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AMENRA – Mass VI

2017 (Neurot) – Stil: Post Hardcore/Sludge


Fünf Jahre sind vergangen seit der letzten Studiomesse von AMENRA und ´Mass VI´ ist ihr zweites Album auf dem NEUROSIS-Label „Neurot“.

Produziert hat erneut Billy Anderson, der bereits für den Vorgänger und für Werke u.a von SWANS, WEEDEATER, CONVERGE und SLEEP verantwortlich war. Ein wahrlich meisterlicher Fachmann in Sachen Post Hardcore, Sludge und Doom, der AMENRAs Sound auch hierauf die erforderliche dynamische Tiefe verleiht.

Sie sind die unbestrittenen Hohepriester der „Church of Ra“. Monumental. Fragil. Explosiv. Das ist Post Metal auf Cinemascope-Format, bei dem nach wie vor die satten, sich monoton-wiederholenden Sludge-Riffs und der schmerzerfüllte Grabesgesang von Colin H. Van Eeckhout eindeutig im Vordergrund stehen. Bereits der Opener ´Children Of The Eye´ vereint alle Trademarks der Band und wirkt mit seinen rund zehn Minuten wie ein anfangs noch grollender Donner, der sich schließlich in einem tobenden Atonalgewitter entlädt. Ruhige Gitarrenklänge und eine beklemmende Stimmung steigern sich hier zunehmend hin zu einer mächtigen Wall of Sound. Eeckhouts Gesang ist zu Beginn des Songs noch verhalten und klar, explodiert am Ende jedoch in völlig wutentbranntem Gekreische und Gekeife. Das sich anschließende ´Edelkroone´ ist ein kurzes Interlude in flämischer Sprache und wird durch das auf Französisch intonierte ´Plus Près Du Tois´ abgelöst. Zu Beginn shreddern hier noch Black Metal-artige Riffsalven bleischwer drauflos, verwandeln sich im Laufe des Songs aber immer mehr zu einer gigantischen Sludge-Walze. Der verträumte und zugleich bedrohlich klingende Middle-Part bricht schließlich mit diesem Tempo und kulminiert erneut in einem wütenden Finale.

Der Spannungsbogen und Stilmix von bedächtigen und teilweise durch zarte Leads getragene Passagen, über schleppende Sludge-Parts hinweg, bis hin zu manischen Gewaltausbrüchen, zieht sich durch das gesamte Album. Ein Muster, mit dem man bereits von den vorangegangenen drei AMENRA-Werken bestens vertraut ist. Hier liegt auch das meiner Meinung nach klare Manko von ´Mass VI´: vieles ist sich stilistisch einfach zu ähnlich und von älteren Werken her bekannt.

Auf der Bühne beim diesjährigen „Roadburn“ waren AMENRA für mich jedenfalls noch eines der unumstrittenen Highlights. Ihr neues Album ist solide. Mehr aber auch nicht.

(7 Punkte)