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NANOWAR OF STEEL – Stairway To Valhalla

~ 2018 (Audioglobe / SPV) – Stil: Vero Metallo ~


„Does anybody remember laughter?“ (LED ZEPPELIN live 1976). Einen passenderen Ball hätte mir ROBERT PLANT mit seinem historischen Zitat als Einleitung für NANOWAR OF STEEL nicht zuspielen können. Ja, die irren Römer schlagen offiziell zum vierten Male zu und es wird todernst. Rein musikalisch gesehen, denn Potowotominimak und Baffo sind kurios-geniale Frontschweine, Mohammed Abdul ist der YNGWIE MALMSTEEN des Vatikan, Gatto Panceri 666 erscheint als Meister der tiefsten Frequenzen aus der Plüsch-Hölle und Uinona Raider … trommelt … sehr, sehr gut.

Das Bombastintro ‚Declination‘ legt schon nahe, dass wir es hier mit den QUEEN des Fun zu tun haben und das „Rosa rosa“ könnte als verächtlicher Blick in Richtung J.B.O. gedeutet werden – wahrscheinlich haben sie sich aber lieb, auch wenn sie noch nie ein Kitzmannbier zusammen goutiert haben. Die wunderbare ‚Barbie, MILF Princess Of The Twilight‘ beschwört sogleich Feuchtigkeit im unteren Lendenbereich herauf. Ein Lied wie eine Rhapsodie aus Feuer führt bei allen Gegnern des Italopower zu Brechreiz in vier Himmelsrichtungen, doch weder die persiflierte Band noch DRAGONFORCE hätten das irrsinniger hinbekommen. (Der SKYLARK‘sche Belzebú zermalmt sie mit dem kleinen Finger – Anm. d. Red.)

Meinen persönlichen Hit-Favoriten des humoristischen Jahrhunderts kennt ein jeder bei seinem ursprünglichen Namen, nur telefoniert hat noch niemand mit ihm – bis jetzt. ‚The Call Of Cthulu‘ lässt uns einem LOVECRAFTschen Telefonat mit Männerchören und südländischer Partyfolklore am Ende lauschen. Total bescheuert und gleichzeitig Anwärter auf das Unesco Weltkulturerbe. Bei ‚Heavy Metal Kibbles‘ wird geschrien wie Painkillers ROB auf den Drogen, die HELLOWEEN zu ‚Pink Bubbles Go Ape‘-Zeiten gehamstert haben. Eine italienische ‚Bohemian Rhapsody‘ trifft bei ‚L’Opelatole Ecologico‘ auf MANOWAR in Asien und wir lernen mit ‚Images and Swords‘, dass DREAM THEATER nur ein Produkt verkratzter MANOWAR-Platten sind. Im ureigenen Stile der Letztgenannten wird erklärt, was in der Metalszene so alles ‚In The Sky‘ rumschwirrt – und zwar very high und very, very Eric Adams – like. Famose Umsetzung – wie so ziemlich alles. Rein musikalisch über jeden Zweifel erhaben.

Liebeserklärungen an steinerne Dämonenpüppchen (‚…And Then I Noticed That She Was A Gargoyle‘) funktionieren hervorragend mit einer Mischung aus PAUL STANLEY, BEE GEES und einem ‚Maniac‘ Zitat aus ‚Flashdance‘. Meine Fresse – ein Lied des Jahres. Die ‚Tooth Fairy‘ zieht allen STRATOVARIUSsen die Zähne und bietet eine schon ewig erwartete Version des altbekannten Frenchgirl – Nuttentanzes ‚Can-Can‘. Wer spinnt jetzt mehr? Dagegen macht ganz Finnland vorhersehbaren Future-Pop. Eine weitere Verbeugung der zwiespältigen HELLOWEEN-Fun-Phase stellt euch den ‚Vegan Velociraptor‘ vor, bei dem ich befreit herzhaft lachen kann im Gegensatz zum damaligen drohenden Untergang meiner einstigen speedmetallischen Zerstörern von Jerichos Mauern. Perfekt eingewoben munden Zitate aus allen Perioden musikalischer Genialität – als Beispiel soll hierfür nur die FLOYD’sche Hommage ‚Another Drill In The Wall‘ dienen.

Ja, NANOWAR OF STEEL machen einfach vor Nichts und Niemandem halt und nehmen keine Gefangenen. NANOWAR kill! Weder das klassische STAR TREK-Intro wird verschont noch oldschool Poserpartymetal (‚Uranus‘ – kreative Betonung erwünscht!) featuring BEE GEES & ‚Aquarius‘ vom Musical HAIR. Tapfer bleiben, Less…Kennen N.O.S. eigentlich HAMMER KING und ist das Zwischenspiel ‚ The Crown And The Onion Ring‘ eine Anspielung auf die Königsboten aus Saint Tropez, bevor BLIND GUARDIAN auch noch gekonnt ihr Fett mit ‚The Quest For Carrefour‘ abbekommen? Fragen über Fragen doch sound over matter – und der fetzt gerade alles weg. So, jetzt reichts. Nur die Boten des mighty HAMMER KINGs hätten jemals auf die Idee kommen können, ‚Hail To Liechtenstein‘ herausmeißeln zu können…oder POWERWOLF…oder doch MANOWAR…sorry NANOWAR OF STEEL! Wer sonst. Der Name ist Programm.

Unsere größten italienischen Helden erweisen sich mit diesem Werk als DIE unbestritten Meister der Musik und Vielseitigkeit mit dem anarchistischen Humor der BAD NEWS, die anno dazumals ‚Bohemian Rhapsody‘ so unbeschreiblich brillant vergewaltigten. Auf weiter Flur ist mir keine Band bekannt, die Können und Comedy besser vereint. Und es ist mehr Metal, als so mancher gehypte Plastikbomber derzeit, so dass ich zwar SPINAL TAPs 11 nicht anrühre, jedoch nicht nur als ‚Does Humor Belong In Music?‘ (FRANK ZAPPA 1986)-JA!-Sager locker-flockig die zweithöchste Wertung verleihen kann.

(9 Treppen in die Hallen der Götter – die spinnen, die Römer…ich mit)

(„Zum König oder zum Narren muss man geboren sein“, Seneca, * 1  bis † 65 n. Chr., römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker – Anm. d. Red.)

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