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ECNEPHIAS – The Sad Wonder Of The Sun

2017 (My Kingdom Music) – Stil: Mediterranean Dark Metal/Rock


Wenn ich aus den Ferien im Süden zurückkomme, habe ich stets mindestens eine neuerworbene CD im Gepäck. Okay, nix besonderes für einen Musikfan, sollte man denken. Ich bin jedoch ein absoluter Inselfreak und gerne auf den kleineren solchen unterwegs, wo man gerade mal das Nötigste zum Leben plus vielleicht ein paar Souvenirs einkaufen kann. Daher ist die dort erworbene lokale Mucke dann in der Regel etwas Aktuelles, was ich im (gerade in Italien sehr guten) Radio gehört und dann mit viel Glück in irgendeinem Tante-Emma-Laden gefunden habe. Und das kann von Italo-Pop über (Hard)Folk bis bestenfalls Rock oder sogar Metal alles sein – mir kommt es vor allem auf die Stimmung an, die mich, wieder daheim, in die genial-versteckte Strandbar bei Sonnenuntergang zurückbeamt, zum Aperitivo auf den belebten Marktplatz oder auch auf die windig-kurvige Küstenpanoramastraße … Hauptsache, wiederbelebtes Urlaubsfeeling garantiert!

Die Süditaliener ECNEPHIAS machen es mir, was das betrifft, sehr einfach: Schon im regnerischen Deutschland bekomme ich beim Hören Lust auf ein Glas Cannonau und ein Stück Pecorino und beginne unwillkürlich, Reisepläne zu schmieden. Die erste musikalische Assoziation beim Kontakt mit der Band ist MOONSPELL, was durch den fluffigen 90er-Sound mit vielen Dark Wave-/Gothic-Anleihen bedingt ist, aber vor allem durch das alles beherrschende mediterrane Flair der schnell ins Ohr gehenden Songs (´Sad Summer Night´), die mitreißenden Melodieläufe der oft britisch anmutend verschwisterten, knackig-heavy Gitarren und natürlich den überaus einnehmenden Gesang. Frontmann Mancan singt mit charmantem Akzent und extrem wandelbarer, vielfältiger Stimme, mit der er vom rau-spröden Geknurre bis zum schmeichelnden Flirt alles bedienen kann, was die dunklen Sommerhits verlangen.

Ja, genau, Hits. Paradox, aber damit kommen wir an den wunden Punkt dieser Scheibe: Irgendwie stimmt das Gleichgewicht nicht, es scheint mir, als würde hier teilweise mit angezogener Handbremse komponiert und gespielt, die stilistische Vielfalt dem Ohrwurm geopfert. Die Band besteht bereits seit 1996, ihr aktuelles, sechstes vollwertiges Album ist im Gegensatz zu Vorgängern wie ‚Necrogod‘ (2013), auf der sie mit Sakis Tolis von ROTTING CHRIST zusammengearbeitet haben, oder ‚Ecnephias‘ (2015) doch wesentlich poppiger, insgesamt mainstreamiger ausgefallen, der Schritt weg vom Dark Metal zum leichter konsumierbaren Dark Rock wurde damit ganz deutlich vollzogen. Kräftig, aber völlig unnötig, wurde nochmals an der Eingängigkeitsschraube gedreht, was dazu führte, dass die bisher so reizvoll ausbalancierte Kombination aus (Gitarren-)Melodien und folkig-liedhaften Elementen auf der einen, sowie treibendem, todes- bis schwarzmetallischem Riffing und Growling auf der anderen Seite – immerhin Alleinstellungsmerkmale der Band – zu Lasten des Schwermetallgehaltes reduziert wurde. Gerade mit diversen überzuckerten Synth-/Percussionpassagen (´A Stranger´) habe ich so meine Probleme, und mich tatsächlich gefragt, ob hier möglicherweise Angelo Sassos Cousins am Werke sind? Für mich hat sich daher sehr gelohnt, die älteren, düster-verzwickteren, deutlich gitarren- und rhythmusbetonteren oben genannten Werke anzutesten – denen es jedoch keineswegs an großer, mitreißender Epik mangelt. Hier bieten sich tatsächlich Vergleiche mit späten PARADISE LOST / TIAMAT oder auch SEPTICFLESH und ROTTING CHRIST an.

Ignoriere ich jedoch die ganzen nordeuropäisch-kritischen Stimmen und lasse meine lässige innere Italienerin wieder die Oberhand gewinnen, sind ECNEPHIAS auch mit der aktuellen Scheibe, ganz entgegen ihrem düster-gothischen Image und den immer noch okkult-schwarzen Lyrics, eines der Gute-Laune-Highlights diesen Sommers, das ich jedem Metaller mit verspiegelter Ray-Ban-Sonnenbrille nur empfehlen kann. Diamine!

(6,66 sonnenschwarze Punkte)