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RAVEN BLACK NIGHT – Barbarian Winter

~ 2013 (Metal Blade Records) – Stil: Heavy Metal ~


RAVEN BLACK NIGHT versuchen einen Neuanfang mit ihrem zweiten Output namens `Barbarian Winter` unter der Ägide ihres neuen Labels Metal Blade. Zuvor hatten sie schon drei Demos und ihr Debüt Album `Choose The Dark` (2004) veröffentlicht. Ein Neuanfang scheint es insoweit zu sein, weil sie gar drei Songs von ihrem Debüt, fast alle Songs des wohl nicht sehr verbreiteten Demos aus 2007 und sogar Songs von ihren ersten Demos noch einmal verwendet haben.

Da die Songs des Debüt-Albums – im Gegensatz zu den neueren Songs – nicht gerade die Nase vorne haben, kann man den Sinn der Sache nicht ganz verstehen. Vielleicht hatte die Band einfach nicht genügend Songs für ein komplettes neues Album parat. Trotz alledem stellt `Barbarian Winter` ein Fest für alle Hard-Rocker mit Hang zu obskuren Bands, die sich gerne etwas im 70s Prog-Rock Gemischtwarenladen bedienen, und alle Proto-Metaller-Freunde dar. Denn hier haben wir einen Heavy Metal, der zwar seinen Bezug zu BLACK SABBATH noch durch die gute Cover-Version von `Changes` unterstreicht, aber seinen dunklen Charakter fast eher von den düsteren KING CRIMSON-Klängen bezieht. Dass die eigenen Songs um die BLACK SABBATH-Cover-Version herum, diesen alten Klassiker vielleicht gar überstrahlen, sagt wohl genug über die songwriterischen Fähigkeiten der Band aus Süd-Australien aus.

Los geht es mit `Fire In Your Eyes` und die ersten Worte aus dem Munde von Jim Petkoff alias The White Knight lauten „rock and roll“ und dies mit solch einer Hingabe und vollkommen unpeinlich, dass der Hörer sofort in den Bann gezogen wird und auch umgehend weiß, was ihn in der nächsten Stunde erwartet. Ein fetter Bass, ohne in echte doomige Gefilde abzugleiten, und eine wild aufspielende Gitarre, die gar in den späten 70s stehen geblieben sein könnte. Dazu ein Sänger, der mit seinem rauen Organ in mittleren Tonlagen gar an RONNIE JAMES DIO gemahnt, aber ansonsten eher an Jack Bielata (WITHOUT WARNING) oder Paul Shortino (ROUGH CUTT) erinnert und sich zu gerne in den Melodien regelrecht windet und sich in sie hineindreht. Man könnte auch gesanglich von einer hardrockigeren LORDBANE-Variante reden. Beim Beginn vom nachfolgenden und schon bekannten Track `Morbid Gladiator` singt Petkoff gar klassisch die Gitarrenmelodien bis in die hohen Tonlagen mit, doch ansonsten stellt sich dieses Lied als einziger kleiner Schwachpunkt heraus, denn alles was hernach folgt, scheint überirdisch in metallischen Gefühlswelten zu schweben. Auffällig am Songwriting ist, dass viele Songs gar keine echten Refrains besitzen, sondern nur aus Strophen, die aber bei den großen Songs schon mächtiger als mancher Chorus daher kommen. Und wenn Petkoff die nächsten Songs `Mystery Woman` oder auch `Fallen Angel` nur ansingt, scheint Magie in der Luft zu liegen. Da werden die Wörter noch mit Gefühl und Hingabe gesungen, dass es eine wahre Pracht ist. Zum Niederknien.

Wer die Combo einfach in irgendeinen Doom- oder Retro-Kontext wirft, ist wahrscheinlich über das Hören des zweiten Liedes nicht herausgekommen. Auch jeder Vergleich mit den alten Epic-Heroen von MANILLA ROAD scheitert kläglich, da RAVEN BLACK NIGHT tief in ihrem eigenen Sound verwachsen sind. Weitere überirdische Gefühlskitzler stehen mit `Lips Of Desire` („Those lips of desire, setting my soul on fire, sweet lips of desire, setting my soul on fire“) und `Angel With A Broken Wing` zur Verfügung. Das lange `Barbarian Winter` kann sogar beim Ausklingen mit groben aber songdienlichen Death-Metal Vocals im Soundhintergrund, ohne dass das Songmaterial dadurch moderner wirken sollte, dienen. Hypnotische Songs hat das Album zudem mit `Black Queen` und dem mit einem schön hoch gesungenen Refrain ausgestatteten `If You Choose The Dark´ („If you choose the dark you will be alone, with faith you can see, all the seeds you sown“) vorzuweisen.

Wundervolles Album, klanglich exzellent, mit vielen Seelenstreichlern gesegnet und vom Feeling her einfach nur herzergreifend … Nicht in schnöden Punkten zu messen …

(Weit mehr als nur 8 Punkte)