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STYX – The Mission

2017 (Universal) – Stil: Prog /AOR Rock


STYX waren in den Siebzigern die Macht des progressiven aber auch kommerziellen AOR Rocks mit leichten Tendenzen in den Hard Rock. Ihre Hymnen haben die Siebziger mitgeprägt. `Lorelei`, `The Grand Illusion`, `Blue Collar Man`, `Boat On The River`, `Babe`, `Come Sail Away`, `Too Much Time In My Hands` um nur ein paar zu nennen, sind Klassiker und zugleich Bestandteil des AOR-Höhenflugs in die Achtziger rein. Ihr zu Beginn der Achtziger veröffentlichtes `Kilroy Was here`, das letzte in der Original-Besetzung, darf man sicher als eines der brilliantesten Alben in der STYX-Discografie bezeichnen. Wer kennt nicht `Mr. Roboto`? Die Band hat Musikgeschichte geschrieben, ebenso wie die involvierten Musiker namens Dennis DeYoung und James Young sowie Tommy Shaw.

Aber wie sagt man so schön, time flies und das letzte „echte“ STYX-Album mit neuem Material wurde 2003 unter dem Titel `Cyclorama` veröffentlicht und floppte. Kein Wunder, musikalisch war man Meilenweit von der alten Klasse entfernt. 2005 versuchte man mit `Big Bang Theory`, einem Coveralbum, einen Neustart. Ebenfalls Flop.

Jetzt liegt interessanterweise 14 Jahre nach `Cyclorama` ein neues Studioalbum vor, allerdings mit dem negativen Aspekt, dass eines der wichtigsten Mitglieder, Dennis DeYoung, nicht mit an Bord ist.

Was kann also eine Band 2017 bieten, die vor über 40 Jahren Rockgeschichte geschrieben hat?

Als Fan der alten Scheiben sollte man erst einmal die Erwartungen runterschrauben und sich zweitens auf was Neues einlassen. Neues? Nun ja, das ist Auslegungssache. Die Band steht immer noch für bombastisch, opulent ausgestalteten AOR mit den STYX-typischen Keyboards (in Ton und Melodieführung) und den theatralisch großen Gitarrenbögen und Melodien. Nur, eben nicht mehr auf dem einstigen Niveau. Die ersten drei Songs des Albums (´Gone Gone Gone´, ´Hundred Million Miles From Home´, ´Trouble At The Big Show´), abzüglich des Intros, das jedoch ganz in der Tradition der Siebziger steht, sind die Highlights des Albums. Gerade `Gone Gone Gone` schraubt die Erwartungshaltung ins Unendliche. In diesen Songs finden sich alle Trademarks, alle Stärken der Band massiv gebündelt. Dem ein oder anderen Song hinten raus (z.B. `The Outpost` mit Hitpotential oder `The Greater Good`) kann ähnliches Niveau attestiert werden, aber zwischendrin gibt es einiges plattes, nichtssagendes zu hören. Die Band müht sich, verproggte Konzepte der Vergangenheit neu zu verpacken, gut in `Red Storm` zu hören, klingt aber eigentlich schnulzig-banal. Der Gesang ist gut, obwohl Dennis DeYoung doch hier und da schmerzlich mit seiner unverwechselbaren, dominanten Stimme vermisst wird.

Kurzum, ´The Mission` ist ein überraschend starkes Album, im Vergleich zu den letzten „echten“ STYX-Alben, aber dennoch noch lange nicht auf dem Niveau, dass den Herren ein fulminantes Comeback bescheinigt werden kann. Aber die erwähnten Top-Songs werde ich mir dennoch ins Auto legen, weil sie einfach sehr stark sind.

(knappe 7 Punkte)