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TRAVELER – Traveler

~ 2019 (Gates Of Hell Records) – Stil: Heavy Metal ~


Die Reisenden sind angekommen. Vorerst. Nachdem die Kanadier TRAVELER im vergangenen Jahr ein im Underground schwer euphorisch aufgenommenes Drei-Song-Demo veröffentlicht hatten (siehe auch hier), war es nur eine Frage der Zeit, bis das erste, vollständige Werk erscheinen würde. 2019 ist es soweit. Das selbstbetitelte Debüt bringen „Gates of Hell Records“, ein Unterlabel der italienischen Plattenfirma „Cruz Del Sur Music“, an das Licht der Öffentlichkeit. Auf klassischen, knapp vierzig Minuten demonstriert das Quintett um Sänger Jean-Pierre Abboud (GATEKEEPER, ex-BORROWED TIME) und Gitarrist Matt Ries (GATEKRASHÖR, HROM) Heavy Metal wie er in der letzten Dekade wieder entdeckt wurde, schnell und urwüchsig. In den acht Kompositionen sind zudem nochmals die drei Lieder der Demonstration (´Starbreaker´, ´Behind The Iron´ und ´Mindless Maze´) enthalten.

Für TRAVELER müssen sich alle nietenbepackten Metaller begeistern, die den Geist von JUDAS PRIEST in all den schönen Gewächsen des Undergrounds erschnüffeln. Eine gewisse Kauzigkeit verschafft ihnen einen amtlichen Wiedererkennungswert. Jean-Pierre Abboud belegt in ´Starbreaker´ und ´Fallen Heroes´ den Einfluss von OMEN auf den US Metal, die Gitarren toben sich hingegen fast noch NWoBHM-like aus. Der Gesang entblößt in ´Mindless Maze´ zum Höhepunkt diese gewisse psychotic´sche Ausstrahlung, in den Backgroundgesängen von ´Behind The Iron´ leuchtet dezentes europäisches, medieval Feeling hindurch. Der Song könnte durchaus von der Brexit-Insel stammen. ´Street Machine´ ist eines der neuen und hektischen Lieder am Rande der LIEGE LORD´schen Dimension. Mit ´Up To You´ stellen sie sich vollends in die Reihe der „Jungen Wilden“.  Und zum Finale will es die ´Speed Queen´ nochmal wissen, möchte den Schädel des Kuttenträgers beim Schütteln sehen.

´Traveler´ dürfte in einigen Jahren, in gewissen Kreisen, zum Klassiker avancieren. Im großen Ganzen fehlen diesem erstklassigen Scheibchen dazu noch die stimulierenden und restlos überwältigenden Momente.

(8 Punkte)

Michael Haifl

 

 

Canadian Steel! Kommt die Oldschool-Platte des Jahres bereits am Anfang? Das fulminante Demo, welches letztes Jahr mächtig Staub aufgewirbelt hat, wurde um fünf Stücke erweitert. Da unser Chef die Basicinfos und passende Gedanken zum Demo bereits gebracht hat, komme ich mal direkt zur Sache, Schätzchen:

Metal at it’s best. Jean-Pierre Abboud erinnert in den tieferen Stimmlagen an Brian Ross von SATAN und nimmt euch mit Mastermind Matt und der komplettierten Mannschaft Toryin (g), Dave (b) und Chad (d) zurück in die goldenen 80iger, ohne altbacken zu klingen und sind damit mehr als reif für’s diesjährige KEEP IT TRUE. Irgendwie stehe ich diesmal komplett auf dem Schlauch, wenn ich euch einen passenden Vergleich bieten soll – wie wenn man einen alten Freund trifft, dessen Name einem partout nicht einfallen will, obwohl man zusammen die Welt aus den Angeln gehoben hat.

Also gebe ich einfach entfernte Denkanstöße: Teilweise denkt man zurück an die Räudigkeit der Hansen-HELLOWEEN und damit auch als Basis die Ursuppe der gesamten PRIEST und MAIDEN-Wundertüte. Melodischen Speedmetal nannte man Songs wie ‚Street Machine‘, das kurzweilige Instrumental ‚Konamized‘ oder ‚Up To You‘ früher in Jericho, allerdings hier mit dem eindeutigen ‚American Metal‘ Gütesiegel – auch wenn sich das nördlicher gelegene, zivilisiertere Land des Kontinents möglicherweise am Liebsten abspalten würde. Sowas natürlich-unbekümmert-ungezwungenes habe ich schon lange nicht mehr gehört. Ein vertrautes Gefühl, wie erneut auf dem ersten gescheiten Feuerrad zu sitzen, welches man mal hatte und wenn’s lediglich ein Rennrad war.

‚Fallen Heroes‘ tanzt als wohltuender Stampfer tempomäßig aus der Reihe. Ebenso herausstechend der mit einem wunderschönen Akustik-Intro beginnende Ohrenschmaus ‚Mindless Maze‘ vom Demo mit seiner wunderschönen Gesangslinie im Refrain. Die ‚Speed Queen‘ ist einer dieser Songs, die statt einem Scream auch genauso mit „ALLRIGHT!“ (wie bei ‚Behind The Iron‘ vom Demo) hätten starten können und mir im Refrain den guten, alten ‚Sentinel‘ der britischen PRIESTer ins Gedächtnis manifestiert.

Statt auf der niemals endenden Suche nach dem Gefühl der vergangenen Entdecker-Jahre ein ums andere Mal von alten Heroen enttäuscht zu werden, melke ich direkt mein Begeisterungs-Extrapunktekonto und es gilt ab Februar: Neue Männer braucht das Land!

(9 von einer großen Reise nach Hause gefahrene Punkte)

Less Leßmeister

 

 

Killer-Demo, Killer-Album? Im Falle von TRAVELER lässt sich diese nicht immer rhetorische Frage mit einem stahlharten JAWOLLJA beantworten! Matt Ries und seinem zur Liveband mutierten Nebenprojekt gelingt es auch über die Langdistanz, die pure Freude am puren Achtziger-Metal zu verbreiten. Die drei Oberknaller vom Demo klingen in der neuen Aufnahme noch aggressiver und frischer, was nicht zuletzt am Gesang von JP Abboud liegt, der sich die GATEKEEPER-Theatralik hier weitestgehend verkniffen hat und eine Performance abliefert, die mich bei jedem Durchlauf aufs Neue in die Seile hämmert. Zum Glück bewegen sich auch die vier neuen Songs plus das griffige Instrumental `Konamized’ fast durchwegs auf dem Niveau der besten ENFORCER-Kompositionen, sprich ein gutes Stück über dem Level der arg gehypten NIGHT DEMON. Speziell das in bester DEAF DEALER-Manier fesselnde ‚Street Machine‘ und der gnadenlos geile Abschluss-Brenner ´Speed Queen‘ hauen dermaßen ins Mett, dass eine Jahresbestenliste ohne diese Scheibe schon jetzt nicht mehr vorstellbar ist.
Fucking awesome, guys!

(8,5 Punkte)

Ludwig Krammer

 

www.facebook.com/travelerheavymetal


(VÖ: 22.2.2019)