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WINDHAND – Eternal Return

~ 2018 (Relapse Records) – Stil: Doom ~


WINDHAND aus Richmond, Virginia, sind so etwas wie die neuen Stars der US-Doom-Szene. Keine Eintagsfliegen, sondern Arbeitsbienen: Sie haben sich aus dem Untergrund mit ihrem hörenswerten, aber noch generischen 2012er-Debüt vor allem dank des folgenden Deals mit Relapse-Records und einhergehendem, mit mehr Spannungsmomenten versehenen ´Soma´ (2013) in die Herzen zahlreicher Fans düster-melancholischer Musik gespielt. Damit nicht genug: ´Grief’s Infernal Flower´ (2015) zeigte gewachsene Ambitionen; die Songs unterlagen mehr Einflüssen aus Pop und Rock, wurden weitläufiger und elegischer – was noch mehr dem Ausnahme-Organ von Sängerin Dorthia Cottrell zu Gute kam.

´Eternal Return´ geht jetzt weiter in Richtung musikalische Evolution – im Mittelpunkt: Miss Cottrell. Sowohl Songwriting als auch Gesang profitieren davon, dass die Bandmitglieder neben BLACK SABBATH, TROUBLE und CANDLEMASS vor und während der Aufnahmen wohl viel PINK FLOYD, aber auch SOUNDGARDEN, SCREAMING TREES und L7 gehört haben. Insbesondere der Grunge-Appeal überzeugt – er steht, gefiltert durch den fuzzy 70ies-Sound, WINDHAND gut. Cottrell kann bei den getragenen, melodie-verliebten Songs ihr stimmliches Spektrum voll ausspielen; ihre Refrains haben Tiefgang, berühren mitunter in einer Art und Weise, wie es einst Jerry Cantrell (ALICE IN CHAINS) und Chris Cornell (SOUNDGARDEN) Beginn der 1990er vermochten. Es wundert nicht, dass WINDHAND wieder ihren Vertrauten und einstigen Grunge-Star-Produzenten Jack Endino (u.a. NIRVANA, MUDHONEY) an die Regler ließen. Endino gab den Songs den passend warmen, authentischen Klang – zur umfassenden Entfaltung von Gitarre, Bass und Schlagzeug sowie gezielten Herausstellung von Cottrells Vokalkunst.

´Eternal Return´ ist eine Verbeugung vor den Idolen vergangener Tage und ein neuer Stilmix zugleich – es schlägt die Brücke von alternativ-modernen Songstrukturen über psychedelische Ansätze hin zum Okkult-Rock der 1970er. Heißt auch: Neben dem Self-Titled-Album von WITCH MOUNTAIN mit ihrer ebenfalls sehr begabten neuen Sängerin sicherlich das Melodic Doom-Highlight diesen Jahres.

Zwei Anspieltipps, die direkt überzeugen: die doom-rockige Single-Auskopplung ´Grey Garden´ und die düstere Ballade ´Pilgrim’s Rest´.

(8 Punkte)


(VÖ: 5.10.2018)