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ANTI CIMEX – Victims Of A Bomb Raid

2018 (Dissonance) – Stil: Crust


In Crust we trust. Amen. Kaum eine Kapelle neben DISCHARGE kann von sich behaupten, das Crust- oder auch D-Beat-Genre Anfang der 1980er nicht nur mitgeschaffen, sondern nachhaltig geprägt zu haben. Dass auf Szene-Treffs, wie in jedem Frühjahr beim ‚Roadburn Festival‘ im niederländischen Tilburg, grimmig guckende Gestalten punkige Protest-Songs – gestrickt mit simplen Power-Chords und getimt auf den schnellen Snare-Schlag à la D-D-D-D – abfeiern: Das liegt auch an der schwedischen Legende ANTI CIMEX.

1981 in Gothenburg gegründet und nach einem Insektizid benannt, waren ANTI CIMEX anfänglich ähnlich raubeinig unterwegs wie besagte Genre-Begründer DISCHARGE. Über die Jahre kamen zunehmend Einflüsse von Metal-Bands wie MOTÖRHEAD, frühen IRON MAIDEN und CELTIC FROST zum Tragen. Mehr Melodien und auch mal langsamere Passagen. So konnten sich bis zur Auflösung Anfang der 1990er immer mehr langhaarige Kuttenträger mit ANTI CIMEX anfreunden. Und so ist der kleine Hype um das Plattenlabel ‚Southern Lord‘, bei dem ja auch die Roadburn-Klientel eifrig einkauft, zum Gutteil mit dieser von ANTI CIMEX vorgelebten Grenzgänger-Haltung zwischen musikalischem Purismus und Anspruch zu erklären. Wem Spätwerke wie ´Scandinavian Jawbreaker´ schon zu poliert und von Breaks sowie Gitarrensoli zersetzt klingen, der kann bei den ersten EPs hängenbleiben: pure Crust-Keulen – gehärtet in Nihilismus und Kapitalismuskritik. Ich hingegen empfehle einfach alles, diese Band hat nur gute Songs veröffentlicht.

Hier die Fakten: Das 3er-Box-Set enthält 41 Tracks. Dazu zählen die EPs ´Anarkist Attack´, ´Victims Of The Bomb Raid´ und ´Raped Ass´ sowie abschließend die beiden Longplayer aus den frühen 1990ern ´Absolut Country Of Sweden´ und ´Scandinavian Jawbreaker´.

(9 Punkte)