PlattenkritikenPressfrisch

MORTAL TERROR – Creating Destruction

~ 2016 (Unholy Fire Records) – Stil: Thrash Metal ~


In den güldenen Jahren des Metals, vor über 30 Jahren, existierten in der teutonischen Szene hunderte Newcomer, die ihren Stahl kochend heiß wie eine räudige, noch nicht in das siedende Gebräu gefallene Katze runter zockten. Einige haben sich aus diesen glorreichen Zeiten bis ins neue Jahrtausend retten können, andere bieten dabei dem Massengeschmack ihren Sound immer und immer wieder in sogenannter klassischer Form an. Der Rest firmiert unter der Kennung „Split-up“.

MORTAL TERROR, gegründet vor ziemlich genau 30 Jahren in Hannoversch Münden, gehören weder zur einen noch zur anderen Gattung. Heute aus dem Herzen der Republik, aus Kassel agierend, spielen MORTAL TERROR ihren eigenen old school Thrash, der im Laufe der Jahre seine Entwicklung über etwas Death Metal und wieder zurück ausgiebig genossen hat. Immerhin haben sie nach unzähligen Demos, einem Plattenvertrag mit anschließender Firmenpleite weiter gemacht und sind mittlerweile beim fünften abendfüllenden Werk angekommen. Obwohl die Zeitabstände zwischen den Alben zuletzt gar auf sieben und sechs Jahre angewachsen sind, ist dem Quartett wenigstens Sänger Stefan Kunth und Gitarrist/Sänger Dirk Wieland von Beginn an bis zum heutigen Tage treu geblieben. Und wer gerne den alten Zeiten hinterherhängt, nicht nur in sentimentalen Momenten die regionalen Szene-Klassiker von REAPER oder das feine 89er Scheibchen ´Aphorisms´ von TOXIN auflegt, der kann im Anschluss umgehend neue Songs goutieren, denn MORTAL TERROR legen mit ´Creating Destruction´ gleich neun frische Gassenhauer inklusive langem und instrumentalem Eröffnungsstück vor.

Aufgenommen zwar wohl nicht auf dem legendären Autobahn-Rastplatz „Krachgarten“ zwischen Homberg (Ohm) und Alsfeld, den Gisbert zu Knyphausen bereits besungen hat, sondern im vergangenen Kalendermonat Juni im Krachgarten zu Kassel, böllern alle Songs auch produktionstechnisch mächtig rein. Wer Gruppen wie METALLICA, SLAYER oder CARCASS mag, kann natürlich kein schlechter Mensch sein, gute Lieder müssen jedoch erst einmal geschrieben werden. Mit Songs wie ´Too Old To Die Young´ versuchen MORTAL TERROR im IRON MAIDEN-Kanon erfolgreich, die Jungen Wilden in die Tasche zu stecken, mit melodischen Leads und rhythmischer Härte, biegen aber wie ihre Vorbilder metallisch ab und lassen die NWoBHM von DIAMOND HEAD in voller Brachialität glänzen. Einfach ohne Unterlass geht es voran, mit hoher Geschwindigkeit in ´Speed Demon´ wie frühe ANVIL und METALLICA zugleich oder weitaus zackiger in ´Death Zone´. Gerade bei letztgenanntem Song lässt es sich an einem wahren Schwall an sich steigernden Parts ergötzen, der die kompositorischen Möglichkeiten der Bandbesetzung nochmals unterstreicht. Selbst nach 30 Jahren werden sich dennoch weiterhin die Geister an der Stimme von Sänger Stefan Kunth scheiden, obwohl der durchgehend gegrölte Gesang einen gewissen Charme entwickelt, insbesondere wenn sich die beiden Urmitglieder die Textzeilen teilen. Zudem werden heutzutage Bands mit einem weitaus tiefer aus der Tonne schallenden Organ geliebt und gefeiert, können freilich niemals solch verblüffende Gitarren-Melodien, wie sie ´The Beast Takes Control´ oder ´Too Old To Die Young´ anbieten, präsentieren. Die Lieder umweht außerdem oftmals ein Hauch von Dreck, des räudigen Rock ´n´ Rolls, in dem sich gerne musikalisch gesuhlt wird. Gesanglich ergeben sich hieraus in ´Violent Years´ sogar Parallelen zu MOTÖRHEAD, frühmetallischer Punk-Neigung oder sind letztlich einfach nur aus der Phase übrig geblieben, als die späten ENTOMBED hoch im Kurs der Beliebtheit standen. Wer letztlich also keine unnützen Deluxe-Edition-Box-Sets von über 30 Jahre alten Alben unboxen muss, hält sich lieber an ´Creating Destruction´. Macht satt und schmeckt gut, spit you out.

(7,5 Punkte)

www.facebook.com/mortalterrormetal/