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ORDEN OGAN – To The End

2012 (AFM Records/ Soulfood) – Stil: Bombast Metal


Eines vorneweg: Wer vom Sound von BLIND GUARDIAN nicht genug in seine Lauscher lassen kann, hat die CD sich zu Recht schon längst besorgt oder kann sie ohne weitere Überlegungen jetzt sofort blind kaufen. Die Blinden Wächter wurden ja auch mal geliebt. Besonders die ersten drei Alben. Damals 1990/91. Und das Demo liegt auch in irgendeiner Ecke noch herum. Irgendwann wurde sie halt einfach nur noch überladen, die Musik. Es wurde zu viel gewollt, aber zu wenig gekonnt; vor allem, falls das keiner gemerkt hat, ging unter all dem Chor-Bombast die Power und Energie verloren. Gesangliche Minderwertigkeiten kann man zudem natürlich hinter all den Chören auch besonders gut verstecken. Obwohl die fehlende Energie und Power in anderen Fällen einfach oft dem Alter der Musiker und der zu weit fortgeschrittenen Diskographie zuzuschreiben ist, mag ich in diesem Falle allen Faktoren die Schuld zuweisen. In dieser Situation haben dann die zahllosen Epigonen eine Chance aus dem Schatten der Vorreiter zu treten. Aber ob Vorreiter oder nicht, ist meist sowieso müßig zu diskutieren, da auch BLIND GUARDIAN als HELLOWEEN Kopie verschrien war und HELLOWEEN als IRON MAIDEN Kopie rezensiert wurde. Für alle Geschmäcker der Hörer darf es halt etwas geben und wer auf BLIND GUARDIAN steht und nicht vergisst, dass die Zahl 2012 ganz oben auf dem Kalender steht, der findet vielleicht mit ORDEN OGAN die passende Band, um sie in die CD-Regale der Zimmerwände unter `O´ abzulegen. Wer lieber die Special-Edition als limitierte Holz-Box kaufen will, sollte sich einerseits sputen, um sie noch erwerben zu können und andererseits vorher ausreichend überlegen, ob noch genug Platz für weitere Boxen und Special-Kisten im heimischen Hort vorhanden ist. Die Holz-Box enthält immerhin die Digipak-Version (mit CD/DVD), einen ORDEN OGAN Schal, eine Schneekugel mit dem Covermotiv, einen Comic sowie eine signierte Autogrammkarte. Zu den zwei Bonus-Liedern, im Besonderen über den einen Song von einer Band, bei der später ein Drummer namens Angelo Sasso spielen sollte, sind keine weiteren Ausführungen vonnöten. Und wer zurzeit bei den Blinden Wächtern auch an J.R.R. Tolkien denkt und sich im Kino von `Der Hobbit` berauschen lässt, kann dazu gleich einmal den alten Klassiker `The Bard´s Song – The Hobbit` auflegen: „Out in the distance, there’s so much gold, the treasure that I’ve found, is more than enough, far to be the hill we’ve to go over the mountain and seas, to the old hill where the old dragon sleeps, blind in the dark dungeon’s night, so god please take me away from here, and Gollum shows the way right out”.

Los geht es auf ORDEN OGANs viertem Album nach dem Intro `The Frozen Few` gleich mit dem ersten Highlight `To The End`. Der raue Gesang von Seeb Levermann wird, wie auch später so oft, von bombastischen Chören unterstützt, während die Gitarren nicht wie 1990 tönen, sondern fast auf einem eher moderneren Album der Marke BULLET FOR MY VALENTINE sein könnten. Aber der Refrain lässt keine Zweifel, an wessen Brust das Kind gesäugt wurde. Das nachfolgende `The Things We Believe In` setzt in Bezug auf den Bombast, aufgrund des durchgehend vom Chor gesungenen Refrains, noch einen drauf. “Hymne“, werden da die Liebhaber rufen. So geht es mit `Land Of The Dead` und der Ballade `The Ice Kings`, die mit Klavier und Akustik-Gitarre eingeleitet wird, munter weiter, bevor mit `Til The Stars Cry Out` alte Wächter Tugenden zum Vorschein kommen: „Through the valleys under stars, between mountains among friends, I shall wander, I shall pass, till the stars cry out, my name as their friends“. Danach folgt das wunderbar hochmelodische `This World Of Ice`, bevor mit `Dying Paradise` alte Trademarks in Bezug auf Geschwindigkeit und Melodie ausgepackt werden. Hier zeigt sich auch, dass der alte Refrain-Aufbau, der Sänger singt im Wechsel zum Chor, immer noch bestens funktioniert: „Dying paradise – nothing to lose in this – dying paradise – nowhere to run from this – dying paradise – lost all belief in this – dying paradise – the only thing I believe in is you”. Was auch besser klingt, als den kompletten Refrain mit Chören zuzukleistern. `Mystic Symphony` führt dies, trotz des abschreckenden Namens, hernach ebenso gut fort. Darauf gehen beim melodischen `Angels War` am Anfang und zum Ausklang schon langsam die Feuerzeuge an. Zum Abschluss dann `Take This Light`, nur noch Klavier, Gesang und alle Feuerzeuge brennen. Nein, wir schauen noch mal schnell auf den Kalender, denn ganz oben steht ja schon die Zahl 2012. Zum Abschluss dann `Take This Light`, nur noch Klavier, Gesang und alle Handys und Smartphones schalten ihr Licht an.

(8 Punkte)