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SLAYER – Repentless

~ 2015 (Nuclear Blast) – Stil: Thrash Metal ~


Ein Vierteljahrhundert sind SLAYER jetzt ohne nennenswerte musikalische Ideen ausgekommen, das ändert sich auch auf ´Repentless´ nicht. Kompetentes Gebolze und Geriffe, ein paar Picking-Versuche, mit denen die Gänsehaut von Klassikern wie ’South Of Heaven’ zurückgerufen werden soll, das war’s (mal wieder).

Hand aufs Thrasher-Herz: Seit ´Divine Intervention´ von 1994 lassen sich die wirklich erinnerungswürdigen Songs der einstigen Fürsten der Finsternis an einer Hand abzählen. Klar, eine Komposition wie ´Repentless´ ist zweifellos schmissig und an heutigen Genre-Maßstäben gemessen sogar mehr als respektabel. Im Grunde variiert Kerry King die Formel von Klassiker-FÜLLERN wie ´Hardening Of The Arteries´, ´Necrophobic´ oder ´Born Of Fire´ allerdings nur um Nuancen. Und Tom Arayas seit gefühlten Ewigkeiten gleicher Shouting-Rhythmus lässt den Hörer gewohnt sicher in Morpheus’ Arme sinken. Besonders bitter wird das Ganze, wenn man ein Album-Highlight wie das hardcorige ´Atrocity Vendor´ mit der Lombardo-Version auf der B-Seite der ´World Painted Blood´-Single vergleicht. Wo ist er hin, der Drive? Wir werden es nicht erfahren.

(6,5 Punkte)

Ludwig Krammer

 

Mit ´Repentless´ liefern SLAYER eine sehr abwechslungsreiche Scheibe ab, die wieder mehr in Richtung ‚Seasons In The Abyss‘ und ‚South Of Heaven’ geht. Es gibt nicht nur ´Raserei´ sondern auch langsamere, düstere, zähe Abrissbirnen. Ein Lob verdient auch Terry Dates druckvolle Produktion. Alles in allem also ein Muss für alle SLAYER-Fans. Die Kalifornier bleiben ihrer Linie treu und man muss bei dieser Band nie mit bösen Überraschungen rechnen. Allerdings auch nicht mit positiven …

(7,5 Punkte)

Susi Rocketqueen Müller

 

Seit SLAYER die ersten Tracks des langerwarteten Studioalbums (immerhin ist ´World Painted Blood´ schon sechs Jahre her) der Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben, wird kräftig diskutiert. Ganz klar, SLAYERs Frühwerke sind Thrash-DNA und fast ausschließlich mit dem Prädikat ´Kulturgut´ zu versehen. Dass die letzten vier, fünf Scheiben nur bedingt den erwarteten Anspruch erfüllt haben, unterschreibe auch ich. ´Repentless´ wurde so gesehen unter relativ belastenden Bedingungen aufgenommen. Extrem hohe Erwartungshaltung von Fans und Presse, Lombardo aus der Band gemobbt und als wohl gravierendster Aspekt Jeff Hannemans Tod. Klar, mit Gary Holt findet sich im aktuellen Bandgefüge gleichwertiger Ersatz, aber dennoch, die Vorurteile und Bedenken zu ´Repentless´ stehen weiterhin im Raum.

Was also bietet ´Repentless´? Aus meiner Sicht ist das Album das Beste was SLAYER seit ´Seasons In The Abyss´ geliefert haben. Sicher werden viele aufjaulen und schon die Produktion und den ´auf-Nummer-Sicher-gehen´-Aspekt in den Raum werfen, eventuell berechtigt … aber auch SLAYER darf man nicht nur auf deren Kultalben festnageln. ´Repentless´ ist ein lupenreines SLAYER Album und eine Scheibe, die aus meiner Sicht noch am nächsten an ´South Of Heaven´, ´Seasons In The Abyss´ und auch ´Reign In Blood´ rankommt. Gerade letzteres Album höre ich immer mal wieder sehr deutlich heraus.

Sicher sind nicht alle Songs auf ´Repentless´ Siegertreppchen-Granaten, aber zwei Drittel auf jeden Fall. Gerade die sehr schnellen Tracks wie ´Take Control´, ´Repentless´ und ´Atrocity Vendor´ sind das Pfund in der Pfanne. Aber auch ´Piano Wire´, das auch auf ´Reign In Blood´ hätte stehen können, packt einen umgehend. Paul Bostaph macht sich gut als Lombardo Ersatz, was ja schon früher kein Geheimnis war. Allerdings bin ich mit dem Drumsound im generellen nicht sooooo glücklich. Da klingt hier und da schon mal ein bisschen ´Dose´ durch. Ob dafür Terry Date alleine verantwortlich zu machen ist, wird wohl unklar bleiben. Da hätte ich mir doch etwas mehr ´Bass-Power´ gewünscht. Arayas Gesang wirkt gealtert oder auch reifer, je nachdem wie man es auslegen möchte. Die typischen Trademarks seiner Stimme und seines Stil sind jedoch unverkennbar und geben den Tracks die unverwechselbare Note.

´Repentless´ ist für meinen ganz persönlichen Geschmack und meine nicht gerade geringe Erwartungshaltung ein großes Album geworden. In seiner Gesamtheit eine krachende Breitseite gegen die vorab geäußerten negativen Aussagen derer, die SLAYER auf die Achtziger reduzieren.

(8,5 Punkte)

Jürgen Tschamler