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HÄLLAS – Hällas

~ 2016 (The Sign Records) – Stil: Space/Psychedelic/Seventies-Rock ~


Der Bandname lässt auf Griechen mit kreativer Rechtschreibung schließen, doch bei HÄLLAS handelt es sich um ein schwedisches Quintett, das sich dem spacig-psychedelisch gefärbten Hardrock der Siebziger verschrieben hat.

Nicht gähnen, Herrschaften, weiterlesen – diese EP gehört zum Allerbesten, was die Retrobewegung in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Vier Songs, vier Volltreffer! Das eröffnende ‚Autumn In Space‘ lässt uns nach orgeligem Raketenstart entspannt durchs All gleiten. Sämtliche Gurte öffnen sich automatisch, wenn die Twingitarren erklingen und Sänger/Bassist Tommy Alexandersson seine verträumte Stimme erhebt. HAWKWIND und BLUE ÖYSTER CULT heißen die ersten bekanten Planeten, die wir passieren, auch die frisch entdeckten WYTCH HAZEL und CORSAIR grüßen aus der Ferne. Zu ‚Insomnia‘ werden die ersten Drinks gereicht, das SABBATH/ PENTAGRAM-Riffing, aufgelockert von einem psychedelischen Ausflug, ist perfekt zum Aufwärmen. Denn mit ‚Tale Of A Tyrant‘ folgt der Höhepunkt der Reise, ein stolzes Gerät im Sinne von PAGAN ALTAR und WISHBONE ASH, angereichert mit dem Bluesrock von THE CREAM und frühen WHO – ja, es darf getanzt werden! Und geproggt. Denn auch Liebhaber der frühen YES, ELP und GENESIS kommen bei den gekonnt eingebauten Schlenkern auf ihre Kosten. Zum Abschluss gibt’s mit dem Bandsong ‚Hällas‘ sogar noch einen Boogie, wie ihn auch die hiesigen Hoffnungsträger von WUCAN nicht schmissiger hinbekommen hätten. Schade nur, dass der Trip nach 24 Minuten schon wieder vorbei ist. Selten war der Repeat-Modus sinnvoller. Und die Kohle besser angelegt.

Kein Schmus: HÄLLAS katapultieren sich mit dieser EP aus dem Stand in höchste Sphären, paaren GRAVEYARD’sche Lässigkeit mit dem Charisma von WITCHCRAFT. Eine echte Entdeckung im angeblich so überfischten Vintage-Meer. Ja hört das denn nie auf?

(8,5 Punkte)