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THE LIONS DAUGHTER – Future Cult

2018 (Season of Mist) – Stil: Progressive Black Metal


Black Metal mit Tasten. Aber: keine elegischen Symphonien – sondern kalte Härte, in teils leichtfüßige Wave-Melodien gebettet. Was THE LIONS DAUGHTER auf ‚Future Cult‘ abliefern, ist weitestgehend anders. Nicht selten sind es Gratwanderungen unter gleichzeitiger Verwendung von cheesy Keys und crunchy Riffs. Nur als Anhaltspunkt: TODAY IS THE DAY treffen auf die 1980ies-Synths von EUROPE und den EURYTHMICS. Und die TOMBS dürfen auch ran. Geht nicht? Doch. Dann klingt’s scheiße? Nein.

Eigentlich gebührt den Dreien um Mastermind Rick Giordano aus St. Louis, Missouri, ein Orden. Verlassen die modernden Sümpfe mit ausgetretenen Pfaden des Black und Sludge – die sie bisher auch nicht nennenswert neu definierten – und betreten Neuland. Mit überraschenden Keyboard-Läufen, die an die Filme von John Carpenter in den 1980ern erinnern (wie „Escape from New York“ und „They Live!“) und typischen Tremolo-Riffs, die aber mitunter mehr von stampfenden Industrial-Beats denn den Black Metal-Blasts vorangetrieben werden. Anspieltipps: Das auftaktgebende ‚Call The Midnight Animal‘, das donnernde ‚Suicide Market‘ und das erbarmungslose, charmant mit chugga-chugga unterlegte ‚Galaxy Ripper‘.

Klar, wer nicht aufgeschlossen ist, kotzt. Die Keys und Synths sind kein Hintergrund, kein Atmosphärenstifter – sie sind oft so zentral wie die Riffs der Sechssaitigen, meist nicht so verspielt, aber dominant. Und wer die 1980er grundsätzlich hasste: Finger weg von ‚Future Cult‘. Aber allein das gelungene Cover sagt hier schon alles.

(8,5 Punkte)