MeilensteineVergessene Juwelen

REVEREND – Soul Eater

~ 1993 (Independent) – Stil: Heavy Metal ~


Schwermütig denken wir an REVEREND zurück, die 1989 vom ehemaligen METAL CHURCH-Sänger David Wayne mit seinem Spitznamen als Bandname ins Leben gerufen wurden.

Der „Kosmische Witz“, wie es später David Wayne umschrieb, führte ihn mit den Jungs von HERETIC zusammen, die in diesen Tagen ihren Frontmann an METAL CHURCH verloren hatten, von denen wiederum sich Wayne gerade nach Drogenproblemen getrennt hatte. Somit entstanden REVEREND wahrhaftig aus der Zusammensetzung David Wayne und den HERETIC-Männern Stuart Fuji (Gitarre), Brian Korban (Gitarre), Dennis O’Hara (Bass) sowie Drummer Scott Vogel.

Sie veröffentlichten sogleich als Appetizer 1989 eine wunderbare EP und in den Jahren 1990 sowie 1991 die beiden US Metal-Kracher ´World Won’t Miss You´ und ´Play God´, vor kurzem auf ‘Divebomb Records‘ wiederveröffentlicht. Laufend wechselnde Musiker ließen jedoch niemals Ruhe in das Bandgefüge von REVEREND einkehren und auch David Wayne kehrte zwischen 1993 und 2000 der Band den Rücken, stand aber dann bis 2005 erneut Gewehr bei Fuß. Tragischer Weise musste die Welt am 10. Mai 2005 seinen Tod beklagen. Seither ist die Band nur noch im Gedenken an David Wayne aktiv.

Unglaublicher Weise kontaktierte mich vor kurzem ein seit den 90s aktiver Musik-Sammler aus den USA namens Terry Maryniuk, der im Besitz des einzigen (!) Tapes der 1993er Demo-Aufnahmen REVERENDs ist. Dieses erhielt er 2015 von einem ehemaligen Sony-Produzenten und spielte es, einer echten Zeremonie angemessen, erstmals am 1. Januar 2016, an David Waynes Geburtstag, ab. Das Demo besteht überwiegend aus Live-Aufnahmen. Ein Vier-Track-Rekorder musste genügen, live on stage, auf einer Bühne bei geschlossenem Vorhang.

Nach dem Split von REVEREND 1993 produzierten die bisherigen Bandmitglieder ein Demo unter dem Bandnamen SEED, das bis heute unveröffentlicht ist, während sich David Wayne sein Geld mit einer Bar-Band verdienen wollte. Der Deal war, dass sie die Zeit dabei auch mit Aufnahmen von eigenem Material verbringen würden. Und so spielten die Bandmitglieder, die zuvor als REVEREND unterwegs waren, für sechs Monate in 1993 sowie im darauffolgenden Jahr als Haus-Band im ‚Litte Dutch Inn‘, präsentierten Cover-Versionen von AC/DC bis Garth Brooks. Gleichzeitig konnten sie aber während ihrer Arbeit ebenso Zeit für Jam-Sessions und somit eigenem REVEREND-Material finden. Daneben mussten sie aber in dem Laden ebenfalls als Security arbeiten und gar Messerkämpfe auf der Tanzfläche beenden. Maschendrahtzaun wurde zur Sicherheit der Band vor der Bühne aufgestellt, aber die Menge rannte diesen jedes Mal nieder. Das Line-up bestand aus David Wayne, Drummer Jamie Northrop, Bassist Chuck Smith und Gitarrist Bill Rhynes.

Einige der Aufnahmen des Demos stammen aus dem weiterhin existierenden ‚Litte Dutch Inn‘ in Yakima, WA, einige andere hingegen aus den ‚Willie Hoffies‘-Studios. Somit liegen hier sieben REVEREND-Songs vor, die ich bislang nie gehört hatte, Dank einem Remastering in hörbarer, etwas matter Qualität:

´Piss For Blood´ ist zu Beginn ein flotter, rhythmischer Banger, den sie wohl PANTERA gewidmet haben, ohne musikalisch in deren Bereiche vorzudringen, über das Bedürfnis, jemandem die Scheiße aus dem Leib zu prügeln. Kopfschütteln und Lufttrommeln ist hier mit eingeschlossen. ´Vivisection´ beginnt wie ein alter METAL CHURCH-Song unheilvoll ruhig, wurde live als ´Fing Frankenstein´ angekündigt, und fand seine Lyrics später auf METAL CHURCHs ´Masterpeace´ in ´Lb. Of Cure´ wieder. Der erhoffte, mörderische Energieausbruch bleibt jedoch aus. Das Ende ist hingegen abrupt, weil wahrscheinlich jemand den Stecker des Rekorders zog.

Eine Lieblingsnummer von David Wayne war ´Oceans Of Pain´, das es ebenfalls gemächlich angeht und in einem schönen Refrain mit Background-Unterstützung aufgeht. Die erstklassige Stimme von David zeigt sich hier sogar in verschiedenen Nuancen. Unverkennbar bleibt er für alle Zeiten. Das nach frühem US Metal tönende ´Rolling Thunda´ entstand dagegen innerhalb von Sekunden. Bill wurde von David aufgefordert, mit einem neuen Riff anzukommen, und so schüttelt es Bill kurzerhand aus dem Handgelenk. Mit ´Psychosis´ gibt es obendrein einen Mid-tempo Klopfer, auf Kopf und Bein. Hier wird David geradezu legendär vom Background ange-shoutet. Zum Glück konnte das Lied gerade noch gerettet werden, da der Kassetten-Player bei diesem Song das Tape fressen wollte. Trotz Soundschwankungen will sich hernach ´Forever´ gerne im US Metal-Großhirn einbrennen. Zu guter Letzt erlebe ich das nie live vorgetragene ´Soul Eater´ und einen köstlich schreiend singenden David Wayne wie er leibt und lebte.

Spitzt die Ohren. Einige Underground-Labels sollten es tun.
„Live long and prosper.“