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STONES OF MADNESS – s/t (EP)

2014 (U-Motion Records) – Stil: Hard-Rock


Sänger Kelly Shaefer hat nicht nur eine Vorliebe für jazzige und progressive Musik, die er bei der Legende ATHEIST ausgiebig auslebt, sondern auch für modernen, düsteren Hard-Rock. Schon bei seiner Zweitband NEUROTICA, die in den 90ern zwei Alben und im Nachgang eine Compilation herausgebracht hat, konnte er den typischen 90er Jahre Grunge-Sound ausgiebig ausleben. NEUROTICA wurde zwar gerne auch als Stoner-Rock-Band kategorisiert, waren aber allein aufgrund ihrer Einflüsse von BLACK SABBATH, ALICE IN CHAINS bis MÖTLEY CRÜE gut umschrieben. Diese musikalischen Vorlieben Kellys außerhalb der Progressiven-Szene erscheinen nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass er (erfolglos) an den Auditions als Sänger bei VELVET REVOLVER, als diese anschließend Scott Weiland von den STONE TEMPLE PILOTS auswählten, und DROWNING POOL teilgenommen hat.

Doch bereits vor drei Jahren hat sich Kelly Shaefer zwei alte NEUROTICA Kollegen – G.J. Gosman (Drums) und Shawn Bowen (Gitarre) – geschnappt, um mit dem DRY KILL LOGIC Gitarristen Scott Thompson sowie der SUPERBOT Bassistin Julia Simms die Gruppe STONES OF MADNESS aus der Taufe zu heben. Ein düsterer, aber doch schöner Sound, mit glänzenden Vocal-Harmonies (insbesondere bei `I See The Wave` und `I Need´), prägt das Bild der gleichnamigen EP von STONES OF MADNESS, die damit ein souveränes Debüt mit fünf Liedern vorlegen. Auch hier regiert ein ähnlicher Sound wie zuvor bei NEUROTICA, der heute als eine heftigere ALICE IN CHAINS oder MY SISTER`S MACHINE Variante durchgehen kann – inklusive schwerer, dreckiger und fetter Gitarren. Einen extra Schuss kleiner KING´S X Magie kann man ebenfalls darin ausfindig machen.

Produziert wurde das Album von Scott Thompson und Scott Bush (NIXONS) im heimischen Florida. Das Cover-Artwork stammt von Eliran Kantor (u. a. ATHEIST, TESTAMENT) und ist augenscheinlich vom Werk „Das Steinschneiden“ des niederländischen Malers Hieronymus Bosch inspiriert. Im Englischen wird das Kunstwerk `Cutting The Stone` oder `The Extraction Of The STONE OF MADNESS` genannt. Bosch verspottete in seinem Bild – gemalt um 1485 – die Unwissenheit und den Betrug an Kranken. Man glaubte den ‚Stein der Narrheit‘ aus den Köpfen der Kranken herausschneiden zu können. Am Ende hatten die Scharlatane und Ausbeuter jedoch nur das Geld der Kranken ergaunert.

Wer sich zuletzt mit KXM gerade richtig eingegroovt hat, kann sich nun hier in einem herrlich fetten, grungigen Sound suhlen und ins Nirvana beamen lassen. Das Album kommt in einem Klapp-Pappschuber – sozusagen ein Digipack in schmaler Ausführung – mit einem exklusiven Gitarren-Pick, ist direkt bei der Band erhältlich und landet umgehend – von der deutschen Filiale der Plattenfirma versandt – im Briefkasten.

(8 Punkte)

stonesofmadness.com