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MASTORD – To Whom Bow Even The Trees

~ 2021 (Inverse Records) – Stil: Progressive Metal ~


For whom the bell tolls wissen wir, aber vor wem sich sogar die Bäume verneigen, gilt es zu klären. Na, meine lieben Progmetaller, ausgehungert? „Nichts leichter als das“, sprach Piggeldy, trottete durch Finnland, fand den Trüffel, ging mit Frederick nach Hause und legte das zweite Album von MASTORD auf. Und siehe, es ward gut.

Nicht nur einfach gut, sondern eher sensationell bzw. schlicht und ergreifend alles, was das Herz des Genrefreaks erfreut. Breakdurchsetzte Lieder mit deftigen Gitarren, die mit gleichberechtigten Keyboards aller verschiedensten Soundcouleur angereichert in himmlische Melodien münden – Flitzefingersoli selbstredend inklusive. Kraftvoll, energetisch, vertrackt, dort wo es sein muss, geradlinig, wo es dem Song gut tut – in sämtlichen Wohlfühlbereichen zwischen 4 und 13 Minuten.

Das alles mit dem fantastischen Gesang von Bruce Dickinson… ääh, sorry, John Arch… ääh, quatsch, Andy Kuntz (VANDEN PLAS)… ääh, damn, Markku Pihlaja natürlich, der in den Höhen das Timbre und die Kraft des Ersteren mit der Melodieliniengabe des Zweiten und der Emotion des Letztgenannten verbindet. Dies passiert vor dem Hintergrundkönnen der größten Namen von Vorzeigebands des härteren progressiven Rock wie zum Beispiel… zum Beispiel… MASTORD, das wunderschön-agile Kind von Kari Syvelä, der sozusagen als „Master of Puppets“ Songwriting, Texte, Gitarren als auch Tasteninstrumente in Händen hält. Bassist Pasi Hakuli und Schlagwerker Toni Paananen geben dem Ganzen ein grundsolides Fundament von butterfettem Groove über hochvoltige Power bis hin zu uhrwerkgenauem Timing.

 

 

Ja, so muss es einfach sein: Progmetal, der zwar angenehm vertraut, dennoch erfreulich eigenständig klingt und in keinster Weise allzu modern mit Core-Ementen verängstigt. Anspieltipps gefällig? Mit Piano und sinfonischem Bombast bleiben wir zu Beginn andächtig vor ´The Walls´ stehen, dahinter klatscht der CRIMSON KING die Hände zu ungeraden Takten und Fripp & Belew-Gitarren. ´Mediocre´, ´Fallen Angel´ (wenigstens zu Beginn wurden hierbei sogar die Doomer bedacht) und ´Going Down´ locken die Metalfraktion aus dem dunkelsten Keller von EVERGREY bis nach KAMELOT und verwöhnen mit sofort nachvollziehbaren Strukturen und Refrains, die nur so reinlaufen samt der Prise Epik gegen Ende der „gefallenen Engel“. Musikstudenten besuchen die Vorlesung des ´Humble Professor´(s), der kostenlos dazu Extrakurse in Melodielehre von gelungenen Refrains als auch sinfonischen Arrangements inklusive Engelsgesang gibt.

Der Anhänger des einzig wahren IRON MAIDEN-Sangesgottes, der sich dazu noch für Jon Lord-Hammondsound, Classic (Prog)Rock á la URIAH HEEP mit SAGA-Guitarhook und gefühlvollen Blues-Soli begeistern kann, findet seinen ´Master – Savior´ in knapp 9 Minuten. ´Silence Chime´ widme ich in einer „Rage for Order“ den QUEENSRYCHE-Freunden aus Fern und Nah. Fans von EVERON und ENCHANT steigen bei ´Closer To The Void´ ein, welches instrumental alle Register von DREAM THEATER über VANDEN PLAS bis SYMPHONY X zieht – wie auch ´Endless Confusion´ – oder direkt mit dem Longtrack ´Circles And Lies´. Im weiteren Verlauf dieses Epos gesellen sich FATES WARNING-Jünger der heiligen John Arch-Ära mit Tränen des Glücks in den Augen dazu.

Das sind so die Wunder der heutigen Zeit, zu denen ich auch WITHERFALL zähle. Wenn ich beim Hören eines Werkes unvermittelt anfange, vor Entzückung hysterisch zu lachen, dann weiß ich, dass dank Bands wie MASTORD Musik das schönste Hobby der Welt ist und bleibt. Kiitos Suomi!

 

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