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CANDLEMASS – The Door To Doom

~ 2019 (Napalm/Universal) – Stil: Doom ~


Johan Längquist ist zu CANDLEMASS zurückgekehrt. Diese Nachricht schlug 2018 wie eine Bombe ein. Personaltechnisch ein geschickter Schachzug, um die Aufmerksamkeit nochmals auf die Doom-Legende zu richten. Dabei war Johan Längquist einst nur die Notbesetzung für das große CANDLEMASS-Debüt ´Epicus Doomicus Metallicus´ anno 1986. Als Gastmusiker verhalf er der unbekannten Schwedenformation um Bassist Leif Edling zu einem Aufsehen erregenden Erstwerk. Auch wenn Songs wie ´A Sorcerer’s Pledge´ und ´Sorcerer´, eigentlich jeder Song dieses Werkes, ein Klassiker geworden ist, bleibt der Fixstern des Doom Metal auf ewig ´Nightfall´. 1987 mit dem größten Doom-Sänger aller Zeiten, Messiah Marcolin, veröffentlicht. Viel größer wäre also die öffentliche Aufmerksamkeit bei einer erneuten Rückkehr von Messiah Marcolin gewesen, dessen abermaliges Engagement zuletzt 2006 endete. Dennoch ist Johan Längquist ins Studio und ans Mikrofon zurückgekehrt.

I sold my soul … to … the sound of 666

Tatsächlich ist sogar immer noch die ´Nightfall´-Besetzung aktiv und hat verstärkt um Johan Längquist das zwölfte Werk der Bandgeschichte eingespielt. Dieses folgt natürlich – sind doch über drei Dekaden seither vergangen – nicht den Vorstellungen, die ´Epicus Doomicus Metallicus´ hinterlassen hat, sondern bleibt der in all den Jahren seither verfolgten Linie treu. Johan Längquist singt überraschend theatralisch und restlos ausgewogen, eine Leistung, die ihm Lästerzungen seiner einstigen Gesangsleistung so nicht zugetraut hätten.

Here I stand, on the bridge of the blind, can’t see where I’m going, or what I leave behind

´Splendor Demon Majesty´ ist der erwartete Bombast-Doom in wilder sowie gewohnt epischer Aufführung. Die belebende Geschwindigkeit lässt erste Die-Hard-Doomer bereits kapitulieren. Ein verwehter Engelschor gesellt sich hinzu. Für diesen zeichnen sich Jennie-Ann Smith (AVATARIUM), Stefan Berggren (RAZORBACK, SNAKES IN PARADISE) und ex-Bandmitglied Mats Levén (KRUX, AT VANCE, ABSTRAKT ALGEBRA, MALMSTEEN) aus. Auf dem etwas orientalischen ´Astorolus – The Great Octopus´ teilt sich der Urvater des Doom, Tony Iommi, mit Lasse Johansson die Soli. Weit zerstörerischer wirkt die Eröffnung der Rückseite des Vinyls ´Death’s Wheel´ Runde für Runde, am eingängigsten dagegen´Black Trinity´, entgegen des jammigem Solo-Abschnitts. Mit Regen und Glockenschlag erfolgt im großartigen ´House Of Doom´ eine Verbeugung vor Birminghams Urvätern, pflegt aber die Gewohnheit der mit dem Eröffnungsstück begonnenen Kompositionsweise.

I had a dream last night, a vision, a prelude, outside my body, I was free to do

Eine emotionale Ballade in der Tradition alter Weisen können CANDLEMASS mit ´Bridge Of The Blind´ vorweisen. ´Under The Ocean´ ist ein träumerischer Folksong, der sich zum Heavy Berserker entwickelt und in seiner Wut dem Metall Schläge versetzt, jedoch nicht effektiv genug wabert. Den Kreis schließt das epische ´The Omega Circle´, geradezu prädestiniert für den Genuss auf Massenkundgebungen.

CANDLEMASS stoßen mit ´The Door To Doom´ keine neuen Türen auf, öffnen auch keine alten, einst verschlossenen. Sie folgen ebenso den Spuren anderer Ikonen und veröffentlichen schlichtweg keinen neuen Klassiker. Eines darf jedoch konstatiert werden: die Legende lebt, in beeindruckender Form.

(8,25 Punkte)