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A DYING PLANET – Facing The Incurable

2018 (CynNormal Lab Recordings) – Stil: Progressive Metal


A DYING PLANET ist das neue Baby der Zwillinge Jasun und Troy Tipton, die nicht wenige Musikbegeisterte von ihren meisterlichen Werken mit ZERO HOUR, CYNTHESIS und ABNORMAL THOUGHT PATTERNS immer noch gut in Erinnerung behalten haben sollten. Im Gegensatz zum Zustand des Planeten, setzen sie weit mehr auf die Zukunft ihres neuen Projektes. ZERO HOUR mussten sie ad acta legen, da Troy im Fitnessstudio einen eingequetschten Ellennerv erlitt, der operiert, aber nicht wieder vollends hergestellt werden konnte. Da jedoch sein Bassspiel bei ZERO HOUR eine Menge Kraft in der linken Hand kostet, blieb ihnen keine andere Entscheidung. ´Dark Deceiver´ aus 2008 dürfte das letzte ZERO HOUR-Album bleiben. Bereits auf den beiden CYNTHESIS-Werken ließen es die Brüder im Anschluss äußerst gediegen und nicht weniger brillant angehen. Bei A DYING PLANET übernimmt daher Troy den Gesang, derweil sein Bruder Jasun Tipton natürlich weiterhin der Mann an der Gitarre ist. Ihre Rhythmus-Abteilung setzt sich aus Bassist Brian Hart und Schlagzeuger Marco Bicca (SIGMA PROJECT, RELIC) zusammen.

Die Musik zeigt eindeutig den Aufbruch zu neuen Ufern, sie offeriert ruhige, progmetallische Stimmungen, nicht allzu fern von CYNTHESIS, gleichwohl äußerst kraftvolle Kompositionen. Zur restlosen Begeisterung allerorten sollte allen voran ´Poisoning The Well´ mit den Gast-Vocals von Erik Rosvold (CYNTHESIS, ZERO HOUR) führen. Ein Song, der lüsterne Musikästheten von RUSH bis REDEMPTION, mitgerechnet die Genussmenschen von VISIONARY und EYE OF THE STORM, gnadenlos packen sollte. Darüber hinaus bietet der 14-minütige Eröffnungssong ´Resist´ heftige Riff-Gewitter, die von sphärischen Schlagzeugrunden sowie singenden Gitarren zu Percussions unterbrochen werden. Wenn der Gesang zudem heimlich unter der Bettdecke zu eindringlichen Schreien ansetzt, Paul Villarreal (SUN CAGED) gibt hier ebenfalls am Mikrofon ein Stelldichein, steht die Großartigkeit unumstößlich fest. Parallelen zu ENCHANT blitzen in den Echtgefühlsmomenten hervor und zu SUBSIGNAL im Chorgesang. Die zehn Minuten von ´Facing The Incurable´ erinnern dezent an späte FATES WARNING und gewiss CYNTHESIS, wobei hier Sängerin Luda Arno zum Finale Abwechslung in das Vortragsspiel bringt. Eine sanft brodelnde Atmosphäre bietet ´Human Obsolescence´, Akustikgitarre oder Klavier wollen jeweils Akzente setzen, doch der energische Gesang überragt die besinnliche Stimmung. Nicht unähnlich, aber luftiger verhält sich ´Missing´, eine Liebesbeziehung, die weit länger als neun Minuten anhalten dürfte. Das feine Instrumentalstück ´Separation Anxiety´ gibt im reflektierten OSI-Universum erst der Gitarre, dann dem hervorprallenden Bass nochmals meisterlich den finalen Auslauf.

Nicht allein im Angesicht der unheilbaren Liebe zur Musik sind A DYING PLANET ein neuer, funkelnder Edelstein.

(9 Punkte)

https://www.facebook.com/A-Dying-Planet

https://adyingplanet.bandcamp.com