Livehaftig

METAL ASSAULT V

31. Januar 2015, Würzburg, Posthalle


Das erste Festival-Highlight des metallischen Jahres fand fast schon traditionell in Würzburg statt. Elf Bands gaben sich in der Posthalle die Ehre, rund 1.000 Fans wollten sich die Mischung aus hungrig-heißen Newcomern wie NIGHT DEMON oder DEAD LORD und (Semi)-Legenden vom Schlage der Headliner EXXPLORER und SATAN nicht entgehen lassen.

Schade nur, dass zahlreiche Fans aus dem Norden der Republik wegen der winterlichen Straßenverhältnisse auf die Reise verzichten mussten. Auch Martin Brandt und Michael Haifl vom Streetclip.tv-Rezensionsteam sagten Samstagfrüh schweren Herzens ab und werden von uns beim KIT nicht unter fünf Distelhäuser (hüstel…) dafür entschädigt (hüstel, hüstel…). Am Start waren Jürgen Tschamler (JT), Ludwig Krammer (LK) und Mario Lang (ML). Hier unser Bericht vom MA five.

 

SPACE CHASER

Einer muss den Anfang machen und so zeigten die 2011 in Berlin gegründeten Thrasher SPACE CHASER gleich mal, wo der Frosch die Locken hat. Thrash Metal mit einer Prise AGENT STEEL, die Geschwindigkeitsgrenze permanent missachtend und losbretternd, was das Zeug hält. Alles richtig gemacht! Weiter so! (ML)

 

LORD FIST

Nach den enthusiastischen Berliner OVERKILL-Verehrern hatten es LORD FIST aus Finnland nicht leicht mit ihrem stark von der NWoBHM beeinflussten Sound. Für viele Fans in der Posthalle wird das Metal Assault der Erstkontakt mit den spielfreudigen ANGELWITCH- und MAIDEN-Aficionados gewesen sein. Nach einem Demo und einer 2013 veröffentlichten EP erscheint  Ende Februar das erste Album namens ‚Green Eyleen‘, bei dem speziell Freunde der famosen BORROWED TIME blind zugreifen können. Eine ganze Reihe von Songs stellten der kraushaarige Sänger/Gitarrist Perttu Koivonen und seine drei Mitstreiter in Würzburg vor, dazu gab’s Highlights von der EP wie das hörbar von SATAN inspirierte ‚Lord Of The Night‘. Ein gelungener Gig. Wenn Koivonen weiter an seiner Stimme und die Band insgesamt an ihrem noch etwas statischem Stageacting arbeitet, darf man sich auf weitere Auftritte in unseren Breiten freuen. (LK)

 

DEAD LORD

Souverän, spritzig und live noch besser als auf Platte – das sind DEAD LORD aus Dublin, pardon: Stockholm, die in diesen Tagen als Support von WOLF in Deutschland unterwegs waren und praktischerweise als Paket fürs Metal Assault gebucht wurden. Sänger/Gitarrist Hakim Krim wäre für die Rolle als Phil-Lynott-Double die allererste Wahl. Aussehen, Stimme, Charisma – alles ganz nah am Meister. Keine Frage, auf der Bühne gibt es derzeit nicht viele bessere Hardrock und Metalbands als DEAD LORD. Mit welcher Begeisterung und Tightness die vier LIZZY-Maniacs ihren dreiviertelstündigen Gig runterbrannten, war einfach nur bewundernswert. ‚Because Of Spite‘ war der ideale Auftakt, der Stimmungspegel lag direkt am Anschlag, wo er bis  zum Ausklang von ‚Ghost Town‘ auch blieb. Die drei neuen Songs vom im Frühjahr erscheinenden Zweit-Album passten perfekt ins Programm. Superber Gig! (LK)

 

NIGHT DEMON

Auf dem letztjährigen KIT hinterließen sie nur verbrannte Erde, ihr gerade veröffentlichtes Debut `Curse Of The Damned` zeigt eindrucksvoll, wozu das L.A.-Trio fähig ist. Auch auf dem Metal Assault ließen NIGHT DEMON erwartungsgemäß nichts anbrennen. 45 Minuten lang zelebrierten die Amis sauber und tight gespielten NWoBHM-Sound mit US-Nuancen.

Jarvis Leatherby ist eine echte Rampensau und lieferte ein dementsprechend geiles Stageacting zu fetten, fast zu dominanten Bassläufen. Gitarrist Brent Woodward ist dagegen eher von ruhiger Natur. Allerdings betonierte er eine schöne Riffwand. Mit zwei der stärksten Songs vom Debut begann man den Set: `Screams In The Night` sowie `Full Speed Ahead`. Und diese Qualität bestimmte auch den neun Songs umfassenden Set bei dem NIGHT DEMON klarstellten, dass sie zu den Schwergewichten der Jungen Wilden gehören. Absolut souveräner Auftritt und für mich persönlich das Highlight, trotz diverser Soundprobleme. (JT)

 

TYRANT

Mit TYRANT hatte Metal-Assault-Veranstalter Oliver Weinsheimer einer der unterschätztesten Bands der NWoBHM zu Festival-Ehren verholfen. Zu mehr als zwei Demos und einer Single hatte es bei den Südengländern aus Gloucester in ihrer aktiven Zeit bis 1984 nicht gereicht. Was für ein Goldschatz diese Songs sind, ist auf der 2009 bei Steel Legacy Records veröffentlichten (und leider vergriffenen) Compilation ‚The Complete Anthology‘ nachzuhören. Oder – noch besser – auf der Bühne. Seit 2014 sind Tyrant wiedervereint, in Würzburg zelebrierten sie ihren episch angelegten Sound, als wäre die Zeit Mitte der Achtziger stehengeblieben. Sänger Mark Kelsa bot eine (fast) tadellose Leistung, lag nur vereinzelt etwas neben der Spur, das Instrumental-Quartett spielte und grinste wie einst im Mai. Wer Songs wie ‚One More Knight‘, ‚Take It To The Dragon‘ oder ‚Hold Back The Lightning‘ bis zu diesem Gig noch nicht kannte, dürfte in Würzburg zum Jünger geworden sein. Bleibt  die Hoffnung, dass die Band baldmöglichst eine Clubtour durch Germany auf die Beine gestellt bekommt. Wer auf Nummer sicher gehen will, muss am 1. März zum Brofest nach Newcastle reisen. TYRANT – für mich DIE positive Überraschung des Festivals! (LK)

 

 

WOLF

Die Veröffentlichungen von WOLF schätze ich sehr und freute mich nicht wenig auf den Auftritt der Schweden. Allerdings empfand ich den Sound der Jungs etwas breiig und undifferenziert. Da ging einiges an Power unter, so sehr sich die Band auch bemühte.

Energisches Stageacting hatte Priorität und die Spielfreude merkte man der Truppe an. Aber irgendwie wollte, zumindest bei mir, der Funke nicht so recht überspringen, wenngleich die Schweden heftigst angefeuert wurden. Für meinen Geschmack wurde ein Teil der Stücke deutlich zu schnell oder zu hart runtergebügelt  – kein Vergleich zu den Studioversionen.  Nett aber nicht überragend, trotz deutlicher Power-Attitüde. (JT)

 

SDI

Die hohe Positionierung von SDI war mir schon vor dem Festival ein Rätsel, nach dem Gig umso mehr. Schon zu ihren aktiven Zeiten war das nichts anderes als Drittliga-Qualität, was die Osnabrücker boten. Die Fans vor der Bühne sahen es anders, feierten lautstark, als das Trio die Bühne betrat. Was folgte, war stumpfer speediger Metal, reduziert auf einfachste Riffs. Ich persönlich fand das äußerst langweilig und demotivierend. Gitarrist „Rainer Rage“ war zwar ein Aktivposten, doch das änderte nichts an der musikalischen Qualität von Songs wie `Panic In The Wehrmacht`, `I Wanna Fuck You` oder `Absolute Banger`. Geschmäcker sind verschieden, keine Frage, aber dass solch ein primitiver Stil bei den Anwesenden so gut ankam, macht mich schon nachdenklich. (JT)

 

STORMWITCH

Von Osnabrück runter nach Schwaben. STORMWITCH enterten die Bühne und wohl keine Band an diesem Abend wurde so kontrovers aufgenommen wie die alten Recken um Fronthexe Andy Mück. Für den einen Teil der Halle war der Gig eine willkommene Gelegenheit, unterfränkische Frischluft zu schnappen. Der andere Teil erfreute sich an den Gassenhauern der Achtziger und dem Material der neuen Scheibe, stimmte bei den Singspielchen begeistert mit ein. Kein Grund zur Klage. (ML)

 

WHIPLASH

Nostalgie gab’s nach STORMWITCH auch bei WHIPLASH, wenngleich einige Härtegrade zwischen Ostalb und New Jersey liegen. Bei perfekt gemischtem Sound brieten uns Zöpfchenbart Tony Portaro und seine beiden Spießgesellen zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr ein herrlich blutiges Steak, das noch besser mundete als bei den Gigs auf dem KIT und Headbangers Open Air. Bei ‚Last Man Alive‘ und ‚Killing On Monroe Street‘ (vom ‚Thrashback‘-Album) blieb kaum ein Bier unverschüttet, ‚The Burning Of Atlanta‘ folgte bereits an fünfter Stelle und wischte den Boden mit Metallerleibern. Kein Wunder, dass bei ‚Power Thrashing Death‘ und später ‚Walk The Plank‘ immer mehr japsende Gestalten gen Biertheke wankten. Eine Lehrstunde in Sachen Thrash. Das hat gepeitscht! (LK)

 

EXXPLORER

Das originale Lineup der 1982 in New Jersey gegründeten Band stand eine gute Viertelstunde später vor uns und der Co-Headliner zelebrierte 30 Jahre ´Symphonies Of Steel´ plus zusätzliches Material u.a. von der ´A Recipe For Power´-Scheibe.

EXXPLORER spielten sich gekonnt und souverän durch ihren Set und es gab einige Gänsehautmomente, wenngleich die ganz große Stimmung (wie damals beim KIT-Gig) nicht aufkommen wollte. Trotzdem: Wie Frontmann Lennie „Big Daddy“ Rizzo, seine böse Erkältung verachtend, eine richtig tolle Show hingelegte, verdient  Respekt. Daumen hoch! (ML)

 

SATAN

Im letzten Jahr bescherten uns RIOT als Headliner beim Metal Assault magische Momente im Fünfminuten-Takt – unmöglich, diese Sternstunde zu toppen? Den legendären SATAN aus Newcastle werden derlei Vergleiche – sofern bekannt – sicherlich am Allerwertesten vorbeigegangen sein. Brian Ross und sein fabulöses Gitarrenduo Steve Ramsey und Russ Tippins lieferten in Würzburg eine anderhalbstündige Show, die gleich zum Jahresauftakt Maßstäbe setzte. ‚Trial By Fire‘ und ‚Blades Of Steel‘ als Einstieg, ein Gitarrensound, der einem förmlich ins Gesicht sprang – komplette Ekstase vor der Bühne! Jeder, der zu diesem Zeitpunkt alkoholbedingt schon die Segel hatte streichen müssen, wird sich im Nachhinein ins plattgesessene Hinterteil beißen. Mehr Disziplin, Leute… Und Respekt bitte! Dem Vollhonk, der Brian Ross einen Becher an die Hand warf, hätte man in diesem Moment mehr als nur einen Stinkefinger des Sangesmeisters gewünscht. Kommentar Ross: “Hey man, next time throw a full bottle of whisky, THAT’S cool…” Zum Glück ließen sich SATAN von diesem Vorfall nicht den Spaß verderben. Munter sprang der Hit-Zeiger zwischen den beiden Alben hin und her, nicht zu vergessen der umjubelte Demo-Smasher ‚Oppression‘. Und als nach den Zugaben ‚Heads Will Roll‘ und ‚No Turning Back‘ mit ‚Kiss Of Death‘ der Schlussgong folgte, war der Leibhaftige endgültig zurück im Himmel. Metal-Meisterklasse, tiefe Verneigung – und bis zum nächsten Mal! (LK)

 

 

 

 

Zum Abschluss, zusammengefasst in geballter Form, die Setlist aller Bands vom Abend des 31. Januar 2015:

SPACE CHASER

 

LORD FIST

 

DEAD LORD

 

NIGHT DEMON

 

TYRANT

 

WOLF

 

SDI

 

STORMWITCH

 

WHIPLASH

 

EXXPLORER

 

SATAN


Von: Lang, Krammer, Tschamler
Bilder: Mario Lang