PlattenkritikenPressfrisch

DANKO JONES – Rock And Roll Is Black And Blue

~ 2012 (Bad Taste Rec / Soulfood) – Stil: Rock ~


Hoppla, sind Danko Jones etwa „erwachsen“ geworden? Hm, stellen wir die Beantwortung dieser Frage erst mal zurück. Was nach erstmaligem Durchhören sofort auffällt ist, dass das neue Album variabler, ich möchte fast sagen komplexer klingt. Danko und seine beiden Mitstreiter haben die bewährte Punkrock/Hardrock/Rotzrock-Palette um einige Farbnuancen erweitert. Schon der Opener „Terrified“ überrascht mit cleverem Aufbau und ungewohnter Gesangslinie und könnte so auch direkt auf einer neuen Scheibe von D.A.D. oder von den Queens Of The Stone Age stehen (was ja schon einiges zum Thema Stilvielfalt sagt). Die nächste Nummer „Get Up“ geht mit dem krachigen Abgeh-Riff und den weiblichen Gang-Shouts klar in Richtung The Offspring (natürlich ohne diese platt zu kopieren, versteht sich!). Zwischendurch wird hemmungslos (und meisterlich) in Breitwand-Alternative-Stadionrock mit Charts-Appeal der Marke Foo Fighters gewildert („Just A Beautiful Day“, „Always Away“) um dann einen Retro-Haken zu den Roots zu schlagen mit dem eindeutig von Led Zep inspirierten Classic-Rock Stampfer „You Wear Me Down“. Viele Querverweise. Soll das jetzt heißen, Danko Jones klingen mal wie die und mal wie jene? Mitnichten. Das sind alles nur Anhaltspunke für die eingangs erwähnten Farbtupfer. Der inzwischen unverwechselbare Sound (das Gitarre-Bass-Zusammenspiel von Danko und Long-Time-Sidekick John „JC“ Calabrese klingt einfach zu einzigartig, Neu-Drummer Atom Willard interpretiert sehr locker die Danko-Grooves neu – und macht seinem Namen alle Ehre und prügelt diese Platte immer wieder gnadenlos nach vorne) und die Attitude sind eindeutig DJ. Nur ist das Songwriting etwas variabler geworden, die vielen Arrangement- und Instrumentierungs-Ideen ausgefeilter, das ganze Werk einfach (ja, ich weiß, in diesem Zusammenhang „böses“ Wort) reifer geworden.

Heißt das nun, das die 3 Kanadier tatsächlich „erwachsen“ geworden sind? Auch mitnichten. Dazu keift, brüllt und schreisingknurrt Danko wie eh und je einfach zuviel (oder sogar noch mehr als vorher?), und das punkige Rock’n’Roll-Grundgerüst rotzt einfach immer noch viel zu unverschämt laut und straight between the eyes, als dass man diesem testosterongetriebenen Haufen auch nur einen Monat oberhalb der Adoleszenzgrenze zugestehen möchte. Diese Platte rußt, qualmt und knattert trotz aller Musikalität wie eine mattschwarz angepinselte, ultraböse fauchende Rocker-Harley auf einer staubigen Landstraße. Sie keift, schlägt, kratzt, beißt und tritt nach – alles wie gewohnt. Danko lässt auch textlich nichts anbrennen und bringt seine zwischen Rock’n’Roll-Klischees gleichzeitig huldigen und mit einem Augenzwinkern kommentieren als auch bitteren Betrachtungen menschlicher Beziehungen liegende Lyrik immer noch staubtrocken auf den Punkt und kotzt sich den Aggress aus der See. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich sein überzogenes und überakzentuiertes Gebelle einfach liebe? (Checkt den Punk-Kracher „I Don’t Care“!)

Nach nun doch einigen Durchläufen weiß ich noch nicht, ob diese Scheibe an meine beiden bisherigen Faves „Sleep Is The Enemy“ und „Below The Belt“ (beide glatte 9 Punkte) heranreicht, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass dieses Album ein mächtiger Grower ist und bald die bisherigen Highlights der Diskographie vom Thron stoßen wird. Deshalb vergebe ich (mit Luft nach oben):

(8,5 Punkte)