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HESPERA – In Absence

2018 (Seeing Red Records) – Stil: Melodic Death Metal ~


Einen absolut überzeugenden Einstand in Form dieser Six-Track MCD liefern HESPERA, eine von Cole Martinez und Matt Silac gegründete Band. Ich bin ja nun wirklich kein bekennender Death Metal-Fan, aber das, was hier geboten wird, ist schlicht mehr als standardisierter Melodic Death Metal. Zumal man wissen sollte, wer dieser Band seine Stimme leiht. Kein geringerer als SOILWORK-/ THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA-Sänger Björn “Speed” Strid. Und genau diese Stimme und sein Einfluss machen `In Absence` zu einem kleinen Juwel. On Top kommt noch MEGADETH Schlagzeuger Dirk Verbeuren (ex-SOILWORK). Keine Frage, dass hier technisches wie musikalisches Feingefühl in großer Menge vorhanden ist.

Schon mit dem Opener `Solace In Solitude´ stellen HESPERA klar, wohin die musikalische Reise geht. Ein krachendes, sehr schnelles Statement in Sachen Melodic Death Metal. Und schon hier zeichnet sich ab, was die Band von anderen Truppen unterscheidet: die hohe Melodiedichte und die eingängigen Melodieparts, die in unmittelbarer Konkurrenz zu den fetten Growls und Doublebass-Attacken stehen. Björn “Speed” Strid setzt mit seiner Stimme hier Akzente, ist verantwortlich für die schönen Melodieparts. Mit `Miles Away`, als zweiten Track, setzt man noch mehr auf Melodie, vernachlässigt aber weder Geschwindigkeit noch Heavyness. Aber gerade die melodischen Passagen erinnern an THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA! Kurzum, stellt euch Doublebass-Attacken, hartes Riffing und TNFO-Melodien in einem Song vor! Bingo! Hammer.

´Remnants Of Existence´ ist dagegen eine High Speed-Granate, ein schlichtes Gemetzel, das alles platt walzt. Interessant die Gesangseinlagen, die in kleinen Passagen wiederum an TNFO erinnern. Sehr krass, sehr hörenswert. Kein simples Geballer, gut ausgewogenes, feines Songwriting. Hört euch mal die Keyboardparts kurz vor Songende an! Very nice. Mit `Absolved` gibt es eine wütende, harte Nummer, die wiederum von melodischen Refrainpassagen lebt. Sehr harter Kontrast. Das ist alles andere als das übliche 08/15-Geballer. In den beiden letzten Nummern, `Endless` sowie der Titeltrack, finden sich all die zuvor erwähnten Einflüsse, Ideen, Melodien und Clean-Gesangspassagen gut austariert wieder. Die Gitarrenarbeit ist souverän, der Songaufbau spannend und abwechslungsreich. Über den Gesang braucht man nicht zu sprechen, dieser drückt dem Material eine zusätzlich eigene Note auf. Dass man hier und da ganz dezente SOILWORK-Einflüsse vernehmen kann, ist eher selbstverständlich als überraschend. Das einzige, was mich bei einigen Tracks etwas irritiert, sind die manchmal nach Triggerdrums klingenden Einsätze von Verbeuren. Aber in Angesicht der Qualität der Stücke vertretbar.

Kurzum, diese EP ist ein echter Bolide und überzeugt mit sechs großartigen Songs. Wer nicht wirklich auf derben Death Metal steht, dem allerdings Melodien und harsche Riffs wichtig sind, der ist bei HESPERA vollkommen richtig. Ist aktuell ein Dauerläufer bei mir!

(8,5 Punkte)