PlattenkritikenPressfrisch

ANNA VON HAUSSWOLFF – Dead Magic

2018 (City Slang/Universal) – Stil: Experimental Rock


Nur zwei Dinge sind auf dieser Welt sicher: Der Tod und die Steuer. Widmen wir uns dem Tod, und der bald 32-jährigen Sängerin, Pianistin und Organistin Anna Michaela Ebba Electra von Hausswolff. Die Schwedin verbrachte neun Tage in Kopenhagen, um ihr viertes Album ´Dead Magic´ aufnehmen.

Durften wir bislang allein einer Totenmesse für Annas Großvater beiwohnen, stellt sich uns in fünf epischen Kompositionen die Magie und das Mysterium des Todes in seiner voluminösen Dimension entgegen. Einen großen Anteil nimmt dabei eine Kirchenorgel aus dem 20. Jahrhundert der Marble Church in Kopenhagen ein.

Die ganze Wahrheit, das Glühen sowie der unvermeidbare Fall treten zu Tage, wenn sich die Tore zur Unterwelt öffnen. Wir fallen mit Anna von Hausswolff in den Wirbel des Höllenpfuhls. Orgelklänge bereiten dem finsteren Kammerrock den Boden. Fieberhafter Folkrock glüht im dunklen Rot bis an seine Siedetemperatur und erreicht im transzendenten Zustand seinen Drone, ehe innerhalb der kurrenten zwölf Minuten beizeiten die Glocken läuten, die Streicher über abgezogenen Häuten aufsummen und Anna ein Schauder nach dem anderen über den Rücken läuft (´The Truth, The Glow, The Fall´). Das Vorantreiben der höllischen Sklavenbrut hätten auch die Gewebten Hände nicht formidabler vorexerzieren können. Auf der walzenden Zerstörungsmaschine tanzt Anna jodelnd und schwingt die Siebenschwänzige (´The Mysterious Vanishing Of Electra´). Dann zieht sirenenartig etwas weit Böseres heran, verläuft sich auf über sechzehn Minuten. Gesangsübungen werden beizeiten von Orgeln aus der Schattenwelt düster begleitet, die Trommeln und Pfeifen der Unmenschlichkeit pirschen sich heran. Die Qualen enden jedoch längst nicht als sich Luzifer an die Orgel setzt und Anna aufschreit. Jedes Flehen ist keineswegs vom Erfolg gekrönt. Der Höhepunkt ist gekommen (´Ugly And Vengeful´). So darf sich Anna, oder ist es der rußende Pferdefuß an den Orgeltasten bis zum Ergötzen ausleben (´The Marble Eye´). Sphärisch windet sich die Stimmung in eine postrockige Apokalypse hinein, die Orgel spielt zum Abgesang auf. Als sich der neblige Schleier lüftet, wird der Zuhörer einer engelsgleichen Anna von Hausswolff gewahr (´Källans Ateruppstandelse´).

Epic, brightly blazing avantgarde from the hell’s pit.

(9 Punkte)

https://annavonhausswolffmusic.bandcamp.com/album/dead-magic
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