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ARTILLERY – The Face Of Fear

~ 2018 (Metal Blade Records) – Stil: Power Thrash ~


We leave a heritage
Of poverty and pain
We bathe in poison rain
Under crimson skies
Our hopes and dreams they die
This reality – why can’t we see?
No heeding the signs
No wait for tomorrow
Read between the lines
The face of fear

Titelstück und: Bääääääääämmm!!! Das reicht eigentlich als Kaufentscheidung schon aus. Wie lange muss eine Band noch ein starkes Album nach dem anderen rausbringen, bis sie den Status erreicht, den sie verdient? Oft schon wurde über die „Second“ oder „Third“ BIG FOUR philosophiert und es fallen wohlklingende Namen wie ANNHILATOR, SACRED REICH oder FORBIDDEN. Anhand der Quantität der Outputs müsste ARTILLERY immer dabei sein, wegen der Qualität sowieso, wie auch der neueste Powerthrashpeitschenschlag unterstreicht.

Man’s a disease, their leaders are the worst
We poison our minds, needs put at the first
Artificial deserts with a thirst
We are a curse – thirst for the worst
We drink – forever
We eat – and swallow
We drink – Holy water
We have a thirst for the worst

Das Album Nummer drei mit dem überragenden Sänger Michael Bastholm Dahl am Mikro setzt den Mitbewerbern erneut ´The Face Of Fear´ auf und die Messlatte enorm hoch. Zu guter Gesang für Thrash? Papperlappapp, ihr Puristen und Stümper – in welcher Liga spielen ANTHRAX noch mal? Dadurch übersteigt der Melodiefaktor die reine Geschwindigkeit und auch der Powermetaller, der höchstens mal die METAL CHURCH besucht, wird hier hellhörig. Am Treffendsten vielleicht zu vergleichen mit der ´In Search Of Sanity´ von ONSLAUGHT, die unser Reaper Steve Grimmett damals mit seinem unverkennbaren Organ veredelte.

Leckomio! Angetrieben von filigranstem Geballere der Kanoniere Josua Madsen (Drums) und Peter Thorslund (Bass) feuern El Cheffe Michael & Morten Stützer ein himmlisches Riffgewitter nach dem andern plus famosen Soli auf den Tonträger eurer Wahl und ich bin mir sicher: Wenn der mächtige Donnergott Thor das in Valhalla beim Metsaufen hört, wird er sich einnässen und vor Rührung weinen in Hochachtung für die südlichsten Wikinger. Zügig mit Druck testen nach dem fulminanten Einstieg die ´Crossoads To Conspiracy´ und ´Sworn Utopia´ eure Nackenmuskulatur und der entspannte Riffmosher ´New Rage´ schraubt mir die Rübe nach allen Regeln der Kunst runter.

Your laws religion, dogmatic and vile
Imprison mankind, remain like a child
You must stay absent from glory and joy
Give up on Him, oh my altar boy
Sworn utopia – faith put to all the test
Sworn utopia – your saviours next

Im Midtempobereich erreicht das MEGADETHig angehauchte ´Through The Ages Of Atrocity´ gar epische Ausmaße, ´Thirst For The Worst´ erfreut analog zu einem flottesten Hit eures Lieblings-Melodic Metal Geheimtipps und ´Pain´ überrascht als ein mögliches dramaturgisches Highlight auf einem der letzten EUROPE-Outputs (wie oft muss ich hier noch die Aufrichtigkeit meiner wahren Zuneigung für die einzig ernstzunehmenden Erben einer sterbenden DEEP PURPLE-Ära klarstellen? EUROPE rules!). In alter METALLICA-Tradition entspannt uns das überaus stimmungsvolle Instrumental ´Under Water´, bevor die gebündelte ARTILLERY-Feuerkraft alle ihre Trademarks wie gewohnt auch textlich gegen die Dummheit und Ignoranz diverser fehlgeleiteter Gesellschaftsgruppen mit ´Preaching To The Converted´ einsetzt.

Der Downloadcode, der beim Entnehmen des Scheibchens rausfällt, offenbart zusätzlich die Neueinspielungen von ´Mind Of No Return´ (auf dem ´We The Dead´ Demo 1982) und ´Doctor Evil´ (auf ´Legions´ 2013).

Punktesparen ist erst für 2019 angesagt und auch ohne meinen Sympathiebonus für unsere nördlichen Nachbarn ist das beste Album der Bandgeschichte neben dem Titel „Power-Thrash-Album des Jahres“ eben genau das:

Ein Klassiker

(10 Punkte – die 1,5 mehr als METAL CHURCH sind mehr als gerechtfertigt. Amen.)

Less Leßmeister

 

 

Die Energie der verstrichenen letzten zwei Jahre seit ´Penalty By Perception´ haben ARTILLERY in ein weiteres melodisches Power-Thrash-Feuer-Feuerwerk gesteckt. Den Stützer-Brothers sei Dank. Vor allem Gitarrist Michael Stützer verfeinert das fünfte Werk seit dem Comeback in der letzten Dekade mit einigen orientalischen Anklängen, die Bewunderer des Band-Klassikers ´By Inheritance‘ an selige Zeiten erinnert.

Gleich zur Eröffnung, Riff- auf Trommelgewitter folgend, streut Stützers Michael im Titelsong ´The Face Of Fear‘ einige dieser kurzen Gedenkblitze ein. Der melodische Übergang wird zum Höhepunkt kraftvoll in Power-Thrash-Manier veredelt. Auch das martialische ´Thirst For The Worst´ und ´Crossroads To Conspiracy‘ besitzen, der eine anfangs, der andere mittendrin diesen Schlag Oriental-Melodie. ´Crossroads To Conspiracy‘ beginnt jedoch flugs mit Doom- und Glocken-Getöse, ehe der Mob zum Thrash-Tanz gebeten wird. Mosh on.

Sitting here, been drinking all night
All my friends they have gone
I never listened to what they said
And now I’m paying the price
But I can change the way that I’ve been living
It’s all over now
So I have lost and time is running out
It’s too late to regret

Der seit 2012 dem Bandgefüge beigetretene Sänger Michael Bastholm Dahl sticht andauernd mit seinem rauen, aber melodischen Gesang heraus. Ein METAL CHURCH-Feeling stellt sich somit unvermeidlich ein. Die Halbballade ´Pain‘ sieht die Band jedoch eher auf den Spuren ihrer Landsleute PRETTY MAIDS, oder besser Sänger Michael Bastholm Dahl auf denen von Klaus Meine.

No more a warning, but blind reality
Our children enslaved, path of fatality
Backstabbing, lying, you miserable shit
You took our lives, now be done with it
Preach – preach to them – to the converted
Feed – feed them lies

Mehr Groove- und Break-durchsetzt offenbart ´New Rage‘ dieses (prog-) metallische, US-amerikanische Profil, ´Through The Ages Of Atrocity‘ ist schlichtweg melodisch scharf umrissener US Metal, der seine Kindheit mit der NWoBHM und Biff Byford verbrachte; perfektioniert im einzig nur nach vorne gehenden Thrasher ´Sworn Utopia‘. Höchstwahrscheinlich sind im finalen Schlag ´Preaching To The Converted‘ die Erinnerungsfreuden gar am mächtigsten.

„Thrash with class“ – bieten ARTILLERY 2018. ´The Face Of Fear‘ – für Thrasher als auch Power Metaller allererste Anlaufstelle!

(8,5 Punkte)

Michael Haifl

 

https://www.facebook.com/ARTILLERY.DK


(VÖ: 16.11.2018)