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THE GOOD, THE BAD & THE QUEEN – Merrie Land

~ 2018 (Studio 13) – Stil: Rock ~


Elf Jahre mussten wir auf die Rückkehr dieser Supergroup warten: THE GOOD, THE BAD & THE QUEEN. Und sie sind wieder da: BLUR-Frontmann Damon Albarn, THE VERVE-Gitarrist Simon Tong, THE CLASH-Bassist Paul Simonon und Schlagzeuger Tony Allen. In zehn Songs schauen wir gemeinsam in die Abgründe der heutigen Gesellschaftszustände, aufgenommen von DAVID BOWIE-Spezi Tony Visconti.

Die leiernde Kirmes-Orgel dürfte im Abgrund aller Ängste aufgestellt worden sein, denn nur die Hartgesottensten können die ersten Tanzschritte bereits zu ´Merrie Land´ aufnehmen. Der Brexit kann warten, selbst wenn sich die Melodien letztlich in ihrem letzten Ausweg in die Höhe und das Licht ziehen mögen. Die Röhren-Tasten verpuffen auch im Wasserdampf von ´Lady Boston´ ganz souverän, ein Chor übertönt am Ende alles. Den Beginn des Artpop-Seventies-Tanzes eröffnet ´Nineteen Seventeen´ bei aller Sentimentalität unter verstecktem Streicher-Bombardement, ´The Great Fire´ lenkt kurzerhand mit Psychedelic ab. Doch ´Drifters & Trawlers´ nimmt ihn wieder auf, wobei ´The Truce Of Twilight´ seine anschmiegsame Dehnbarkeit zu jedem Schritt belegt. Schließen wir die Augen wähnen wir Syd Barrett´sche Mystik in ´Gun To The Head´, zum Hauptgang die der BEATLES. Dagegen hält sich ´The Last Man To Leave´ weit länger im frühen Universum von PINK FLOYD auf, freut sich aber obendrein über Besuch von David Bowie. Völlig zauberhaft überkommt uns die Sehnsucht, beim Ertönen der Akustikgitarre und der Stimme David Albarns in ´Ribbons´. Zum Träumen lädt ´The Poison Tree´ unbedingt in Blackpool ein, einem englischen Badeort an der Irischen See. In der Partnerstadt von Bottrop stimmten 68 Prozent für den Austritt aus der Europäischen Union. THE GOOD, THE BAD & THE QUEEN enthüllen in La-La-Merrie-Land eine damit einhergehende, nicht zu überhörende Brit-Melancholie.

(8 Punkte)