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ARENA – Double Vision

~ 2018 (Verglas Music) – Stil: Neo Prog ~


Die Formation um das Erfolgs-Duo Mick Pointer (ex-MARILLION) & Clive Nolan (PENDRAGON) macht sich in den letzten Jahren immer rarer. Der Abstand zwischen den Veröffentlichungen wird immer größer. ´Double Vision´ ist das neunte Werk von ARENA und orientiert sich an dem eigenen Bandhöhepunkt ´The Visitor´, der bereits vor 20 Jahren den Song ´Double Vision´ enthielt. Somit dürften keine Parallelen zum zweiten Werk der US-Amerikaner FOREIGNER gegeben sein, außer dass ARENA ihren opulenten Neo Prog in den letzten Jahren immer schnörkelloser komponieren. Dies lässt sich an allen sechs Liedern ablesen, die den ersten Abschnitt des Werkes ausmachen.

´Red Eyes´ suhlt sich zum Höhepunkt äußerst offenkundig im Melodic Rock und auch ´The Mirror Lies´ findet die Leichtigkeit im Melodienverlauf. Die Sentimentalität kommt in der sehnsuchtsvollen Ballade ´Scars´ und dem Akustikgitarren-Song ´Poisoned´ zum Tragen. Natürlich ist der Opener ´Zhivago Wolf´ ein gewohnt dem Ohr schmeichelnder ARENA-Song, vielleicht mit seiner Back-to-the-Roots-Attitüde zu offensichtlich, wie ´Scars´, an der eigenen Geschichte klebend. Beständigkeit gehört inzwischen zu den Tugenden von ARENA. Zu den Konstanten im Bandgefüge dürfen nämlich auch Gitarrist/Sänger John Mitchell (KINO, FROST*, IT BITES) und der immerhin schon seit dem 2011er Werk ´The Seventh Degree Of Separation´ am Mikrofon verweilende Sänger Paul Manzi angesehen werden.

Der finale Longtrack ´The Legend Of Elijah Shade´ stellt den zweiten Teilabschnitt des Werkes dar. Auf über 22 Minuten verfällt er als Longtrack gerade nicht der ausgedehnten Epic früher Bandjahre, sondern entfaltet sich in kleinen Songteilen, die zusammen ein Ganzes präsentieren. ´The Legend Of Elijah Shade´ ist gegenüber den restlichen Liedern des Werkes in allen Belangen von erlesenerem Geschmack. Die Melodien zeigen sich von ihrer schönsten Seite und wechseln rasant die Richtung. Jeder Teil ist fordernder und dynamischer als zuvor. Schneidig und beherzt folgt die Komposition ihrem vorgegebenen Pfad, der sich erst zum Ende eine Verschnaufpause gönnt, ehe sie ins epische Schwelgen verfällt.  

´Double Vision´ bleibt der Neo-Prog-Stilistik und der Prog-Statistik treu. Die B-Seite ist anspruchsvoller, ein Longtrack füllt sie aus, sie übertrifft die A-Seite mit Leichtigkeit. ARENA-Liebhaber stellen sich sowieso beide Seiten ins Regal – falls jemals eine Vinyl-Version veröffentlicht werden sollte. Das Coverartwork ist hingegen äußerst schablonenhaft und spannungsarm. Optimistisch ruht der Blick auf dem kommenden Jubiläumswerk, dem zehnten von ARENA.

(7,5 Punkte)