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BLEEDING – Bleeding

~ 2012 (Eigenproduktion) – Stil: Metal ~


„Now the wind won’t blow away, the sun won’t come out to save the rainy day, going nowhere, not today the great tomorrow’s coming anyway; from a tear in the sky, crying inside, blood of the sun is blinding my mind now, we’re bleeding, we’re bleeding, come on we’re … bleeding … bleeding …”, singt Devon Graves am 17. März 2011 auf dem PSYCHOTIC WALTZ Konzert in der Hamburger Markthalle. Da die drei Freunde Haye Graf (Gesang, Keyboards), Marc Nickel (Gitarre, Bass) und Jörg von der Fecht (Gitarre, Bass, Programming) bei diesem Live-Comeback von PSYCHOTIC WALTZ den Gedanken fassen, lieber eine eigene Band zu gründen, anstatt dem üblichen Soundbrei der anderen Bands des Abends (SYMPHONY X und NEVERMORE) zu lauschen, finden sich im Sound der deutschen Newcomer auch keine größeren Einflüsse letztgenannter Bands.

Fettes Maschinengewehr-Drumming zu Beginn, ein kleines neoklassisches-Metal-Lead will uns in die Irre führen, doch sogleich zeigt sich der wahre Sound von BLEEDING. Denn nicht nur PSYCHOTIC WALTZ haben ihre Spuren im Sound hinterlassen, sondern hinsichtlich mancher Klangfarbe die Kanadier von ANACRUSIS und deutsche 90er Jahre Größen wie DEPRESSIVE AGE und SECRECY. Nach Buddy Lackey aka Devon Graves klingt Sänger Haye Graf nur bisweilen in den etwas melancholischeren Momenten, vielmehr muss man im Zusammenhang von Drumming und natürlichem Sound eher an Jan Lubitzki und DEPRESSIVE AGE denken. Gerade die von den Drums bestimmten thrashigen Parts bringen eine unheimliche Frische in das auch soundmäßig sehr abwechslungsreich gestaltete Material. Während es beim Opener `Tempest Of Colours` eine wahre emotionale Achterbahnfahrt gibt (“Fragments of eternity, blistering through hollow skies, eyes are blinded by the light, dissolving shapes confusing thoughts, all boundaries are gone, in the maelstrom of light, in the tempest of colours.”), handelt es sich beim Titelstück `Bleeding` um das eingängste Stück („When man and machine unite, a wound remains, that never heals, it’s always bleeding from within, it’s always bleeding, it’s always bleeding”) des Albums.

Mit diesen vier Liedern, mit dieser EP im Digipack, haben sich BLEEDING schon jetzt einen Platz in der Metal-Historie gesichert. Damit aber nicht nur überragende technische Fähigkeiten und ein toller Sound für den Erfolg einer Band verantwortlich sein sollten, sondern dies erst im Verbund mit außergewöhnlichen und herausragenden Songs wichtig sein darf; damit BLEEDING nicht wie andere musikalische Fixsterne erfolglos am Firmament verglühen und damit nicht erst in zehn Jahren von einer damals kaum bekanntgewordenen musikalischen Glanztat gesprochen werden kann, muss man BLEEDING jetzt kennen lernen.

(9 Punkte)

http://bleeding1.bandcamp.com/

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