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STREET KOMPASS Oktober 2018

~ Das Beste in Summe & der Rest ~


Hallo Freunde des guten Geschmacks,

hier ist er, unser erster STREET KOMPASS im Monat Oktober 2018. Er soll Euch nochmals in Listenform (ganz am Ende des Kompasses) einen Überblick zu allen Reviews/Beiträgen des vergangenen Monats verschaffen. Klickt einfach auf das jeweilige Review und Ihr gelangt auf die entsprechende Seite. Freunde des Listenwahns können natürlich auch täglich die Liste aller Beiträge hier verfolgen.

Gleichzeitig machen wir Euch im Kompass nochmals auf unser Album des Monats, die „Monatsherrlichkeit“, aufmerksam. Mit einem Klick auf das Cover oder den Titel kommt Ihr zu unseren Betrachtungen hierzu.

Im Mittelpunkt stehen aber ganz klar: unsere nagelneuen Kurzreviews. D. h. wir haben nochmals Gas gegeben, um Euch Scheiben, die wir zwar ausgiebig gehört haben, aber bislang keine Zeit fanden, unsere Gedanken darüber schriftlich zusammenzufassen, knackig zu präsentieren: kurz und auf den Punkt gebracht.

Viel Spaß wünscht Euch jetzt

Michael und

Euer Streetclip-Team

 

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

 

„Play To Win“ von STRIKER

 


Q u i c k – R e v i e w s


METAL


 

DARKNESS – First Class Violence
2018 (Massacre Records) – Stil: Thrash Metal

Die legendäre Ruhrpott Truppe liefert auf ihrem fünften Studioalbum, nach einem überzeugenden Comeback 2010, ungeschliffenen, rohen, kompromisslosen Old School Thrash. Als Gäste mit am Start sind Tom Angelripper und Jürgen „Ventor“ Reil. ´First Class Violence´ liefert ungefilterten, treibenden Thrash, wie er nur aus dem Ruhrpott kommen kann. Filigran, harmonisch…Fremdwörter im musikalischen Kosmos der Truppe, die mit ´Born Dead´, ´Neoprimitive´ oder ´Hate Is My Engine´ schöne Abrissbirnen präsentiert. Nicht innovativ, nicht neu, aber dafür grundsolides Thrash-Handwerk aus dem Pott.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler)

 


DYNAZTY – Firesign
2018 (AFM/Soulfood) – Stil: Heavy Metal

Mit ihren letzten beiden Alben ´Renatus´ und ´Titanic Mass´ haben sich die Schweden DYNAZTY vollends von ihrer Glam-Vergangenheit gelöst und das Fundament für ihren aktuellen Sound gelegt. Wuchtiger, enorm melodischer Heavy Metal mit angenehm progressivem Einschlag, wobei der Schwerpunkt definitiv auf melodisch und Metal liegt. Songs wie ´My Darkest Hour´, ´Follow Me´, ´The Grey´, ´Closing Doors´ verbeißen sich im Gehör. ´Firesign´ ist auf der Höhe der Zeit und liefert einige tolle Hymnen. Gerade die eher progressiven Parts erinnern hier und da an frühe DREAM THEATER, als diese mit einem Auge auf die kommerzielle Schiene schielten und „schlichtere“ Songs lieferten. Überzeugende Scheibe der Schweden.  

(8 Punkte – Jürgen Tschamler)


GAMA BOMB – Speed Between The Lines
2018 (AFM/Soulfood) – Stil: Thrash/ Speed Metal

Die Nordiren weichen keinen Zentimeter von ihrer musikalischen Rezeptur ab. Auch auf ihrem sechsten Studioalbum entfachen sie ein saftiges Thrash-/ Speed Metal-Feuerwerk. Kurze Hochgeschwindigkeitsgranaten mit dem klassischen Achtziger-Spirit und rasiermesserscharfen Riffs prägen dieses Album von der ersten bis zur letzten Minute. Aufgestellt zwischen HIRAX, FLOTSAM & JETSAM sowie PARADOX und jungen Wilden wie STRIKER und WHITE WIZZARD wird gnadenlos geholzt. Ne` Achterbahnfahrt in Sachen Speed gibt es mit Songs wie ´666teen´, ´Stay Rotten´ oder dem fabelhaften ´Motorgeist´. Geschmeidig eingezimmert und sauber produziert dürfte dieses Werk der Iren das bisher Beste in der Diskografie sein.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler )


PANTHER – Panther
1986/2018 Re-Release (No Remorse Records) – Stil: US-Metal

Falls ihr damals a) zu jung wart, b) keine Kohle hattet, oder c) diese EP (dreier hernach nie wieder in Erscheinung getretener Hoffnungsträger im Gegensatz zu einem vierten, gewissen Jeff Scott Soto) einfach verpasst habt: Zuschlagen! Dieser Aufruf richtet sich besonders an meinen Kollegen Ludwig und die gesamte Fangemeinde, die von der diesjährigen LIZZY BORDEN statt Innovation true oldschool American Metal erwartet hat und sich noch immer verzweifelt an der ‚Love You To Pieces‘ festkrallt. Denn PANTHER ‚Deliver The Axe‘, wie der vierte Song verkündet, und bieten obendrein eine süße Miezekatze auf dem Cover, die in einsamen Stunden helfen kann wie damals das Strapsluder auf LIZZIEs Erstling (mmmh, aaah! – lk). Beim namensgebenden Titelsong dürfen auch Uralt-JAG PANZER Infanteristen aufmarschieren. Das Aufbrezeln auf LP-Länge mit dem damaligen Kassettenbonustrack und drei Demotracks ist diesmal ebenfalls gelungen, da haben wir schon viel Übleres geboten bekommen.

(8 klassisch-amerikanische Äxte – Less Leßmeister)


PICTURE – Live – 40 Years Heavy Metal Ears – 1978-2018
2018 (Pure Steel Records/Soulfood) – Stil: Heavy Metal

PICTURE sind rückblickend eine der wichtigsten holländischen Heavy Metal Bands und habe auch auf europäischer Ebene mit Klassikern wie `Diamond Dreamer`, `Heavy Metal Ears` sowie mit ihrem Debut tiefe Spuren in der europäischen Metalgeschichte hinterlassen. Seit sich vor ein paar Jahren mehr oder weniger das Original Line up reformiert hat, kann man die Herren auch wieder live bestaunen – und da lassen sie es ordentlich krachen. Zum vierzigjährigen legt man nun dazu ein ordentliches Pfund in Sachen Livealbum hin. 17 Songs – kaum ein Klassiker bleibt da außen vor. `Message From Hell`, `Hangman`, `Bombers`, `Diamond Dreamer`, `Heavy Metal Ears`, etc…Der Sound ist solide, die Atmosphäre gut eingefangen. Ne` rund Sache. Nur eines wird deutlich, Shmoulik Avigal, (Diamond Dreamer Album) war der beste PICTURE Sänger ever. Da kann auch dieser souveräne Livegig nicht darüber hinwegtäuschen.
(Ohne Wertung – Jürgen Tschamler )


SKARLETT RIOT – Regenerate
2018 (Despotz Records) – Stil: Modern Power Metal

Die Briten um Frontfrau Skarlett legen nach der guten Sentience EP ein gelungenes zweites Album nach. Sicher kann man die Mucke modernen Power Metal nennen, denn das Grundgerüst der Mucke orientiert sich ganz klar an klassischem Metal und wird eigentlich nur durch die up-gedatete Rhythmik, die moderne Produktion und den modernen Gesang von Skartell zu diesem modernen, zeitgemäßen Stil. Dabei setzt man nicht auf versiffte Keyboards und Katzenjammergeträller. Im Gegenteil. Die Gitarrenarbeit knallt. Songs wie ‚Paralyzed‘ oder ‚Closer‘ sind großartige moderne Power Metal Hymnen! Sehr gefällig! Deutlich besser als die viel gehypten Trulla-Kapellen bekannter Labels…

(7,5 Punkte, Jürgen Tschamler)

 

 

 


ROCK


ART AGAINST AGONY – Shiva Appreciation Society
2018 (SAOL/H‘Art/Believe) – Stil: Jazz Prog Experime(n)tal

The Machinist, The Malkavian, The Maximalist, The Twin und The Sorcerer – ist weder die Besetzungsliste einer brandheißen Industrial-Produktion noch die eines Volksstückes sprachlicher Vielfalt. Die badischen Geheimnisträger von ART AGAINST AGONY verbergen sich hinter dieser. Die brillanten Instrumentalkomponisten wagen sich abermals an die Veränderung der Dynamik in der Polyrhythmik – Djent, Prog Metal sowie Jazz Metal sind ihre Verbündeten. Sofern wir uns auf visuelle Darbietungen verlassen können, besteht das Künstlerkollektiv aus einer Lady und vier Herren. Zwischen LIQUID TENSION EXPERIMENT und MESHUGGAH gefallen sich auch späte SIEGES EVEN, doch ART AGAINST AGONY hinterlassen auf Album Nummer drei bereits eigene Duftmarken.

(8 Punkte – Michael Haifl)


DOYLE BRAMHALL II – Shades
2018 (Provogue/Mascot Label Group) – Stil: Singer/So
ngwriter

Bereits sein Vater spielte Schlagzeug für THE CHESSMEN mit Jimmie Vaughan und später Stevie Ray, so dass die musikalische Leidenschaft von Doyle Bramhall II nicht unerwartet ist, wurde ihm die Musik schlichtweg in die Wiege gelegt. Als gefragter Gitarrist für Roger Waters, Elton John, Gregg Allman, T-Bone Burnett und viele mehr, blieb er selbst meist im Hintergrund. ‚Shades‘ ist sein fünftes Solo-Album und erscheint recht zügig als Nachfolger des 2016er Erfolgswerkes ‚Rich Man‘, und lässt die fünfzehnjährige Pause davor vergessen. Blues, leichten Garagenrock und dezenten Psychedelic präsentiert er mit einigen prominenten Gästen: Eric Clapton, Norah Jones, TEDESCHI TRUCKS BAND und GREYHOUNDS. Zum Sonntagnachmittagskaffee ein Genuss.

(7,5 Punkte – Michael Haifl)


CAPTAIN CONTROL – Be Prepared
2018 (Subversiv Records) – Stil: Kick-Ass-Punk-Metal-Rock

CAPTAIN CONTROL könnten die Vorreiterrolle spielen, könnten aus der Rolle fallen. Selbst wenn MINISTRY und ROB ZOMBIE bisweilen nicht das Maß aller Dinge sind, CAPTAIN CONTROL haben auch das Herz an die PLASMATICS und MOTÖRHEAD verschenkt. Sie spielen Kick-Ass, sie spielen hart rockend im Metal auf, sie besitzen aber ebenso die dreckige Punk-Attitüde. Jürgen sabbert bestimmt am Bühnenrand, wenn das Quartett aus Bern im Club um die Ecke aufschlägt und sich Miss Von der Rolle als rotzige Frontlady offenbart. Dennoch werden sie aber nicht posthum zu Lemmys Lieblingen und die Nachfolge von SKEW SISKIN antreten. Immerhin wirken CAPTAIN CONTROL authentisch, haben lebensnahe Visionen – in denen die Wahrheit eine Rolle spielt: ´Good Night America´.

(6,66 Punkte – Michael Haifl)


DWIKI DHARMAWAN – Rumah Batu
2018 (Moonjune Records) – Stil: Worldmusic / Ambient / Jazzrock

Eben noch auf der Showbühne mit Mark Wingfield, fügen sich Bassist Yaron Stavi und Schlagzeuger Asaf Sirkis ebenfalls ins Bandgefüge des neuesten Werkes von Komponist und Klavierspieler Dwiki Dharmawan ein. „Das Steinhaus“ – ´Rumah Batu´ aus der indonesischen Übersetzung – offeriert die melodische Richtung des modernen und zugleich progressiv betitelten Jazz. Gleichwohl regiert hier neben Jazz auch Kammermusik, Ambient, Rock, Worldmusic und natürlich die musikalischen Wurzeln des Künstlers aus Indonesien. So treffen zwei reiche Kulturen, die des europäischen und amerikanischen Ursprungs sowie die des südostasiatischen, aufeinander. Eine faszinierende Entdeckungsreise, ein Streifzug durch bekannte und exotische Landeskulturen.

(7,5 Punkte – Michael Haifl)


FINALLY GEORGE – Life Is A Killer
2018 (Independent/Just For Kicks Music) – Stil: Artrock

Endlich hat es George vollbracht, sein Solo-Album nach geschlagenen 28 Jahren zu vollenden. George war in den 1980er Jahren Musiker in der Hamburger Band CAKEWALK und vertreibt sich seither seine Zeit als Produzent im Hintergrund. George ist Georg Hahn und feilte jahrelang an seinen eigenen Kompositionen. Gesang, Gitarre, Bass und Keyboards – hat er alles selber aufgenommen, doch erst als er STYX-Schlagzeuger Todd Sucherman für sein Projekt begeistern konnte, fand das Album ´Life Is A Killer´ seinen Abschluss. Musikalisch ist er dem Artpop und Artrock verfallen und sollte im Jahr 2018 insbesondere von allen genossen werden, die Steven Wilson und PORCUPINE TREE sowie dessen Inspiration PINK FLOYD gerne goutieren. Äußerst feine Songs, die es wert waren, FINALLY aufgenommen und veröffentlicht zu werden, GEORGE.

(7,5 Punkte – Michael Haifl)


KING DUDE – Music To Make War To
2018 (Ván Records) – Stil: Überrock

Der ebenso geniale wie längst überfällige Albumtitel `Music To Make War To` kommt nicht etwa von einer Black Metal-Kapelle, sondern von TJ Cowgill alias KING DUDE. Der Krieg, für den dieses Album geschrieben wurde, ist vielleicht am ehesten im rammsteinschen Sinne zu verstehen: “Liebe ist Krieg“.
Die siebte Platte von KING DUDE kann ohne weiteres als sein Magnum Opus bezeichnet werden. Diese Scheibe ist Alles – ausgereift, von einer unglaublichen Vielschichtigkeit und so voller Liebe, dass es einem die Sprache verschlägt. Die Songs sind fast sämtlich einem jeweils anderen Genre zuzuordnen, es gibt Rocksongs, Metaltracks, Elektropop und Balladen, aber alle sind sie begnadet, absolut stimmig und stellen trotzdem mehr Fragen als sie Antworten liefern. Leonard Cohen und Nick Cave kommen einem in den Sinn, und beim nächsten Lied erinnert man sich an THE CURE, SISTERS OF MERCY werden plötzlich eingeholt von JOY DIVISION und KILLING JOKE, um dann von DEPECHE MODE überrascht zu werden. Ein faszinierendes Album für Leute mit einem großen und offenen Geist. Kaufen, kaufen, kaufen!!!

(9,5 Punkte – D. F. Heinkele)


PILEDRIVER – Rockwall
2018 (Rockwall Records) – Stil: Classic Rock

PILEDRIVER priesen sich einstmals als „Europe´s finest STATUS QUO-Tributeband“. Vielleicht kann man tatsächlich mit der Präsentation von Fremdkompositionen, dem Schmücken mit fremden Federn, heutzutage als Musiker lohnreicher den Lebensunterhalt verdienen als mit eigenem Material, das in der Flut an Gruppen ungehört bleibt. Die deutschen PILEDRIVER um Gitarrist Michael Sommerhoff (ACID, POWERGOD) – Achtung: Verwechslungsgefahr mit den legendären Kanadiern aus Toronto, Ontario – wagen dennoch auf ihrem vierten Album den Weg in die Selbständigkeit. Unter dem Oberbegriff des Classic Rock versuchen sie den Fesseln der STATUS QUO-Leidenschaft zu entkommen. Dies gelingt nicht ganz. Natürlich haben sie immer noch Songs wie ´Rockers Rollin´, eine Hommage an Rick Parfitt,  oder ´Draw The Line´ in ihrem neuesten Repertoire, das weiterhin die Melodien des großen Vorbilds nachzeichnet. Überraschend nimmt Stefan Kaufmann (ex-ACCEPT) nicht nur den Stuhl des Produzenten ein, sondern sitzt ebenso am Schlagzeug dieser Produktion.

(6,5 Punkte – Michael Haifl)


ROBERT JON & THE WRECK – Robert Jon & The Wreck
2018 (Independent/Just For Kicks Music) – Stil: American Rock

ROBERT JON & THE WRECK erweisen sich von Mal zu Mal als harte Konkurrenz zu BLACKBERRY SMOKE oder den klassischen BLACK CROWES. Den amerikanischen Stallgeruch will das Quintett aus Südkalifornien auch mit seinem dritten und selbstbetitelten Album natürlich nicht hinter sich lassen. Slide-Gitarrist Kristopher Butcher darf sich in den mit Country und Blues Rock verzahnten Southern Rock-Kompositionen ebenso wie Organist Steve Maggiora immer wieder ins Rampenlicht stellen. Wollte die Band aus Orange County zuletzt noch halbnackte, pralle, weibliche Oberweite sprechen lassen, zeigt das heutige Artwork die Männer um Robert Jon Burrison schweißtreibend und live in Action. Neben einer daraus folgenden Bewunderung dieser stattlichen Männer, die sich im über achtminütigen ‚Witchcraft’ instrumental völlig austoben, darf aber auch eine für den mehrmaligen Einsatz von Sängerin Anesha Rose ausgesprochen werden.

(7,5 Punkte – Michael Haifl)


TANGEKANIC – Hotel Cantaffordit (Live)
2018 (Reingold Records/Just For Kicks Music) – Stil: Progressive Rock

Wie uns der Name bereits mitteilt: TANGEKANIC ist der Live-Zusammenschluss aus THE TANGENT und KARMAKANIC. Allein unter diesem Banner schien es den Beteiligten – Andy Tillisson, Jonas Reingold, Gоran Edman und Kollegen – möglich, sozusagen mit beiden Gruppen eine USA-Tournee anzuvisieren. Die Überschneidungen in der jeweiligen Bandbesetzung machten es möglich. Eine Crowdfunding-Aktion der Gefolgschaft finanzierte dies über ´Hotel Cantaffordit´, die Live-Aufnahme vom letzten Konzert im Proghouse in New Jersey 2017. Live und ohne doppelten Boden wirken die Songs aus den Alben ´The Slow Rust Of Forgotten Machinery´ von THE TANGENT und ´DOT´ von KARMAKANIC verdammt rockig. Vielleicht entsteht auch der Eindruck, da das Material von KARMAKANIC ein leichtes Übergewicht in der Setlist besitzt. Ein schönes Zeitdokument einer außergewöhnlichen Tournee, die womöglich Nachahmer findet. Mit ´Sanctuary In Music´ bringt es sogar einen fast zehnminütigen, neuen Song von TANGEKANIC ans Licht – eine Verarbeitung des Amoklaufs von Las Vegas, Harvest Festival 2017, während der Tournee von TANGEKANIC.

(ohne Wertung – Michael Haifl)


THE BREW – Art Of Persuasion
2018 (Napalm Records) – Power/Hard Rock

 

Das nordenglische Powertrio hat sich über die letzten zehn Jahre einen exzellenten Ruf erspielt. Ihre Alben strotzen vor Power und Energie und mit den beiden Scheiben ‚Control‘ und ‚Shake The Tree‘ haben sie zwei echte Granaten rausgehauen. Die Scheiben stehen nun als Referenz im Raum und da kommt ‚Art Of Persuasion‘ leider nicht ran. Nicht dass sich musikalisch was verändert hätte, die Songs haben einfach nicht die Qualität der Vorgänger. Dennoch agieren THE BREW souverän und liefern ihren authentischen, schweißtreibenden Power Rock mit Blues Roots. Nicht schlecht, aber die Vorhänger sind die besseren Scheiben.

(7 Punkte, Jürgen Tschamler )


TOO SLIM AND THE TAILDRAGGERS – High Desert Heat
2018 (Vizz Tone/Just For Kicks Music) – Stil: Southern Rock

TOO SLIM, Tim Langford, AND THE TAILDRAGGERS sind ein Zeugnis der Qualität des heutigen Southern Rock, ohne einen großen Ansatz im angepriesenen Blues Rock zu offenbaren. Obwohl sie mit der Coverversion ´The Time Has Come´ der CHAMBERS BROTHERS das Album eröffnen, können sie ansonsten nur mit Eigenkompositionen, neun an der Zahl, bestehen. Die vorherigen Veröffentlichungen brachten Slide-Meister, Sänger, Komponist Tim Langford bereits Awards für ´Best Guitarist´, ´Best Slide Guitarist´ oder ´Best Songwriter´ ein, heute zeugen Southern Rocker der Marke ´What You Said´ erneut vom großen Instrumentalvermögen. ´Run Away´ holt sich Funk, ´Lay Down Your Gun´ etwas Psych-Punk in die Southern Bude. Allein ´Trouble´ zeigt etwas vom blauen Feeling. ´Broken White Line´ und ´Stories To Tell´ verbinden dagegen den Achtziger-Sound mit Southern Rock. Auf Tim Langford und seine TAILDRAGGERS, Jeff Fowlkes (Drums, Gesang) und Zach Kasik (Bass, Gesang), ist Verlass.

(7 Punkte – Michael Haifl)


RICH WEBB – Le Rayon Vert
2018 (All Killer Music) – Stil: Songwriter

 

Die Inspirationen für sein fünftes Album fand Rich Webb im ländlichen Idyll, im Tal der Loire. Die Mischung aus Americana, Indie und Garagenrock findet ihre Ausbrüche im Country und Blues sowie in der Coverversion von Sam Lightnin’ Hopkins‘ ´Shaggy Dad´. Zum Genuss eignet sich der Opener ´Let It Rain´, ´Letter To My Replacement´ sowie ´Stoner´. Die vom mehrfach ausgezeichneten Produzenten Howard Bargroff (Grace Jones, FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD, MINISTRY OF SOUND) angerührte Klangatmosphäre ist die tadellose Grundlage all dessen, was den Australier Rich Webb auszeichnet.

(7 Punkte – Michael Haifl)

 


MARK WINGFIELD – Tales From The Dreaming City
2018 (Moonjune Records) – Stil: Instrumental / Jazzrock

Mit dem zweiten Werk für sein Label ´Moonjune Records´ erhöht Mark Wingfield die Anzahl der Alben in seiner Diskografie auf acht abendfüllende Scheiben. Mit seinem Kumpel, von David Gilmour oder Phil Manzanera her bekannt, Yaron Stavi am Fretless Bass sowie Asaf Sirkis an den Drums, versucht sich Wingfield abermals in einen Rausch an seiner Gitarre zu spielen – seinen Vorbildern Allan Holdsworth, Adrian Belew oder Steve Howe nicht unähnlich. Völlig improvisiert scheint sein virtuoses Gitarrenspiel nicht zu sein, eher durchdacht und konzipiert. Gefühle offenbaren sich dennoch, seine Gitarre fängt abermals Feuer, um die Töne sprühend in seiner Umgebung zu verteilen. So erzählt jeder der zehn Songs eine eigene Geschichte, aus einer anderen Zeit oder einem anderen Moment.

(7,5 Punkte – Michael Haifl)


666


ANOMALIE – Integra (EP)
2018 (AOP Records) – Stil: Atmosphärischer Black Metal

Naturmystik, Spiritualität und die immerwährende Suche nach dem eigenen Wesenskern, das sind die Themen des mittlerweile zu einer vollwertigen Band erwachsenen Ex-Sideprojektes von Multiinstrumentalist Marrok (SELBSTENTLEIBUNG, HARAKIRI FOR THE SKY live). Nach dem letztjährigen Opus ’Visions’ legen die Österreicher eine EP nach, die für den Neuling DIE perfekte Einstiegsdroge darstellt in eine Welt voll magischer Soundscapes, mächtig-ritueller Chöre und organisch gewebter Gitarrenwände, die auch gerne mal in Blastriffs ausbrechen. Der Gesang ist noch reifer geworden, der Sound gleichzeitig filigraner und voller, aber vor allem die sich in den Äther hochschraubenden Gitarren nehmen alle Liebhaber von Atmo-Melo-Post-Black Metal mit auf eine kosmische Traumreise. Anchecken!

(7,5 Punkte – U.Violet)


ELECTRIC CHARGED – Electric Charged
2018 (M&O) – Stil: Metal

 

Hast du den Groove, kraftvoll die Hose auf halb acht angezogen? Dann bist du hier richtig. Zwischen DEVILDRIVER und LAMB OF GOD passt noch ein Funken PANTERA. Die Franzosen ELECTRIC CHARGED spielen Groove-Metal – ohne frischen Wind in die unendliche Geschichte solcher Rhythmik-Kräfte zu bringen. Das Trio sieht sich gefällig dem Zeitgeist entsprochen, der visuelle Effekt soll auf den Bühnen von der Gleichförmigkeit der Kompositionen ablenken. Dies kann gelingen.

(6 Punkte – Michael Haifl)

 

 


ENEMY INSIDE – Phoenix
2018 (ROAR! Rock Of Angels Records) – Stil: Modern Metal

Erst letztes Jahr im Großraum Aschaffenburg von Sängerin Nastassja Giulia und Gitarrist Even K. (MYSTIC PROPHECY) gegründet, konnte man schnell beim griechischen Label Rock Of Angels Records landen. Und Schwupps liegt mit ´Phoenix´ schon das Debüt vor. ENEMY INSIDE reiht sich in die lange Liste moderner Heavy Metal-Combos mit weiblichem Gesang ein, die aktuell den Markt fluten. Breitwand Melodien, hochmelodischer Gesang, eingängige Gitarrenarbeit, zuckersüße glasklare Produktion. Eindeutig auszumachende Versuche, sich groß vom Gros ähnlicher Bands abzuheben, sucht man vergeblich. Sie agieren im Windschatten von Chart-Promis wie DELAIN, AMARANTHE, EVANESCENCE etc. Daran ändern auch die nett klingende TEXAS-Coverversion von ´Summer Son´ nichts. Stangenware.

(6 Punkte – Jürgen Tschamler)


FINAL BREATH – Of Death And Sin
2018 (Metalville / Rough Trade) – Stil: Death / Thrash Metal

Die Franken Thrasher haben schon alle Höhen und Tiefen des Business erlebt. Erst über Eigenproduktionen und Independent-Label beim Branchenriesen ´Nuclear Blast´ gelandet, fielen FINAL BREATH anschließend wieder in den Schoß des Undergrounds. Viele Besetzungswechsel halfen dem eisernsten Willen nicht, so dass es eine gefühlte Ewigkeit allzu still um die Band wurde. Seit einiger Zeit sind sie jedoch wieder an der Live-Front aktiv und schieben nach 14 langen Jahren ´Of Death And Sin´ auf euren Plattenladen-Tresen. Mit ihrem neuen Frontbrüller Patrick Gajda stellen sich die beiden verbliebenen Urmitglieder, Bassist Thomas Wissel und Schlagzeuger Heiko Krumpholz, derweil mit einem großen Fuß in den Death Metal. Diese Kombination funktioniert vor allem in den Abrissbirnen. Dennoch können neben ´Illega-lie-sating´ sowie ´Immemorial Disease´ auch Beschwerer wie ´When Finally Mighty Kings Fall´ ordentlich treten. Welcome back!

(7 Punkte – Michael Haifl)


FRUST – Elements
2018 (901514 Records DK) – Stil: Post-Black Metal

FRUST ist ein Soloprojekt aus Österreich, das auf dieser Konzept-EP zu den vier Elementen traditionell-rohem Zweite-Welle-Black Metal sehr atmosphärische Parts und orientalische Chants entgegensetzt. An Ideen mangelt es dabei keineswegs, der Opener ‚Earth’ wird, passend zur Jahreszeit, als reich gedeckter Tisch vor dem Hörer ausgebreitet, Naturgeräusche wechseln mit folkloristisch-ätherischem Frauengesang, flotter Dynamik und postmetallischer Ruhe ab; doch schon ‚Air’ kommt als komplett irrer Tornado mit Vocals wie aus dem sechsten Höllenkreis, jedoch eher schlichtem Riffing und polterndem Schlagzeug daher. Auch wenn hier einer seine innersten Seelenqualen auslebt, man wünschte ihm, wie so oft beim Modell „Multiinstru-mentalist macht alles alleine“ ein paar Kumpels an die Seite, die beratenden und ausgleichenden Beistand leisten. Für die kommende LP muss da mehr drin sein!

(5,5 Punkte – U.Violet)


FUNERAL MIST – Hekatomb
2018 (NoEvDiA) – Stil: Black Metal

Schon mal beim Genuss einer neuen Scheibe gedacht: „Boah, das ist ja der reine Wahnsinn, wie das klingt!“? Falsch. Völlig falsch. Denn SO klingt Wahnsinn tatsächlich! Eine irre Melange aus Horror- und Religionsfilm-Soundtrack-Versatzstücken, fanatischem Black Metal-Uptempoblasting, mächtig-rhythmischem downtempo Riffregime und einer Drachenstimme von ganz vorne auf der Theaterbühne überrollt den überrumpelten Hörer, nicht ohne ihm auch genügend Muße zum Genuß der alles miteinander verwebenden epischen Melodien zu geben. Dabei ist es völlig egal, wo Arioch sonst seinen Sangesdienst tut – allein das hier lässt Euch in einer geniesserischen Dauerschleife verharren. And: repeat!

(8 Punkte – U.Violet)


GRZEGORZ – 33
2018 (helltag) – Stil: Synthpop / Industrial

BULLET HEIGHT gelang zuletzt der Schulterschluss von Rock und Elektronik, im Einvernehmen mit dem Trip Hop und Alternative Rock. Der Berliner Produzent und Musiker Grzegorz Olszowka (WASSBASS) versucht mit seinem Partner, Schlagzeuger Paul Seidel (CASPER, THE OCEAN), die Verbindung zwischen Industrial und weit poppigeren Synth-Klängen herzuleiten. Berlin bleibt ein heißes Pflaster. Natürlich spricht auch bei GRZEGORZ der Alternative Rock aus seiner Seele. Doch Synthesizer-Sounds von DEPECHE MODE und TEARS FOR FEARS huschen zwischen den Klängen der KRUPPS, NINE INCH NAILS und TYPE O NEGATIVE hindurch. Vor meinem geistigen Auge sehe ich bereits Kollege Less inmitten der Wohnzimmermöbel tanzen.

(7,5 Punkte)


OMNIUM GATHERUM – THE BURNING COLD
2018 (Century Media) – Stil: Epischer MeloDeath

Nachdem das 2016er Album ‚Grey Heavens’ ob seiner, nun, nennen wir’s mal freundlich „Eindimensionalität“, doch stark enttäuschte, haben die MeloDeath-Lieblings-Finnen nun ganz offensichtlich wieder zu alter Stärke und Tiefe zurückgefunden – heißt: Freunde der 2013 Jubelscheibe ’Beyond’ (und auch solche der ersten IN FLAMES-Scheiben) dürfen die Ohren spitzen und hier bedenkenlos zugreifen. Denn eigentlich schließt diese Scheibe direkt dort an, wo sie uns damals abgeholt haben – für mich war das immer eine verträumte Morgenstimmung an der Schärenküste, begleitet von den stets optimistischen, ausschweifend-erzählenden Gitarrensoli, bombastischen Keyboards, wunderschönen Bassläufen und eben Jukkas Trademark-Growls. Nach mehr als zwanzig Jahren Bestehen muss diese Band endlich mehr Gehör finden!

(8,5 lachsfette Punkte! – U.Violet)


THROAT – Bareback
2018 (Svart Records) – Stil: Noise Rock

 

Das neuen Line-up führt THROAT in Regionen, die Kollege Zenner noch im Schlaf lustwandelnd beschreiten dürfte: 1990s Noise Rock trifft auf eine melodische Schlagseite des Post-Hardcore und Indie Rock. Das Quartett aus Turku spricht dabei ein weites Feld an Zuhörern an. Die einen denken zwischenzeitlich an einstürzenden Industrial und die NEUBAUTEN, die anderen beim Gesang an Nick Cave oder King Dude. Beim nächsten Einschlag taucht der königliche Sound des Steinzeitalters auf, oder war es der aus dem jammernden Geräuschegarten. THROAT beweisen jedenfalls, dass Dissonance und Feedback, dass der Noise Rock an sich längst nicht ausgereizt ist.

(7,5 Punkte – Michael Haifl)


VERNI – Barricade
2018 (Mighty Music/Soulfood) – Stil: Punk/Metal

OVERKILL-Bassist D.D. Verni legt mit ´Barricade´ sein erstes Soloalbum vor, nachdem sein Nebenprojekt THE BRONX CASKET CO. wohl auf Eis gelegt ist. VERNI hat auf ´Barricade´ Kumpels eingeladen, mit denen er Spaß haben will. Mike Orlando (ADRENALIN MOB), Jeff Loomis (ARCH ENEMY), Mike Romeo (SYMPHONY X), oder Ex-OVERKILL-Drummer Ron Lipnicki, um nur  ein paar zu nennen. Die musikalische Spannbreite liegt zwischen METALLICA und GREEN DAY. Man sieht das alles nicht so eng. Die Tracks sind relativ simpel aufgebaut und weisen auch einige Parallelen zu punkigen OVERKILL-Stücken auf. So richtig klar wird nicht, was VERNI mit diesem Album beweisen will. Weder Fisch noch Fleisch.

(5 Punkte – Jürgen Tschamler )

 

 

 

 

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