PlattenkritikenPressfrisch

KELLERMENSCH – Goliath

2017 (Motor Entertainment/Edel) – Stil: Dark Alternative Rock


KELLERMENSCH sind schon etwas Besonderes. Acht Jahre lang verschwanden sie in der Versenkung, flimmern aber sofort wieder in all ihrer dunklen Morbidität. Sänger Sebastian Wolff schmeichelt sich zwar mehr als zuvor auf dem Debüt mit seinem Gesang ein, gleichwohl entsteht weiterhin, auch ohne seine Brachialstimme, diese bandtypische, fiebrig-magische Atmosphäre. Düster, dunkel, verschwörerisch und geheimnisvoll, gerne auch zum Aufruhr appellierend, haben sich die Dänen KELLERMENSCH ihre eigene Ecke im finsteren Keller eines Psychopathen ausgesucht, direkt im Nebenraum des Kellerlochs von Fjodor Dostojewski.

Offenen Ohren bleiben dabei die Münder offen. Noch fließt kein Blut, wenn sich die Intensität der Musik über die Körperhaut gänsemäßig ausbreitet. Beim Blues-Stampfer und Album-Ohrwurm ´Mediocre Man´ wachen daher nicht nur die Tom Waits-/Nick Cave-Opfer wieder aus ihrem ewigen Schlaf auf, erhalten langsam ihre Haut abgezogen, während nach und nach all die versumpften Rocker von der Intensivstation geholt werden und sich ihren Gefühlen sowie Emotionen ausliefern. Überwiegend aus dem stationären Bereich schleppen sich die Pflegefälle von WOVEN HAND, MADRUGADA, GRAVE PLEASURES, KILLING JOKE, MIDNIGHT CHOIR sowie ARCADE FIRE zittrig heran, ME AND THAT MAN muss in einer einsamen Kammer abgeschottet allein verharren. Dementsprechend versammeln sich alle Obstruierten um die Suppentöpfe des Americana, Dark Folk, Post Punk, Death ’n‘ Roll und Rock, des dicken Rock, und schlürfen mit ihren Strohhalmen den Kopf des KELLERMENSCHen aus.

(8 goliatische Punkte)

www.facebook.com/kellermensch/