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SUBSIGNAL – The Beacons Of Somewhere Sometime

~ 2015 (Zyx/Golden Core Records) – Stil: Prog Metal ~


Erneut versucht Markus Steffen, seit seligen SIEGES EVEN-Zeiten eine Gitarren-Legende, mit Arno Menses zusammen, ein musikalisches Meisterwerk zu kreieren. Wiederum hat sich nach dem Vorgänger ´Paraiso´ das Bandkarussel gedreht, so dass vor allem der veränderte Keyboard-Sound auf Luca di Gennaro (SOUL SECRET) zurückzuführen sein dürfte. Mit Dirk Brand (AXXIS) musste zudem ein neuer Drummer gefunden werden.

Auffällig ist vor allem die wiederentdeckte Härte, die sich gleich zu Beginn, aber auch im weiteren Verlauf immer mal wieder bemerkbar macht. Der melodische Aspekt, für den auf dem Vorgängeralbum die Keyboards zuständig waren, ist in diesem Maße nicht mehr so prägnant vorhanden. Vielmehr legt Arno Menses eine überragende Gesangsleistung hin, die diesmal im Verbund mit den Backgroundchören für die überaus schöne melodische Perspektive zuständig ist, d. h. die mehrstimmigen Gesangsvorträge sind weiter ausgebaut worden. Damit der Hörer sich jedoch nicht schämen muss, einer geradezu poppigen, ja, teilweise sogar Boyband-würdigen Darbietung zu lauschen, erklingen in einigen Liedern richtig tiefergestimmte Saiteninstrumente, die die metallene Härte verströmen, jedoch im Zusammenhang mit den Chören und dem geschickten Einsatz der Akustikgitarre, wie es bereits die klassischsten Prog-Bands gerne und immer wieder betrieben haben, ein wohliges Gefühl verbreiten.

Ob der Genuss des neuen Albums – im Gegensatz zu GAZPACHO, die mit ihrem neuen Werk das Universum vernichten könnten – für mehrere zerstörerische Runden um 360 Grad auf nasser Fahrbahn verantwortlich gemacht werden kann, bleibt ungeklärt. ´Tempest´ bietet jedenfalls ganz gewiss zu Beginn des Albums sogleich diesen angesprochenen fetten Sound an, wobei Menses im Refrain wunderbar seine Gesangslinie aus der Höhe in die Tiefe zieht, bevor das Lied mit wundervollem Chorgesang geradezu perfekt ausklingt. Luca di Gennaro liefert zudem, insbesondere in ´And The Rain Will Wash It All Away´ mit einem old-school Key-Touch, wundervolle Tastenpassagen ab, während Arno Menses hier eine Jon Anderson-Gedächtnis-Melodie hervorzaubert. ´A Time Out Of Joint´, mit einem superben Solo von Kalle Wallner (RPWL), und ´Everything Is Lost´ werden dagegen zum Höhepunkt hin von durchgehenden Chorgesängen geprägt. Ebenso ist die Band in ´A Myth Written On Water´ schönen, halb-balladesken Klängen nicht gerade abgeneigt. Den Abschluss des Albums bildet letztlich der 23minütige Titelsong, eine direkte Aneinanderreihung von vier hervorragenden, ebenfalls nicht unbedingt kurzen Liedern, in denen Steffen seine privaten Verluste und Tragödien nicht nur von der lyrischen Seite her verarbeitet.

Mit ´The Beacons Of Somewhere Sometime´ hat sich abermals der Sound von SUBSIGNAL in Nuancen verändert, ohne vollständig dem Beispiel eines Chamäleons zu folgen. Allein, nie zuvor klangen SUBSIGNAL so perfekt und ausgereift. Klassikeralarm.

(9 Punkte)