PlattenkritikenPressfrisch

WAYFARER – World’s Blood

2018 (Profound Lore Records) – Stil: Modern Black


Black Metal. Das ist oft wie: katholische Kirche. In beiden Welten gibt’s Gott und Teufel – nur konträr priorisiert. Beide Lager sind sehr konservativ unterwegs. Sowohl die Anhänger als auch Autoritäten. (Ohne Kirche kein Black Metal – Anm. d. Red.) Wer abseits der Wege wandelt, steckt Prügel ein. Manchmal aber, Stichwort Black Metal: Erntet Exploration Erfolge, weil durch Hinzunahme neuer Mittel (tolerantere) Sinnsuchende angesprochen werden. Hipster-Bands wie DEAFHEAVEN sind ein berühmtes Beispiel für diesen modernen Black-Metal. Auch die Neo-Hippies der Szene, wie WOLVES IN THE THRONE ROME, zählen dazu.

WAYFARER beschreiten diesen American Way of modern Black Metal ebenfalls – aber auf eine andere Art. Wo beispielsweise DEAFHEAVEN gern dem Shoegaze und Indie-Rock verfallen, stehen WAYFARAER aus Colorado, ganz heimatverbunden, knietief im Americana: Cowboys, Indianer, Berge, Wüste. Das Cover von ´World’s Blood´ ziert stilecht eine antike Photographie von Edward S. Curtis, nach Auskünften des Labels ‚Profound Lore‘ geschossen in Montana im Jahre 1908 des Herrn. ´World’s Blood´ ist dann auch im Grunde ein Black Metal-Western. Die Jungs führen Roots Rock der Marke JON DENVER zusammen mit traditionellem, stets zugänglichen Black Metal der DARKTHRONE-Schule. Viel Tremolo, einige bekannte Power-Chord-Muster und das geschätzte Up-Tempo, hier und da unverzerrt entschleunigt. Das Prinzip: Laut. Leise. Langsam. Schnell. Gut gemischt über 45 Minuten. Und staubtrocken produziert von Colin Marston. Bekannt durch seine Musik mit KRALLICE und dem Reunions-Line-Up der GORGUTS – aber auch als Produzent unter anderem für LITURGY, die ja lange als die Black Metal-Hoffnung schlechthin galten.

Derzeit stehen WAYFARER in den Startlöchern für eine Tour mit ihren Label-Mates KRALLICE. Das passt – und sollte sie mit ihrem grundsoliden Thinking-Man’s-Black Metal auch über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus etablieren helfen. Dieser dritte Longplayer gefällt mir bislang von ihnen insgesamt am besten, da WAYFARER nun das dosiert destillieren in ihren Wall of Sound, was sie geprägt hat – und in ihrer DNA ist: true and honest US-American Folk-Music. Für aufgeschlossene Traditionalisten, sozusagen.

Anspieltipps: ´On Horseback They Carried Thunder´, ´The Crows Ahead Cry War´ und ´A Nation Of Immigrants´ (ohne Black-Metal-Keule)

Übrigens: Sollte jemand einen adäquaten Soundtrack suchen für die raue Wild-West-Literatur von Cormac McCarthy (etwa: ´All the Pretty Horses´) – „and they rode on…“.

(7,5 Punkte)