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CORSAIR – Corsair

~ 2012 (Shadow Kingdom Records) – Stil: Classic Rock/ Heavy Rock/ Metal ~


Nach zwei EPs in den Jahren 2010 (`Alpha Centauri`) und 2011 (`Ghosts Of Proxima Centauri`), die an der Öffentlichkeit in Europa ziemlich vorbei gegangen sind, kehrt US Virginias feinste Twin-Guitar Band mit ihrem ersten Full-Length-Album zurück. Wie auf den beiden EPs zuvor, überraschen uns CORSAIR mit einer stilistischen Breite, die sie vorzüglich auf Albumlänge unterbringen und verteilen können. Beim als Eröffnungslied ungewöhnlich langen Instrumentalen-Opener `Agathyrsi` wähnt man sich zunächst bei einer Jam-Rock-Band oder zumindest in den Sphären des Prog-Rock (v.a. TILES), wobei aber auch hier schon die Twin-Gitarren im Laufe des Songs wunderbare Harmonien hervorzaubern. Doch dann folgt für den mit CORSAIR nicht vertrauten Hörer der erste Schock, denn bei `Chaemera` klingt Jordan Brunk (Bass) am Gesang wie der selige Phil Lynott (THIN LIZZY) und hält dabei eine tolle Hookline parat („Across the marsh she calls her foes, across the hills she gathers woes“). Aber auch das Gitarren-Duo Paul Sebring und Marie Landragin übernimmt im weiteren Verlauf der Songs die Position hinter dem Mikrofon ein. Besonders beim Abschlusstrack `The Desert`, der zu Beginn schon allerfeinste Post-Rock bzw. Space-Rock-Merkmale aufweist, passt der zarte und einschmeichelnde und gar nicht süßliche Gesang von Marie Landragin hervorragend. Wunderbare Harmonien werden dann neuerlich beim von Paul Sebring gesungenen `Gryphon Wings` („To victory, we ride; for the kill, we are the lions of the sky”) dargebracht und ein dynamischer Rocker ufert plötzlich in der zweiten Hälfte des Songs in begeisternde Instrumentalparts wie bei `The Path Of The Chosen Arrows` (“In the path of the chosen arrow, let it make its mark, in the heart of a star, let my aim be straight and true“) aus. Somit sind auch schon die musikalischen Grenzen abgesteckt, zwischen denen sich CORSAIR bewegen. Euphorisch, aber lässig vorgetragener Classic Rock, zwischen THIN LIZZY und einer Prise LED ZEPPELIN pendelnd, vorrangig aus britischem Rock und Metal suggerierend, wird hier mit Jam-Rock- bzw. Space-/Prog-Rock-Zutaten verfeinert, ohne das spielerische Können zwanghaft in den Vordergrund zu stellen. Was das Gitarren-Duo Paul Sebring und Marie Landragin hier zaubert, löst nicht nur leicht den Klassiker-Alarm aus. Auffallend ist aber auch das hervorragende Bass-Spiel, dass sich trotz der beiden Gitarren wohltuend im Vordergrund gleichberechtigt aufhält.  Daher hat bei CORSAIR nicht nur der Classic Rock Liebhaber seine Freude, sondern Fans von SLOUGH FEG und HEART OF CYGNUS werden in allergrößte Begeisterung ausbrechen. In solchen Kreisen wird `Corsair` wohl als Album des Jahres abgefeiert werden.

Das Album ist wieder in einer recycelbaren Pappe (limitiertes Card-Sleeve mit Falttasche) erschienen; echte Handarbeit und in Eigenproduktion. Vielleicht besteht jedoch für die Nörgler von pappigen US-Card-Sleeves sogar noch die Hoffnung auf ein richtiges Digi-Pack, denn mittlerweile hat sich das rührige US Label Shadow Kingdom Records dieser Eigenproduktion angenommen und `Corsair` neu auf den Markt gebracht. Die Eigenproduktion von `Corsair` kann zudem auch noch auf der Band Webseite bestellt werden. Die beiden EPs kann man dabei gleich mitbestellen.

Corsair’s website

(9 Punkte)