihre Optik und, ich sage es mal so – ihre eher zurückhaltende Bühnenpräsenz ganz gewaltig verwirrt: da stehen seltsame, auf dem Haupte spärlich behaarte Studententypen auf der Bühne, die eher nach Hardcore oder sogar Rockabilly als klassischem Doom Metal aussehen. Doch schließt man die Augen, tauchen Bilder von zotteligen TROUBLE- oder CANDLEMASS-Epigonen aus der düsteren Tiefe auf, und auch die hochwürdigen Vorfahren aus Birmingham lassen als ‚Ghosts Of The Southern Front’ lautstark grüssen. Hier ist heute keiner ‚The Damned Man’, sondern überraschend beglückt, nicht nur von einer fabulös aufspielenden Truppe, sondern vor allem von Vokalist Brendan Radigan, den ich mir nun mit PAGAN ALTAR doch sehr gut vorstellen kann – Vorfreude auf die Alm kommt auf! Und da wird das Stageacting der Band auch deutlich publikumsnäher ausfallen… (UV)


MEGA COLOSSUS

MEGA COLOSSUS geben mir persönlich dagegen unendlich viel mehr bei bester Spiellaune mit ihren herzerfrischenden, teils hardrockigen als auch MAIDEN-orientierten Stücken und zerlegen den kleinen Bolzplatz nach allen Regeln der Metallkunst, während im Stadion Standfußball gespielt wird (Hohohohoooo!, ruft es da von drüben aus dem Audimax…Anm. v. UV) . Der außerordentlich starke Sänger Sean `The Train´ plus außerordentlich motivierter Band wissen kaum, wo sie mit ihren Instrumenten hinfeuern sollen, ohne mit den Klampfenhälsen alles umzulegen. Sehr überzeugend die Mitsinghits `Navigator´ und `Sunsword´. Besonders geil der ständig mitsingende Gitarrero Bill links, welcher der Punkzwilling von John Lennon sein könnte. Ja, hier ist alles drin, was den Papa erfreut. Screams, zweistimmige Gitarren mit Sparringspartner Stephen, Galoppelrhythmen, Doza an donnernden Drums und Steve Harris-würdiges Bassspiel durch Anthony. Es werden im kleinen Club neue Maßstäbe in Sachen Publikumsreaktionen angelegt und eine kleine, glückliche Bangerschar ist heilfroh, auf die richtige Partie gesetzt zu haben. Schade um die Fehlentscheidung des Unparteiischen bei der Platzvergabe. (LL)

Da ich zugegeben auch eher eine Freundin musikalischer Livedarbietungen bin, die etwas für Ohr, Auge, Körper und vor allem Seele bieten, habe ich mich irgendwann davongestohlen aus der großen Halle und mich unter Aufbietung sämtlicher Tricks ins proppenvolle Marx geschmuggelt. Dort war zwar erstmal kein Vorankommen, aber allerbeste Stimmung auf wie vor der Minibühne machte das sofort wieder wett – ein überfülltes Punkkonzert könnte nicht kuschliger sein! Auch wenn der Sänger nicht Less‘ Kopfschmuckkategorien erfüllt, kann er jedoch mit überragendem Stimmumfang und einem Leibchen in der Lieblingsfarbe unseres Chefs punkten, und was seine Mitstreiter da an echtem Heavy Metal-Kult inclusive massig Twingitten und fäuste- wie nackenfordernder Breaks hier an Powerriffing grade abziehen, entbehrt sowieso jeglicher Attribute…lassen wir daher doch einfach ‚The Judge‘ sprechen: „Under red Skies and Madness – Judgement will ride“! Das Publikum feiert diese zugleich klassische wie frische Interpretation ihrer Lieblingsmucke frenetisch und genau wie die Band unter vollem Körpereinsatz, hier geht am Ende keiner unglücklich oder trocken heraus! (UV)

 

Weiter mit den Ergebnissen:

TRUPPENSTURM : CHAPEL OF DISEASE – 0 : 1    (0 : 1*)

(nicht diskutierbar) (…absolutely not!!!)

CHAPEL OF DISEASE

„A Storm over Hammaburg“ – geradezu prophetisch mutet die Aufschrift der schnell ausverkauften, exklusiven HOH-Shirts der Kölner an. Es wird jedoch kein Hurrikan sein, der rein zerstörerisch über uns hinwegfegt, sondern eher ein an- und abschwellender tropischer Wind, der unsere Herzen erwärmt und Sinne erweitert…

Schon das im Soundcheck fast komplett gespielte ‚Void Of Words’ macht klar, dass nun etwas ganz Großes bevorsteht. Ich wage zu behaupten, dass keine Band des gesamten Billings so viele neue Fans gewinnen konnte wie die Fast-nicht-mehr-Deathmetaller, ein Grund dafür ist natürlich ihr jüngstes Traumalbum ‚… And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye‘, welches wir heute fast komplett und nur ergänzt durch ‚Dreaming Of The Flame’ von ’The Mysterious Ways Of Repetitive Art’ dargeboten bekommen.

Von Beginn an wird die blind aufeinander eingespielte Band getragen von einer mächtigen Energiewelle, die zwischen ihnen und dem Publikum hin- und herwogt, jeder hier ist einfach nur noch fasziniert von einem perfekten Auftritt. Bereits bei der zweiten Emotionsbombe ‘Oblivious-Obnoxious-Defiant’ singen die headbangenden ersten Reihen geschlossen (und viele mit tatsächlich genussvoll geschlossenen Augen!) den Refrain mit, dieses Stück macht die Größe dieser Band klar, die es wie keine andere versteht, den Druck (David und Christian – Chapeau an die Rhythmusleute!!!), die rohe Härte und die Aggression des Todesbleis mit geradezu hypnotischen Melodien zu verbinden, in denen man sich komplett verlieren kann. Gerade die leisen, gänsehauterzeugenden Töne der nicht anders als wunderschön zu bezeichnenden Gitarrenarbeit der Teubl-Brüder sind es, die zurück in die Anfänge des Classic Rock entführen und ganz weite Klangflächen öffnen, die von einer hochpräzisen Rhythmusarbeit und perfektem Sound getragen die große Halle durchwabern, und Kollege Lessmeister schließlich zum Fazit bewegen, dass wir gerade “Die DREAM THEATER der extremen Musik” erleben durften. Und ich bin ja auch nur ein Mädchen, und werde heute mein Merchgeld fast komplett beim Chapel-Stand lassen…diese Band gilt es zu unterstützen! (UV)

So. da HAMMAs. Spruch geklaut, Gag versaut. Naja, wenn das eine darf, ist das meine Uta. (Uff, nochmal Glück gehabt!)

Nun – was soll ich jetzt noch sagen? Eine der meistgeliebten Bands des letzten Jahres zeigt auch live, wie perfekt extreme und doch genreübergreifende Musik in äußerster Präzision dargeboten werden kann. Leck mich, wie geil ist das denn wirklich? Ich wünsche es TRUPPENSTURM echt von ganzem Herzen, dass noch paar Seelen ins MARX sind, denn hier ist die Hütte am Platzen. Diese Einsprengsel musikalischer Vielfalt sind in dieser Form einfach in solch‘ einem Gesamtkontext selten dagewesen. Und gerade jetzt fällt dir noch einmal mehr dieser göttliche Sound auf, den die Macher in dieser Location zaubern. Gerade bei dieser Band ist es eminent wichtig, dass vom Mix her kein Detail ins `Off´ rutscht. Booooaaaahh – da ist auch mein persönlicher Favorit `Null´ mit seinem abartig geilen Riffing. Für mich eine der bedeutendsten Extrem-Bands der Neuzeit…EXTREM musikalisch. OK, melde mich ab, da ich mit offenem Mund nur noch ungläubig dem Dargebotenen der schnellen, harten (Achtung, ich ziehe die Gagkarte trotzdem nochmal) DREAM THEATER dieses Genres lauschen kann (Wieso? War der Sänger live so schlecht?? 😉 – Anm. d. Red. )und gebe ab an unsere Asse im Ärmel und Lieblings-Saarländer, die die Stellung bei den gerade nicht zu beneidenden TRUPPENSTURM tapfer halten. (LL)

 


TRUPPENSTURM

Zum Glück kann man Livekonzerte nicht wie Fussballkonferenzen gleichzeitig gucken (hahaha – ob ihr’s glaubt, oder nicht, dieser Satz entstand, bevor mein Süppchen dazugegossen wurde – LOL! – Anm. v. Less. Genau, der nervigen Telekom-Werbung sei Dank! Anm. v. UV) und als Gegenprogramm zu COD sind TRUPPENSTURM auch perfekt gewählt; doch da Less und ich eh Pussys sind, wären wir sowieso kaum zu diesem Zerstörungskommando gegangen. Daher für euch nun saarländisch-pfälzische O-Töne aus dem MarX:

Werner: „Wenn ma sich auf ei Sach im Metal verlasse ko, dann sinn des Trios. TRUPPENSTURM liefe ausser Konkurrenz, die han einfach nur den Preis angenomm für die Darmspülung mit de roschdischste Näggel üwwerhaupt.“ Bernhard: „Dem ist nix mehr hinzuzufügen!“. Außer dass man hörte, Alexander von Meilenwald hätte heute zum letzten Mal getrommelt, was natürlich sehr schade wäre…nun ja, die wahren Connaisseurs waren ja sowieso vor Ort! (UV)

Hochgerechnete Ergebnisse:

DEAD CONGREGATION : GATEKEEPER – 0 : 1    (schwaches 1 : 1)

Ganz klar für mich keine Frage, da mir bei der Saisonvorbereitung bewusst wurde, dass DEAD CONGREGATION nicht in meiner persönlichen Liga spielen, dagegen aber GATEKEEPER exakt mein Ding sind. Leider Satans wurde mir aufgrund fehlender Kapazitäten im MarX nur die unbefriedigende Möglichkeit zuteil, lediglich durch die Scheibe zu sehen, wie nach allen Regeln der Kunst drinnen abgeräumt wurde. Naja – dann halt im Traumpackage mit SANHEDRIN und OLD MOTHER HELL demnächst im 7er Club Mannheim. Wie gut, dass sich in unseren Reihen ein Energiebündel findet, welches die unglaubliche Herausforderung dieser Doppelbelastung mit Leichtigkeit annimmt:


DEAD CONGREGATION

„Warm werden“ ist ein reichlich unpassender Ausdruck für meinen persönlichen Bezug zum klassisch geprägten, sehr bass- und atmosphärenlastigen und technisch hochanspruchsvollen Death Metal der Athener. Diese ballern auch gleich fettest los und in den vorderen Regionen werden reichlich Rotationskräfte an Halswirbelsäulen freigesetzt.

 

An anderer Position im Lineup hätten sie bei weiten Teilen des Publikums wohl grössere Chancen gehabt, nach Chapels doch eher feinsinnigem Überauftritt lichten sich die Reihen angesichts des nun dargebotenen nackenvernichtenden Infernos jedoch deutlich, trotzdem findet die doomige, zwischen mittlerem und Hochtempo changierende Dampfwalze ihre Verehrer. Für mich ist es jedoch höchste Zeit zum Essen fassen und bei anregenden Gesprächen in der ChillOut-Zone etwas zu verschnaufen. (UV)

 

GATEKEEPER

Doch zuvor werfe ich noch einen Blick ins mal wieder komplett vollgestopfte MarX und auf die Kanadier, die es rätselhafterweise vorzogen hier statt auf der großen Bühne zu spielen. Wie gut ihr episch wie US-geprägter Metal bei den fanatischen Horden ankommt zeigt schon die Tatsache, dass es unmöglich ist, zwischen all der Luftgitarrenhelden und Headbangern auch nur in die Nähe der Bühne zu kommen. Selbst auf die Distanz beeindrucken zum einen der großartige, für das Metier angenehm raue Shouter Jean-Pierre Abboud sowie seine beiden Gitarrenhelden, die nicht nur wegen der Enge auf der Minibühne herrlich tight aufspielen und ihre Zuschauer begeistern. (UV)

 

NIGHT DEMON

Dumm gelaufen – oder zuviel gelaufen? Ich habe eindeutig zu spät endlich mal Pause gemacht, und kann mich nun kaum noch aufraffen zum Headliner. Die drei Herren geben wie immer alles, und ein paar Songs gehen auch noch, aber so richtig einsteigen ist für mich leider kräftemässig nicht mehr drin. Das ist sehr schade, aber erzwingen kann man nix, denn auch meine Begleitung ist rechtschaffen müde und ordentlich vergrippt, daher heißt es für mich nun: Adieu, ‚Heavy Metal Heat’, ‚Full speed ahead’ UBahn!  (UV)

 

NIGHT DEMON sind und bleiben eine Macht, eine Naturgewalt, eine Drei-Mann-Eruption, solange, bis sie selbst entscheiden, wann der Zeitpunkt kommt, zu gehen. Und bis dahin sollte sich JEDER, der Metalfan auf seiner Kutte stehen hat, sein eigenes Urteil live und in Farbe gebildet haben. Punkt. Doch HAMMABURG ist mittlerweile müde, nur so ist es zu erklären, dass ich locker in die Mitte des Hexenkessels schlendern kann. Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, für wen ich was schreiben soll, was nicht schon zur Genüge berichtet wurde. Muss man gesehen haben, sonst erfasst man die Bewegung, die Power und die glorreiche Ausnahmestellung dieser Band nicht. Scheiß‘ heute auf Aufzählung der Hits am Band, kauft euch gefälligst das Live-Album.

Aber ich muss schon erwähnen, dass ‚Screams In The Night‘ mich zurückbeamt zu einem gewissen ersten Album einer METALLIsChen Band, die ebenfalls DIAMOND HEAD zu würdigen wusste. Danach transformiert `Darkness Remains´ nicht nur meinen Schlüpper zum Feuchtgebiet. Was für eine mächtige Ballade! Und den Zaubertrick, bei der hervorragend gesungenen Zugabe den Meister aller Klassen Uli Jon Roth mit seiner Celestial Sky Guitar auf die Bühne zu bekommen, muss ihnen erst mal einer nachmachen. Was für ein Pokalfinale! Wahrhaft verdient `Top Of The Bill´. Wem das alles nicht reicht, den kann nur noch der `Night Demon´ selbst nach Hause schicken.

 

Welch‘ Spektakel, was für eine Stadt, was für ein Club, was für Fans, was für Bands! Herzlichen Glückwunsch, ihr lieben Veranstalter, ich habe mich verliebt in ein Festival, das seinesgleichen sucht (♥ …und ich erst! ♥ Anm. v. UV). Ein Quäntchen mehr Brainstorming, welche Combos man gleichzeitig auf die Bretter schickt, fehlte mir zwar noch, aber das werde ich in Zukunft vor Ort erneut mit Freude wieder selbst beurteilen können. Cheers, machts gut und bis nächstes Jahr! (LL)

 

Ja wie geil war das denn???

Zwei Tage Vollbedienung mit gigantischen Bands aller metallisch glänzenden Couleur, unglaublich intensiven Auftritten, grandioser Musik bei exquisitem Sound und vor allem ganz, ganz viel Spaß mit coolen Leuten in einer HAMMAlocation! Eigentlich gibt es hier absolut nix auszusetzen (außer dass die erwachsenen Girlies keine passenden T-Shirts bekommen haben, bitte beim nächsten Mal auch daran denken, dass es von uns mehr als zwei Exemplare gibt 😉 …), und der irre Wunsch, weniger megageile Bands zu buchen nur damit wir mehr Zeit haben, uns auch mal in Ruhe mit Freunden unterhalten zu können, ist natürlich irgendwo Mumpitz. Trotzdem, interner Aufruf an den Rest der SC-Mannschaft: nächstes Jahr muss Verstärkung her! Das hier könnt ihr euch einfach nicht entgehen lassen! (UV) (fangt mal an zu sparen – Amn. d. Red.)

Wir kommen wieder!!!

U.Violet (UV), Less Lessmeister (LL) & D.F. Heinkele (DFH) sagen Tschüss und bis 2020!!!

 

Viele viele tolle Bilder vom Samstag findet ihr hier

 

                                          

 

Cthulhu war auch da… 😉