Livehaftig

KEEP IT TRUE XXI

27. und 28. April 2018, Tauberfrankenhalle, Lauda-Königshofen


Das für etliche schönste Wochenende des Jahres ging auch 2018 viel zu schnell vorüber. Strahlender Sonnenschein im lieblichen Taubertal sorgte für frühsommerliche Temperaturen. Eine vielfältige Bandauswahl garantierte ein einladendes Billing. Mehrere Kapellen traten an diesem Wochenende erstmals seit vielen Monden wieder auf und ließen an diesen beiden Tagen die 21. Ausgabe des KEEP IT TRUE zum Fixpunkt des Metal-Universums werden.

 

KEEP IT TRUE – Freitag

 

STÄLKER

Die aus der Asche von RAZÖRWYRE hervorgegangenen Oldschool-Speedster eröffnen das KIT mit einer Minute Verspätung. Bei der Geschwindigkeit, die STÄLKER vorlegen, ist das allerdings schnell reingeholt.

Stilistisch bewegen sich die Neuseeländer auf demselben Terrain wie RANGER, SPEEDTRAP oder die EVIL INVADERS, was Abwechslung und Stageacting angeht, muss das Trio um Schreihals/Bassist David King allerdings noch ein wenig drauflegen, um in die Spitzengruppe des Genres vorzudringen.

Ein energischer, sauber gezockter, aber über die Strecke von 45 Minuten doch etwas langatmiger Auftritt. (LK)

 

TAIST OF IRON

Optisch müssen wir uns nun mit einer etwas sehr standhaften Band quälen, wenngleich sich Frontfrau Lorraine Gill in den Gesangspausen an der Bühnenseite an einer Art Bauchtanz versucht, was letztlich wörtlich genommen werden muss. Am seltsamsten mutet allerdings das Vorundzurück-Gewippe des Gitarristen an. Bis man registriert, dass der Mann wohl blind ist.

Dementsprechend beeindruckt darf man von vielen seiner schönen Gitarrenläufe sein. Überhaupt, instrumental und auch gesanglich gibt es nichts zu meckern, das ist schon weitgehend astrein, nicht nur beim wertvollsten Song ´Feeling You´. In den härteren Passagen erinnern sie unweigerlich ein wenig an ACID, vielleicht nicht ganz so kultig, aber musikalisch interessanter. Die einzige 1984er LP ‚Resurrection‘ (zusätzlich eine EP) der Band aus Tacoma, Washington darf bei Gelegenheit also gerne mal verhaftet werden. Das hat schon Atmosphäre, womöglich sogar zuhause mehr. (gps)

 

ALIEN FORCE

Dänen Lügen nicht. Jedenfalls nicht, wenn’s um Metal geht. Und durch einen geheimen Jungbrunnen – wahrscheinlich Öl (bei uns Bier genannt) – präsentieren sich die sympathischen Nachbarn nach über dreißig Jahren äußerst tight und souverän, nur der Sound sägt mir gerade die Ohren ab. Nicht schlecht, aber die Gitarre schafft 11 statt meinen gewohnten 10, was sich auch über den Verlauf des Tages mehrfach wiederholen soll.

Unglaublich und erfreulich, wie viele Droogs nun die Halle an die Grenze bringen. Wieder einmal fühle ich mich ehrenhaft gut, ein dämlicher Idiot zu sein. Bildete ich mir vorher noch ein, einer der wenigen Wissenden zu sein, haut mir ein bunt gemischtes Publikum aus Väddern, Müttern und Neuentdeckern die Haare ins Gesicht. Wie kann die Welt schlecht sein, wenn dieser ursprüngliche, frisch zelebrierte Metal ALLE erfasst und die Bangerjugend sich textsicherer als manch alter Hase erweist? Der ein oder andere Song hätte auf alle Fälle seinen Weg in eine SAXON-Alltime-Playlist schaffen können. Fuck – ich liebe ALIEN FORCE und Dänemark! Peter Svale Andersens Stimme wächst von Song zu Song und Hits wie ‚Night Of Glory‘, ‚Get It Out‘, ‚Time Is Out‘ oder ‚Hell And High Water‘ bohren sich live kompromisslos in die Gehörgänge. Gnadenlos gute Überraschung! (LL)

 

BLASPHÈME

BLASPHÈME ist eine jener Bands auf dem diesjährigen KIT, bei denen man vorher nicht wusste, was zu erwarten war. Die Band gehört mit Abstand zu den dienstältesten Truppen der französischen Metalszene. Mitte der Achtziger hatte man sich dann allerdings schon aufgelöst.

Um 2007 herum gab man die Réunion bekannt, bei der auch kurzfristig der Originalsänger dabei war. Inzwischen sind nur noch zwei Originalmitglieder dabei und die Band tritt mit zwei Sängern auf. Was verwirrend klingt, kommt live allerdings verdammt gut. BLASPHÈMEs Auftritt ist eine äußerst positive Überraschung. Souverän und sehr tight klingen die Songs, die gesanglich von HÜRLEMENT-Sänger Alexis sowie Olivier Del Valle (SHANNON) veredelt werden.

Die beiden wechseln sich bei den Songs ab und kommen beim letzten Stück des Auftritts `Vengenace Barbare` zusammen auf die Bühne. Gesanglich sind beide stark, aber auch leicht unterschiedlich, wobei HÜRLEMENTs Alex ein paar Pluspunkte mehr einfährt. Heavy Metal pur, zackig nach vorn gespielt, und eine generell gute Performance überzeugen die KIT-Besucher, wie lautstark zu vernehmen ist. Der Zehn-Song-Auftritt, mit Songs wie `Vivre Libre`, `Desir De Vampyr`, `Seul` und `Territoire Des Hommes`, hat was Erfrischendes und macht Laune. Bassist Philippe Guadagnino sieht mit seinem roten Stirnband wie der Zeitmaschine entsprungen raus, aber im Posen kann ihm keiner was vormachen. Überzeugender sowie überraschender Auftritt der Franzosen, mit dem wohl keiner der Anwesenden gerechnet hat. (JT)

 

SIREN

SIREN sind wohl dieses Jahr die Band, die von allen Fans, die schon seit dem ersten KIT dabei sind und am liebsten eine Cashless-Dauereintrittskarte haben würden, am innigsten erwartet werden. Und nun stehen sie tatsächlich insbesondere in Form von Originalsänger Doug Lee leibhaftig vor uns. Hier wird nicht nur über Schwerter gesungen, sondern sie werden auch auf schreckliche Weise ziemlich schnell (dritter Song) gezückt.

Zuvor dürfen wir bereits den ‚Metro-Mercenary‘ und den ‚Black Death‘ erleben, es folgen u.a. noch das unnachahmliche ‚Iron Coffins‘ und der Smasher ‚Over The Rainbow‘. Das ist schon alles sehr kultig, unterhaltsam und historisch extrem wertvoll. Ein wenig Redebedarf haben wir allerdings trotzdem, denn gerade Mainman Doug Lee liegt hin und wieder etwas neben der Spur und der Sound ist leider einer der schwächsten an beiden Tagen. Ist aber beides nicht so gravierend, dass es den Spaß aus den Backen transportiert und so widmen wir uns im Anschluss glücklich dem nächsten Getränk, um die Stimmen wiederherzustellen. (gps)

 

GRIM REAPER

Mit Steve Grimmett steht endlich wieder der Sänger vor dem Publikum, das ihn nach seiner tragischen Unterschenkel-Amputation mit einer Spendenaktion unterstützt hat. Eine Hand auf der Krücke, eine Hand in der Luft, so dirigiert der GRIM REAPER-Vokalist die ausgelassene Menge und bringt sie zum Skandieren. Trotz ´Rock You To Hell´ braucht sich die Hölle längst nicht auf uns freuen. Zu ´Night Of The Vampire´ singt sich Grimmett mit Sirenengeheul in die Höhe und kann sich des Dankes der mitschreienden Zuschauer sicher sein. Selbst wenn er es schafft, mit beiden Armen und Händen die Zuschauer zu dirigieren, ist er bestens bei Stimme und ganz in seinem Element. Kein Wunder, dass die Band mit „Grim Reaper, Grim Reaper“-Chören ausgiebig gefeiert wird.

Dabei zeigt sich ´Lust For Freedom´ als Hallenaufkocher allererster Güte. Die halbe Turnhalle reißt bei diesem Ohrenschmeichler die Arme in die Luft. Für das Kilometergeld müssen dagegen heute die Männer an den Bass- und Gitarrensaiten sorgen. Steve gönnt sich natürlich auch Körpererholungsphasen im Rollstuhl, derweil gegenseitiger Applaus von und zur Bühne die Stimmung zum Brodeln bringt. Die aufkommende Euphorie wird vom neuen Song ´Walking In The Shadows´ nicht schwerwiegend getrübt. So wird zudem bewiesen, dass man auch mit Schottenrock im Sitzen ´Rock Me Till I Die´ singen kann. Die Coverversion von Ronnie James Dios ´Don´t Talk To Strangers´ verursacht mit einer großartigen Gesangsleistung und enormen Druck Gänsehaut. Fünf Minuten lang ist Königshofen Himmel und Erde zugleich. Welch ein Jubel. Erst der Hardrocker ´Waysted Love´ und dann das unvermeidlich legendäre ´See You In Hell´ halten die Stimmung bis zum letzten Ton hoch. Fabelhaft! (MH)

 

RAVEN

Keep it british! Nach Steve Grimmett und seinen Mannen lassen wir uns von einer weiteren NWoBHM-Legende verwöhnen. RAVEN haben einen speziellen Oldschool-Seit angekündigt. Und die Gallagher-Brüder liefern dermaßen ab, dass auch den am Bühnenrand zusehenden Bands der Mund offen bleibt.

Vom Eröffnungsdoppel ’Take Control’/´Hell Patrol‘ über ´Don’t Need Your Money‘ bis zum finalen ´Crash Bang Wallop´ folgt Klassiker auf Klassiker, zum ´Born To Be Wild‘-Cover kommt zwar nicht Udo Dirkschneider auf die Bühne, aber immerhin Meister Grimmett. Einzig die Soloeinlagen sind für meinen Geschmack etwas zu lang und stören den Fluss. Mäkeln auf verdammt hohem Niveau – RAVEN sind und bleiben eine absolute Bank! (LK)

 

FLOTSAM & JETSAM

Die US-Thrasher sind ja nicht zum ersten Mal beim Keep It True. Und was sie bisher hier geliefert hatten, gehört zweifelsohne zu den geschichtsträchtigsten Auftritten in der Festival-Geschichte. An diesem Abend steht alles im Zeichen von `Doomsday For The Deceiver`, das hier komplett gespielt wird. Kompromisse werden keine gemacht. Die Jungs rauschen in einem Tempo durch die Songs, dass einem schwindelig wird. Da macht es auch nichts, dass Eric A.K. bei den Songs, die normalerweise nicht im festen Repertoire sind, nicht ganz textsicher wirkt und einige Zeilen mal so kurz außen vorlässt. Die Wucht, die Power, die diese Band liefert, haut um. Dass das Songmaterial dieses Albums den Status “Klassiker“ nicht umsonst hat, zeigt sich hier ganz deutlich. Am Schlagzeug sitzt übrigens kein geringerer als Ken Mary (ex-FIFTH ANGEL, ex-ALICE COOPER, ex-SAHARA, etc…). Und er macht einen technisch astreinen Job.

Die Jungs stehen unter Strom und liefern. `Hammerhead` haut komplett um, `Iron Tears` wird im Turbomodus geliefert. FLOTSAM & JETSAM sind an diesem Freitagabend schlichtweg der wahre Headliner des Festivals. Adrenalin pur! Stage Action, Schweiß, Power, Riffs, Klassiker. Abgerundet wird der phänomenale Auftritt mit `I Live You Die` und `Iron Maiden`. Da können an diesem Tag auch die starken Auftritte von ALIEN FORCE, GRIM REAPER, SIREN oder TAIST OF IRON nicht dagegen anstinken. Brett! (JT)

 

DEMON

Die NWoBHM-Legende DEMON ist heutiger Headliner. Im Vorfeld wurde eine spezielle Show angekündigt, mit besonderem Stageset und nur Songs von den ersten beiden Klassikern ´Night Of The Demon´ und ´The Unexpected Guest´. Das Stageset ist in der Realität schlicht ausgefallen: zwei Kreuze, ein paar Blumen und ein paar komische Skulpturen. Vor 20 Jahren durfte Dave Hill zumindest aus einer Grabesgruft heraufsteigen. Die gelben Kreuze von damals waren wohl unauffindbar. Die 39 Jahre alte Maske, die Dave Hill beim Abziehen derselben als Nosferatu im Lichtschatten erscheinen lässt, ist aber Original.

Pünktlich um 22.45 Uhr beginnt die Show mit ´Night Of The Demon´. Hill ist gut bei Stimme, sein für den Junghörer an GHOST erinnerndes Mönchsoutfit wirkt aber unpassend. Später holt er noch sein weißes Bademantel/Perückenlöckchen-Gott-Outfit zu ´Father Of Time´ heraus. Songs wie ´Into The Nightmare´, ´Sign Of The Madman´, ´The Spell´ und ´Deliver Us From Evil´ werden aber frenetisch gefeiert. Insgesamt ein guter, aber nicht überragender Gig, es gab schon bessere. Und das nächste Mal wünsche ich mir, nachdem in den letzten 20 Jahren, in denen abgesehen von einzelnen Shows eigentlich immer diese Songs gespielt wurden, eine andere Setlist. Eine Live-Show mit Kompositionen aus ´Taking The World By Storm´, ´Hold On To The Dream´ und ´Breakout´ Show wäre wesentlich interessanter und spannender. (SP)

 

 

KEEP IT TRUE – Samstag

IRONFLAME

In die Ehrengalerie der großartigsten Wachmacher der KIT-Geschichte reihen sich IRONFLAME ohne wenn und aber ein. Der Unwissende blickt zunächst angsterfüllt auf die Bühne und fragt sich, warum eine Metalcore-Band ins Billing gerutscht ist. Keine Angst, von den ersten Takten an ist klar, dass herrlichster US Metal zelebriert wird und die ersten gesungenen Töne von Mastermind Andrew D’Cagna zaubern das Lächeln in die Gesichter der Ahnungslosen zurück.

Ein hochmotiviertes Ensemble aus befreundeten  Musikern präsentiert das fantastische Debut plus einen neuen Song vom für den August geplanten Nachfolger, der von D’Cagna erneut im Alleingang gefertigt wurde und den ihr höchstwahrscheinlich in meinem Jahresrückblick finden werdet. Die Mitstreiter bleiben hoffentlich von nun an alle an Bord und überzeugen nicht nur an ihren Instrumenten, sondern auch durch leidenschaftliche Backing-Vocals. Lieder? Süsslinge kauft, falls noch nicht geschehen, das Album und erlebt die Hitdichte, die wir heute genießen dürfen. Die einzige Befürchtung für Album Nummer zwei sehe ich darin, dass sich die Stücke trotz immerwährendem, powervollen Niveau vom Aufbau her teilweise ähneln, was sich vielleicht im August schon ändern oder aber in Zukunft durch den gemeinschaftlichen Input der im Nachhinein zusammengestellten Band von alleine regeln sollte. Thumbs up! (LL)

 

GATEKEEPER

Als neuer Stern am Epic-Himmel werden die Kanadier derzeit abgefeiert. Und das völlig zu Recht. Irgendwo zwischen ETERNAL CHAMPION und VISIGOTH ist noch ein Platz frei für den geilen Stoff, den Ex-BORROWED-TIME Sänger Jean-Pierre „JP“ Abboud, Mastermind Jeff Black und der Rest der wilden Horde auf ihrem ersten Langholz ´East Of Sun´ veröffentlicht haben.

Auch live funktioniert die Chose ganz ausgezeichnet, obwohl wenn man sich anfangs schon etwas Sorgen um JP machen muss, der mit seinen weit aufgerissenen Augen daherkommt wie Christoph Daum zu besten Tiefschnee-Zeiten. Er beruhigt sich dann doch, sodass die Aufmerksamkeit den Songs gehört, die ausnahmslos überzeugen. Mein Highlight: das erhabene ´Bell Of Tarantia‘, schon jetzt ein sicherer Kandidat für die Jahres-Best-Of. Leider können GATEKEEPER die ihnen zur Verfügung gestellten 45 Minuten nicht komplett nutzen. Das TREDEGAR-Cover ´Richard III´ ist eine coole Idee (und stark interpretiert!), warum zum Schluss aber auch die oft beschworene ´Detroit Rock City‘ gefeiert werden muss, erschließt sich mir nicht ganz. Trotzdem ein Gewinner des Wochenendes. (LK)

 

CEREBUS

CEREBUS machen zum Glück alles richtig. Es werden ausschließlich Songs vom 1986er-Klassikerdebüt ´Too Late To Pray´ gespielt. Den Start setzt ´Running Out Of Time´, gefolgt von ´Taking Your Chances´. Originalsänger Scott Board klingt unfassbarerweise immer noch wie vor 30 Jahren und sorgt mit seiner freundlichen Ausstrahlung für ausschließlich freudige Gesichter im Publikum.

Mit großartigen Songs wie ´Distant Eyes´, ´Rock The House Down´ und dem anschließenden ´Too Late To Pray´ kann man schließlich nicht viel falsch machen. Leider ist bereits nach nur 40 Minuten Schluss. (SP)

 

BLIND ILLUSION

BLIND ILLUSION, die frühere Band von Les Claypool (PRIMUS), legen keineswegs los wie die Biedermänner, sondern wie die Feuerwehr. Nach ‚Blood Shower‘ und vor allem dem Monster ‚Vengeance Is Mine‘ ist eigentlich bereits alles gesagt! Alles restliche ist aber natürlich nicht nur schmuckes Beiwerk. Der ganze Gig ist fett, die Gitarrenkünste von Doug Percy (HEATHEN. ANVIL CHORUS) und Anführer Mark Biedermann überirdisch, und BLIND ILLUSION sind damit einer der Überraschungssieger der diesjährigen KIT-Edition. Die Welt braucht einfach viel mehr technischen Thrash!

Einziger kleiner Wermutstropfen sind die wie bei vielen anderen Bands zu langen Songpausen, in denen ein Teil der gerade aufgeschaukelten Stimmung wieder verloren geht. Trotzdem in diesem Falle ein absolut großartiger Gig und eine echte 8,5! (gps)

 

SARACEN

Wahre Liebe! Zwischen Publikum, welches dieses Mal von vornherein weiß, wie sehr ungekrönte Könige der NWoBHM arschtreten können und den Briten, die seit dem letzten KIT-Auftritt wissen, dass sie keine Angst vor einem True Metal-Publikum haben müssen, herrscht pure Harmonie. ‚We Have Arrived‘ drückt das Feeling von Anfang an aus und wir erleben erneut einen Gig, der kaum Zeit zum Verschnaufen lässt.

Seit dem Rekordausverkauf ALLER Tonträger während des ersten Gastspiels 2011 wissen Musiker und Fans, mit was man rechnen darf. Daher hauen die Helden um den stimmlich unerhört sicheren Frontmann Steve Bettney gleich im ersten Drittel schon den Meilenstein ´Heroes, Saints And Fools´ raus und können im Folgenden auch nichts mehr falsch machen – dank Klassikern wie ‚Meet Me At Midnight‘ und und und. Und ja, das Einzige, was man vermisst, ist ein studiotechnisches Lebenszeichen seit 2014. In der fabulösen Form, in der man SARACEN heute wieder antrifft, sollte die Hoffnung doch bestehen bleiben, oder? (LL)

 

WINTERHAWK

Nach dem grandiosen SARACEN-Gig folgt mit WINTERHAWK die zweite unmetallische Band des Festivals, auch eine von vielen Bands, die noch vor wenigen Jahren kaum jemanden interessiert hat. Aber auch ASHBURY wussten vor nicht langer Zeit an diesem truemetalischen Ort zu begeistern. Technisch ist der Auftritt ganz große Klasse, vor allem die Gitarrenarbeit von Meister Jordan Macarus ist erste Sahne, aber trotzdem wollen mich die Songs irgendwie nicht so richtig berühren. Wohl noch im SARACEN-Fieber ist der Sound ebenfalls mal wieder das Gegenteil von erstklassig.

Insgesamt werden mit ´Sanctuary´, ´Revival“, ´Ace In The Hole´, ´Free To Live´ und´Intro´ fünf Songs vom Klassiker-Debütalbum ´Revival´ gespielt. Irgendwie schon ganz nett, aber nichts Weltbewegendes. (SP)

 

HITTMAN

Nach 25 Jahren Pause – oder waren es 27 Jahre, anscheinend ist sich die Band selbst nicht sicher – erscheinen HITTMAN wieder auf den Brettern der Welt. Und Sport ist Metal – Metal ist Sport. Folglich ziehen die New Yorker stramm ihr Programm durch, als gäbe es nur ihr heiliges Debüt von 1988. Ausschließlich Songs dieses Werkes singt ein unfassbar gut schmetternder Dirk Kennedy zu Ehren der Wiederkehr. Der Sänger greift sich aufgrund des Zuschauerzuspruchs ergriffen an sein Herz und die Menge muntert sich mit schweißtreibenden „Metal Sport“-Rufen auf. Kein Klavier in Sicht, dafür erscheint der Vorturner in Ledermontur. Keine Songs des Zweitwerkes, das 1993 ebenso wie RIOTs ´The Privilege Of Power´ als Nachfolger eines Meisterwerkes die Bangerschaft irritierte, daher auch kein Jahrhundertsong ´Mercy´.

Doch mit einem Fingerschnippen hat Kennedy die Zuschauer im Griff und lässt sie anderes Material als solches des Debüts vergessen. Der etwas dumpfe Sound hält niemanden von überschwänglichen Reaktionen ab. Auf ein unfassbar gut gesungenes ´Behind The Lines´ folgt mit ´No Time To Die´ ein mit einem ARMORED SAINT-Touch ausgestatteter Song vom kommenden Album. Um die angekündigte Rückkehr auf einem Tonträger zu bekräftigen, schenken die Herren sogar noch das neue ´The Ledge´ aus. Für die kurze Spielzeit fast zu viel des Guten. Dagegen sabbert jeder zu ´Breakout´ und ´Will You Be There´, denn selten darf heutzutage solch einem Ausnahmesänger  aus der Liga mit Geoff Tate live gelauscht werden. Ebenso lässt es sich niemand zu ´Backstreet Rebels´ nehmen, lauthals mitzusingen. Bevor die Jungs nach einer Dreiviertelstunde die Bühne frühzeitig verlassen, werden noch Videoaufnahmen mit dem Smartphone vorgenommen. Von der Bühne aus versteht sich. Aber mit ´Caught In The Crossfire´ kommen HITTMAN nochmals zurück, lassen sich ausgiebig feiern, schießen als Andenken Bandfotos mit dem Publikum im Hintergrund und beenden den Gig doch erst nach der metallisierten Johnny Rivers-Komposition ´Secret Agent Man´. Beim nächsten Mal muss freilich wieder das Klavier dabei sein. (MH)

 

EXHORDER

Der EXHORDER-Auftritt kann in einem Wort zusammengefasst werden: ABRISS! Was für ein Geballer, was für eine rohe Gewalt. War der Tag schon überraschend stark mit den überragenden IRONFLAME, den geilen CEREBUS, den teuflischen BLIND ILLUSION und den grandiosen HITTMAN, blasen EXHORDER dennoch alles weg. Alles ist stimmig: das Stageacting, die Songs, der Sound, die Kraft, die von den Hassklumpen ausgeht. Sänger Kyle Thomas schreit, brüllt, wütet wie ein Berserker, die Gitarrenwand ist unfassbar fett. Das scheint manche so aufzuwühlen, dass mit Bechern geschmissen wird.

Leidtragender ist unser Fotograf Mario Lang, auf dessen Kopf ein Becher mit der Kante landet und eine Platzwunde verursacht. Zwei Stiche im Krankenhaus, ohne Anästhesie, sind ihm sicher, denn er will natürlich zum Headliner wieder zurück sein. Dank Rotem Kreuz, Arzt und Krankenschwester sowie seinem spontanen Rettungsfahrer, unserem alten Streetclip-Kameramann Thomas Schneider, ist er pünktlich wieder vor Ort. Das wissen EXHORDER nicht und jagen `Death In Vain`, `The Law`, `Anal Lust`, `Unforgiven, `Soul Search Me´ und ein gewaltiges `Exhorder` in die Menge. Die tobt, feuert die Amis an und diese Energie scheint sich zu übertragen. EXHORDER sind wie ein SWAT-Team, das über einen herfällt. Überragender Auftritt und die spätere Ankündigung, man arbeite an neuem Material, kann einem nur ein schmerzverzerrtes Grinsen ins Gesicht treiben. So und nicht anders muss ein souveräner Abriss klingen. (JT)

 

HEAVY LOAD

Es könnte so einfach sein. HEAVY LOAD spielen bei ihrem Bühnen-Comeback nach 33 Jahren schlicht das vor kurzem wiederveröffentlichte Klassikeralbum ´Stronger Than Evil´ durch und lassen sich bei all den Hits einfach feiern. Doch der singende Drummer Styrbjörn Wahlquist und sein ebenso singender Bruder Ragne wählen den schwierigen Weg. Die schönsten Kompositionen aus der einst siebenjährigen Bandgeschichte müssen es mit einem Live-Bassisten und -Gitarristen sein. Gleichwohl scheint auf der Bühne die Zeit stehen geblieben zu sein. Ragne wählt als Bühnenoutfit die Kappe von ELOYs Frank Bornemann und gönnt sich einen langen Fuchsschwanz statt am Bonanzarad an der Schulter. Dagegen punktet sein Bruder mit kräftigem Gesang hinter seinem mächtigen Drumkit.

Als Gastmusiker gesellt sich noch der langjährige Sänger/Gitarrist Eddy Malm hinzu, der sich immer wieder verabschiedet und amüsiert mit „Da bin ich wieder“ zurückmeldet. Aber ein längeres Gitarrengefiedel nach wenigen Songs, die Besetzungswechsel, auch der Bassist der HEAVY LOAD-Coverband HEATHENS FROM THE NORTH gesellt sich für einige Lieder auf die Bühne, und die langwierigen Equipment-Probleme führen zu Stimmungsschwankungen. Zu ´The King´ und ´Lionheart´ zeigt sich das Publikum wieder erfreut und textsicher. Sogar die nicht altersmüden Schweden kündigen tatsächlich ein Comeback-Album und den frischen Song ´Walhalla Warriors´ an. `Singing Swords´ sorgt dann für die erhoffte Hysterie, derweil der Zugabeteil zu lange ausfällt. Sei es durch die vielen Unterbrechungen oder die Spiellust. ´Stronger Than Evil´, ´Trespasser´ sowie ein nochmals gespieltes ´Heavy Metal Angels (In Metal And Leather)´ beenden ein holpriges Comeback. Kein Ereignis, von dem ich meinen Enkeln erzählen werde. Dennoch: Wer dabei war, grinst immer noch vor Freude. (MH)

 

 

KEEP IT TRUE – Höhepunkte

 

Michael Haifl (MH)

Top 3 Auftritte:
BLIND ILLUSION
DEMON
SARACEN

Überraschung:
HITTMAN
GRIM REAPER
FLOTSAM & JETSAM

 

Jürgen Tschamler (JT)

Top 3 Auftritte:
FLOTSAM & JETSAM
EXHORDER
CEREBUS

Bester Newcomer: IRONFLAME

Überraschung:
BLASPHÈME
BLIND ILLUSION
ALIEN FORCE

Beste Ausdauer:
HEAVY LOAD, knapp 90 Minuten Signing Session.

 

Ludwig Krammer (LK)

Top 3 Auftritte:
BLIND ILLUSION
FLOTSAM & JETSAM
CEREBUS

Ernüchterung:
Jordan Macarus‘ phasenweise arg überforderter Jungsänger
kein ‚Period of Change‘

Schrägstes Bühnen-Gimmick:
Doug Lees Besen

 

Markus gps (gps)

Top 3 Auftritte:
HITTMAN
BLIND ILLUSION
DEMON

 

Less Leßmeister (LL)

Positive Surprising Acts:
ALIEN FORCE
IRONFLAME
WINTERHAWK

Best Entertaining Acts:
SARACEN
SIREN
HITTMAN

Außer Konkurrenz Sonderpowerpreis:
FLOTSAM & JETSAM

 

Silvio Spagnolo (SP)

Top 3 Auftritte:
SARACEN
HITTMAN
CEREBUS

 

U.Violet (UV)

Absoluter Genuss:
WINTERHAWK
HITTMAN
FLOTSAM & JETSAM

Positive Überraschung:
Eigentlich die gesamte Wundertüte KIT, und von meinen bislang unbekannten Mitredakteuren abgesehen vor allem
BLASPHÈME
SARACEN
GRIM REAPER

Ewige Ohrwürmer:
Terrible Swift Sword / Singing Swords
Metal Sport

und als Fazit: See you in Hell !!!

 

Mario Lang:

1 – die Rettungssanis vom Deutschen Roten Kreuz für die schnelle Hilfe
2 – der Arzt und die nette Krankenschwester vom Krankenhaus Tauberbischofsheim, die mich schnellstmöglich wieder zusammengeflickt haben
3 – Thomas Schneider, der mich zum Krankenhaus und wieder zurück zum KIT gefahren hat – ohne ihn wäre ich nicht mehr rechtzeitig zum HEAVY LOAD-Gig gekommen.

 

 

KEEP IT TRUE – Redebedarf

Beim Keep It True befindet sich gerade so einiges im Umbruch, und wir haben die Gunst der Stunde sowie das prachtvolle Wetter genutzt, um ein paar Stimmungsbilder aus dem Publikum einzufangen (UV):

 

Matthias mit Uli und Heino aus Heidelberg …

… waren bereits sieben Mal auf dem KIT und haben sich diesmal vor allem über die nervige Drogenkontrolle bei der Anfahrt geärgert. Sehr positiv finden sie, dass sie sofort Bändchen und neue Karten bekommen haben, und dass man ihnen trotz der erheblich langen Schlange geduldig das neue Bezahlkartensystem erklärt hat. Dass sie nun jedoch für die Schäden der Camper im vergangenen Jahr 30 Euronen aufs Ticket draufzahlen müssen, gefällt ihnen weniger gut:

Wegen welchen Bands bist Du vor allem hier?

„FLOTSAM und EXHORDER, der Rest ist Schrott, nur Trash.“

Was sind Deine Wunschbands fürs nächste Jahr?

„Nächstes Jahr bitte wieder SACRIFICE und als Gag vielleicht nochmal VENOM INC., war sehr geil letztes Jahr!“

Aber Ihr würdet schon wiederkommen nächstes Jahr?

„Ich hab meine Karte ja schon ;-)“

 

 

Marco (POVERTY’S NO CRIME, LEVEL FIELDS) und Udo Ahrens aus Norddeutschland …

… erlebten ihre KIT-Premiere 2012 mit ARCH/MATHEOS und PSYCHOTIC WALTZ, und kamen danach solange weiter hierher, bis die Karten verlost wurden und sie mehrfach leer ausgingen. Dieses Jahr hatten sie kurzfristig Glück, Tickets zu erhaschen, sind aber vor allem gekommen um nette Leute zu treffen, wegen DEMON, FLOTSAM & JETSAM, RAVEN, HITTMAN, den „letztes Jahr auf dem HOA sehr geilen“ BLIND ILLUSION – und natürlich wegen SIREN:

Wie fandet Ihr SIREN?

„Sie waren okay, man hat da natürlich Erwartungen, die in die 80er Jahre zurückgehen und dann natürlich auch nicht haltbar sind, also ich fand sie in Ordnung“

Ihr geht also auch auf andere Festivals?

„Ja, aber eigentlich nur noch zum Headbangers Open Air, ich hab zwei Kinder und wir haben alle einen Beruf…“

Sind die ganzen Neuerungen, der angehobene Ticketpreis für nächstes Jahr und das Bezahlkartensystem in Ordnung für Euch oder nervt das eher?

U: „Also bisher nervt es nicht unbedingt, es macht nur immer den Eindruck, als würde die Stimmung so langsam ein bisschen kippen. Karten sind ja offensichtlich noch reichlich vorhanden, wir haben uns jetzt gesagt, warten wir mal ab was passiert, vielleicht kaufen wir eine, vielleicht auch nicht. Das ist immer das Problem von Festivals, die dann irgendwie ihren Ursprung verlieren. Das war früher mit Wacken so, das ist bei uns im Norden und auch schneller erreichbar, aber irgendwann hatte man da das Gefühl, es geht immer nur um Zahlen, Zahlen, Zahlen und die Fresse halten, und dann hat’s keinen Spaß mehr gemacht, dann sind wir auch nicht mehr hingefahren, und genau das wäre jetzt sehr schade, wenn das hier passieren würde“

M: „Ich denke allerdings andererseits, dass für die Leute, die am Tresen stehen, die ganze Abwicklung wesentlich einfacher ist mit diesen Karten, du hast das ganze Wechselgeld-Klimbim nicht mehr…“

U: „Ich finde, das nervt auch nicht“

Gibt’s denn irgendwas, was nervt?

„Also mich nicht, bis jetzt noch nicht“

Wie sieht es aus mit Wünschen für die nächsten Jahre?

Beide: „OLIVER MAGNUM, POVERTY’S NO CRIME, LEVEL FIELDS,  BLESSED DEATH, NON-FICTION, VIO-LENCE, WATCHTOWER – die waren ja schon mal da, ist aber auch schon wieder lange her“

U: „Das ist auch son bisschen das Problem von dem Festival, irgendwann ist mal Ende der Fahnenstange, man kann nicht mehr jede Band in irgendeiner Weise…die haben jetzt ja fast alles ausgegraben was irgendwie geht, also nächstes Jahr jetzt CITIES und JUGGERNAUT, da ist ja sonst nicht mehr viel. Die kennt ja auch keine Sau außer son paar Verrückte wie wir“

M: „Ich würde mir wünschen, dass ein bisschen mehr Nachwuchsbands zum Zuge kommen, auch jüngere Bands, die man vielleicht noch nicht so kennt und die hier dann auch mal ne Chance bekommen…“

U: „Und vielleicht auch nicht unbedingt sooo ‚TRUE‘ wie der Name sagt, ja, das Spektrum etwas erweitern!“

Was ist Euer Fazit?

„Also, schön ist es hier immer, und das Wetter ist super, im Norden regnet es immer. Wir hatten hier noch nie schlechtes Wetter!“

 

 

Thomas aus Hessen …

… ist seit zwanzig Jahren ein KIT-Veteran und freut sich dieses Jahr vor allem auf DEMON, FLOTSAM & JETSAM und GRIM REAPER. SAVATAGE wäre sein Hauptwunsch für kommende Editionen. Das Auslagern des Kartenvorverkaufs und des Essensstands aus der Halle, sowie das neue Bezahlkartensystem findet er „komplett unnötig“, zumal er im Stadion damit schon schlechte Erfahrungen gesammelt hat: „Es dauert einfach alles länger“.

Ist das noch Oldschool, ist das noch Heavy Metal?

„Ja, es fällt schon sehr schwer. Von den Bands her ja, aber das Drumherum, da wird es einem immer schwieriger gemacht.“

Ich habe jetzt schon ein paar mal gehört, dass die Stimmung kippt…was denkst Du, woran das liegt?

„Du stehst halt doppelt an mittlerweile, Du musst erst mal in die Halle reinkommen, Dir die Karte für nächstes Jahr dann aber wieder woanders holen, das war früher einfacher. Bis letztes Jahr war ja auch der Essensstand noch in der Halle, da konntest Du Dich dort anstellen für Bratwurst, Pommes usw. und konntest dabei entspannt die Bands gucken, und das geht jetzt auch nicht mehr.“

Aber bandtechnisch, wie ist es da so?

„Bandtechnisch ist alles gut!“

 

 

 

 

KEEP IT TRUE – Fazit

Die Halle war im Jahre 2018 bei keiner Band des Keep It True wie in den Jahren zuvor restlos gefüllt. Also stand entweder für das gesamte Publikum keine zugkräftige, mehrheitlich ansprechende Gruppe im Billing oder es ist mittlerweile viel Feiervolk vor Ort. Egal ob man es positiv oder negativ bewertet, eines ist klar: Das Keep It True ändert sich momentan sehr, eine Umwälzung seiner Klientel findet statt. Der enge, kleiner werdende Kreis der KIT-Familie muss immer mehr am größer gewordenen Tisch zusammenrücken.

Generell ging es immerhin auf dem Zeltplatz gesitteter zu als im vergangenen Jahr. Dass die beiden Müllcontainer und insbesondere der Toilettenwagen am Hallenhinterausgang die Wege  unnötig einengten und somit Fluchtwege versperrten, bedarf in Zukunft einer Veränderung. Dass man sich entschlossen hat, das Essen aus der Halle zu nehmen und draußen zu verkaufen, war für viele ein guter Schritt. Dennoch schieben sich genauso gerne reichlich Leute eine Steaksemmel zu einem beliebigen Bandauftritt zwischen die Beißerchen wie einst das Stöbern in den Vinyl-Kisten des Metal-Marktes ein Genuss in anderer Hinsicht war. Neben dem üblichen Mix aus Steak, Bratwurst und Pommes gab es dieses Mal auch einen asiatischen sowie einen Pizza-Stand, der die Essensaufnahme doch ein kleines bisschen vielseitiger gestaltete. Gleichwohl gingen zum Essen auch weiterhin sehr viele Fans hoch zum Sportplatz, was vermutlich auch an der Möglichkeit des Zahlens mit Bargeld lag. Das Cashless-Bezahlsystem scheint im Großen und Ganzen zu funktionieren, selbst wenn viele davon nicht begeistert sind. Seltsam: Ein doppelter Schnaps kostete im Cashless-Universum nicht das Doppelte, sondern gönnte sich einen Euro extra. Diese Entwicklungen dürften aber bestenfalls die Trinkgelage an Zelt und Auto forcieren. Ein Dank dabei auch an die für Ordnung sorgenden Mehrwegflaschensammler ab Samstag in der Früh. Über weitere Rückmeldungen zu diesem Thema freuen wir uns.

Selbst den echten Ordnungshütern ist spätestens 2018 leider die gewisse Gemütlichkeit abhandengekommen. Fahrzeugkontrollen am Freitagmorgen vor der Ortschaft und samstägliche Rundfahrten über den Supermarkt Parkplatz, inklusive „Schau mir auf den Kugelschreiber, ob Du die letzten Jahre Drogen genommen hast!“, gehören mittlerweile genauso zum KIT wie die Schlange beim Ticketverkauf für 2019. Es zeugt von einer gewissen Bedenkenlosigkeit, dass die Kartenkäufer die exorbitante Preiserhöhung in Kauf nehmen müssen, damit sich das Festival weiterhin mit kostenlosen Campingplätzen brüsten kann – und wohl nach Schilderung einzelner Besucher weiterhin die Platzgäste mit nicht zwischendurch geleerten Dixi-Toiletten versorgt. Die Security und das Kartensystem sind wohl weitere Gründe für den Preisanstieg des 2019er Tickets – außer die Réunion von ABBA führt über Lauda-Königshofen. Zudem hat sich die Anzahl der aufspielenden Bands in den letzten Jahren eher verringert, die Anzahl der Zuschauer dagegen anschaulich erhöht. In dieser Hinsicht geht die mathematische Rechnung nicht auf, dass steigende Kosten den alten Kartenpreis um 50% in die Höhe treiben. See you in 2019, Königshofen – maybe. (MH)