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ERIC GALES – The Bookends

~ 2019 (Provogue Records) – Stil: Blues ~


Ich habe gestern, am 02.02.2019, zwei GRAVEYARD-Silberlinge gehört, nacheinander. Es hat mich bis ins Mark berührt. Warum ich ein ERIC GALES-Review mit solch einem Satz beginne? Das sollte sich von selbst erklären.

Eric Gales ist eine langjährige Szeneikone, den ich immer mit rockendem Blues in Verbindung gebracht hab. Auf seinem mir nicht bekannt wievielten Album spielt er zudem mit Versatzstücken aus Funk, Soul, modernem Hardrock und dergleichen. Handwerklich sind Eric Gales und seine Crew dabei absolute Spitzenklasse. Da sind so manche instrumentale Momente, wo ich als Hörer und Freund von Rockmusik beinahe aufrecht im Raum stehe und sich mir die Schwarte kräuselt vor Wonne. Spielen können sie, auf Abwechslung legen sie Wert, zumindest in den verwendeten Stilistiken.

Aber dann kommt die bittere Erkenntnis, dass Eric Gales irgendwann einmal das schiere Glück hatte, zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle entdeckt worden zu sein. Die mit angenehmer Stimme vorgetragenen Songs haben nämlich diesen zu sicheren Melodienverlauf. Alle Gesangslinien ähneln sich untereinander oder bereits vor drei, vier oder fünf Jahrzehnten beliebten Standards. Um wenigstens eine eindringliche Atmosphäre aufzubauen, ist die CD dann in einem modernen Studio zuproduziert. Mainstream für den Blues- / Roots-Rock-Bereich. Und da kommen GRAVEYARD oder KADAVAR oder die BLUES PILLS ins Spiel. Die haben auch recht guten Erfolg und auch mit vier oder fünf Alben auf dem Konto, wie bei KADAVAR und GRAVEYARD, sind die Truppen frisch, stecken voller Magie. Das fehlt dem sattgefressenen Eric Gales bei aller Freude am Gitarrespielen, die man ihm anhört.

Nette Songs, zum einen Ohr rein, zum anderen Ohr raus, handwerklich grandios, kompositorisch solide einschläfernd. Ich wünschte, ich hätte derweil andere Musik hören können und das sagt auch leider alles. Die Fans mögen mich hassen, ich bin hier rein subjektiv aus der Sicht eines Käufers vorgegangen, der gar nicht soviel Knete für all die Veröffentlichungen hat, die da jährlich rauskommen. Wenn schon Classic Rock, dann mit geilen, absolut mitreißenden Melodien. Aber das überfordert viele ja schon. Die Menschen werden entweder mit dem Alter denk- und gefühlsfaul oder sind von Anfang an nicht gewillt, über einen gewissen Tellerrand zu blicken. Für die ist Eric Gales sicher auch okay, okay ist er ja auch.

6 Punkte für die gute Darbietung und das ordentliche Songwriting. Ich geh jetzt DARK STARR von 1983 hören (siehe hier).