Livehaftig

MAIDAVALE, ISLES OF MARS

~ 05.03.2019, 7er Club, Mannheim ~


Ziemlich genau vor einem Jahr haben die schwedischen Damen von MAIDAVALE ihr zweites Album `Madness Is Too Pure` veröffentlicht. Wiederum haben sie mit ihrem ungewöhnlichen Stil und ihrer hohen Originalität verstärkt Aufmerksamkeit generiert. Schon mit ihrem 2016er Debüt `Tales Of The Wicked West` lieferten die Ladies ein hoch interessantes Album zwischen Classic-/Psychedlic- und Space Rock ab.

Jetzt sind sie endlich auf Tour und halten auch im 7er Club in Mannheim, der überraschend gut besucht ist – in Anbetracht des doch spärlichen Bekanntheitsgrades des Quartetts.

Eröffnet wird der Abend allerdings von einem Mannheimer Trio namens ISLES OF MARS, die bisher noch keine echte Veröffentlichung vorweisen können. Aber das, was an diesem Abend geboten wird, hat erhebliches Potential. Der Mix aus Space/ Stoner/ Power Blues Rock- und Seventies-Metal geht sofort in Kopf und Körper. Der Gesang ist etwas kantig, roh, nicht wirklich ausgereift, hat aber seine Momente. Die Gitarrenarbeit ist fett und sehr intensiv. Die Songs grooven wie Hölle und erinnern mich an die australischen BUFFALO. Also dieser sehr Blues-lastige Seventies Heavy Rock, den die Australier zu `Volanco Rock` Zeiten zockten.

Während der Gitarrist/Sänger die komplette Aufmerksamkeit auf sich zieht, steht der Basser eher etwas zu ruhig auf den Bühnenbrettern. Der Schlagwerker spielt konzentriert und kraftvoll, nebenbei liefert er die zweite Stimme bei einigen Nummern. Wird Zeit, dass die Herren was veröffentlichen, genug überzeugendes Material ist vorhanden. Das Trio kommt auf die Watchlist. Starker Auftritt.

Mehr Retro-Outfit ist nicht möglich. Als Sofia Ström [Guitar] Matilda Roth [Vocals] Linn Johannesson [Bass] und Johanna Hansson [Drums] die Bühne entern, fühlt man sich wie in einer Zeitmaschine. Die Damen steigen gleich voll ein. Technisch agieren die Ladies auf einem sehr hohen Niveau. Gerade Gitarristin Sofia Ström liefert ein beeindruckendes Feuerwerk an Riffs. Sind die Songs doch alles andere als einfach konzipiert, wirkt ihr Spiel dennoch äußerst perfekt. Der exzentrische Gesang von Matilda Roth steht im harten Kontrast zu den spacigen Rhythmen und der energischen Spielweise. Ihr Gesang ist überwiegend mit einem Hall belegt, wie schon auf den Alben. Live hat das allerdings deutlich mehr Power und Energie.

Drummerin Johanna Hansson liefert übertight ihre Beats und rockt das Drumkit. Einzig Bassist Linn Johannesson ist eher unspektakulär. Ihr Bewegungsradius ist beschränkt auf einen knappen halben Meter. Allerdings sorgt die Größte der vier Damen mit einem druckvollen Bassspiel für die satten Grooves in der Bauchgegend. Dass die Songs alles andere als simpel aufgebaut sind, wurde schon erwähnt. Aber es ist unfassbar zu hören, wie energisch die teils anspruchsvollen Stücke live noch größer erscheinen. Die überlangen Tracks mit den ausufernden Instrumentalpassagen reißen einen mit den spacigen Grooves vollkommen mit. Man wird von dem Sound förmlich aufgesaugt und, ob man will oder nicht, man passt sich seiner Umgebung an. Sprich, die Oberkörper aller Anwesenden wippen synchron! Derweil tanzt voller Extase Madame Roth!

Metal Pedal….

Die Songsauswahl überrascht, man spielt fast komplett das zweite Album `Madness Is Too Pure` herunter, nur zwei Songs vom Debüt finden sich im Set, wenn mich nicht alles täuscht. Absolutes Highlight des Auftritts eine etwas längere Version von `Gold Mind`. Unfassbar! Diese Energie und intensive Spielweise. Auch das schnellere `She Is Gone` gehört im Nachhinein zu den Highlights. Dieser Mix aus Space-, Psychedlic- sowie Experimental Rock lässt Raum für kurze improvisierte Passagen, die geradezu perfekt eingebunden sind.

Was die Ladies hier geliefert haben war Weltklasse und gehört schon jetzt für mich zu meinen Konzert-Highlights des Jahres 2019. Nehmt die Chance wahr und schaut euch MAIDAVALE auf der aktuell noch laufenden Tour an. Ihr werdet es nicht bereuen.

 

 


Alle Fotos: Jürgen Tschamler