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BED OF A NUN – Waiting For A Visit

2015 (Pure Rock Records) – Stil: Dark-Singer/Songwriter


BED OF A NUN ebnet die glorreiche Rückkehr von Günter Maier, der seine Gitarrenkünste in den letzten Jahrzehnten in den Dienst von BIG HEAT, STYGMA IV und CRIMSON CULT gestellt hatte. Zusammen mit Sänger Lem Enzinger (SCHUBERT, NO BROS) hat er in Salzburg ein neues Projekt namens BED OF A NUN ins Leben gerufen, das sich mittlerweile zu einer echten Band entwickelt hat.

Als sich die beiden Musiker aufgrund ihrer Zusammenarbeit zu den Wiederveröffentlichungen alter U8-Alben wieder begegnet sind, entstand die Idee zu BED OF A NUN, mit einem vollkommen neuen musikalischen Ansatz unter Berücksichtigung nicht zu verdrängender altbekannter Werte.

Lem Enzinger singt, dem Alter angemessen, mit eher tiefer Stimme, so dass bisweilen eine Johnny Cash-Aura aufzukommen scheint. Günter Maiers Gitarrenspiel lässt sich jedoch nicht verbiegen, nur spielt er diesmal oftmals schlicht mit der Akustikgitarre oder langsamer E-Gitarre bewaffnet auf, um trotzdem fortwährend die passenden Melodien aus dem Ärmel zu schütteln. Dass die beiden anderen CRIMSON CULT-Musiker, Bassist Alex Hilzensauer und Drummer Peter Bachmayer, sogleich in die Band geholt wurden, passt ebenfalls in das Bild, spielten sie doch auch mit Lem Enzinger in DOS BASTARDOS zusammen.

Allein eine Nahtoderfahrung von Lem Enzinger trieb ihn dazu an, aus den erlebten Bildern und Geschehnissen, Gedichte zu verfassen, die nun das Grundgerüst für diese Lieder bilden. Die musikalisch aufkommende Düsternis und Melancholie kommt folglich nicht von ungefähr. Die elektrische Gitarre darf gemächlich in `Bullet Thoughts´ oder `Howl´ kreisen. So sind sogar in ´Jesus On A Bicycle´ oder ´Downstairs´ selbstverständlich Parallelen zu Günter Maiers alten und heißgeliebten Combos zu ziehen. Wer genau zuhört, wird einigen Einflüssen gewahr werden. Nur das zwölfte Gedicht ließ einen weiteren Song namens `What Is …´ entstehen, der dem österreichischen Maler Anton Christian gewidmet ist. Songs wie ´What is … ´ und ´Face In The Clouds´ zelebrieren daher auf ihrem Höhepunkt geradezu die Erhabenheit der göttlichen Melodie. Hände zum Himmel heben, versinken, niederknien, sterben – alles ist möglich! Oder bei ´Deathless While´, einem der ganz großen Momente, den Körper ekstatisch schütteln, ihn einfach gehen lassen; beschreibt indessen der Song die Nahtod-Erfahrungen buchstäblich aus erster Hand: „I´ve crossed the line, without concern, I´ve passed the point of no return“.

BED OF A NUN spielen schlicht und ergreifend Musik, die Herz und Seele berühren. Jeder Song fühlt sich wie ein quälendes Voranschreiten an, das aber sodann urplötzlich aus all diesen Schmerzen befreit und in Freiheit losgelassen wird – zum Sterben schön, allerdings für das Leben erschaffen worden. Obwohl uns abschließend ´The Last Song´ etwas gänzlich anderes erzählen will, gerade aufgrund der aktuellen Geschehnisse in Paris: „I´ve seen the Eifel Tower, now I can die, I take a bow and say goodbye bye bye, I´ve seen the Eifel Tower, now I can fly“. Tränen in den Augen.

(9 Punkte)