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JOHN DIVA & THE ROCKETS OF LOVE – American Amadeus

~ 2021 (Steamhammer / SPV) – Stil: Hard/Sleaze/Glam Rock ~


Jesses, was ist nur mit mir los? Leide ich noch unter den romantischen Nachwirkungen des Valentinstages? Ich denke, ich geh‘ zu ihr und lass‘ nicht meinen Drachen, sondern meine Liebesrakete steigen.

Sleaze Rock wurde jedenfalls erfunden, um Spaß und einen Rhythmus für Sex zu haben. Und sexy sind sie wirklich, die Spaßmacher von JOHN DIVA & THE ROCKETS OF LOVE. Zwölf hoch erigierte Songs lang zeigen der Hard Rock-Mozart John Diva und seine illustren Liebesraketen Snake Rocket & J.J.Love (Gitarren), Remmie Martin (Bass) und Lee Stingray Jr. an den Drums, wie das rockende Spiel der Liebe richtig geht. Ähnlich wie ihre heißen Brüder von STEEL PANTHER überzeugen die Adrenalinjunkies mit starken Songs statt Klamauk (aber inklusive) und treiben ihr geiles Spiel noch abwechslungsreicher in Richtung CATS IN SPACE mit Einflüssen von typischen Classic Rock- und Glambands neben den besten Eigenschaften von SKID ROW, MÖTLEY CRÜE, CINDERELLA, RATT und dem Rest vom Schützenfest.

Der Opener ´Voodoo, Sex & Vampires´ verheißt pure Party, doch schon der Titeltrack ´American Amadeus´ beschäftigt sich gar divenhaft-dramatisch auf eine Weise mit unserem Wolfgang Amadeus, wie es qualitativ nur ein Falco konnte. Selbst auf Konserve spritzt der Funke unvermittelt über, was bei mir in dieser Richtung meist erst in der Hose passiert, wenn ich so ’ne Partyband live gesehen habe.

 

 

Doch John und die Raketen auf Alkohol und Mädels zu reduzieren, würde ihnen nicht gerecht, denn während ´Soldier Of Love´ herrlich hardrockt, ´Champagne On Mars´ klassisch glamt wie Sau, ´Bling Bling Marilyn´, ´Weekend For A Lifetime´ und ´Wasted (In Babylon)´ sleazen und fetzen, was das Zeug hält, beinhalten andere Songs eine schmucke Prise Drama, so wie das bärenstarke Powerballädchen ´Karmageddon´ mit fettem Abgehpart gegen Ende, nach dem sich SKID ROW als auch DOKKEN die Finger lecken würden.

John selbst kann es locker mit jedem namhaften Mikroküsser des Genres aufnehmen, ebenso gibt es an keiner Triebwerksposition der Raketen irgendwas zu motzen, enorm Power und Drive machen den Flug durch die goldenen Zeiten des Sleaze-Hardrocks zu einem irren Trip. Und wenn dann mal radiotauglicher Schnuffelrock geschwooft wird, dann mit kommerzieller LEPPARD’scher Perfektion oder SCORPIONS-Ohrwurmfaktor DeLuxe – man höre nur mal ´This Is Rock’n’Roll´! Auf dem schicken Doppelvinyl befinden sich sogar drei Bonustracks, von denen ´Star Of Rock´ schon fast eine echte Hommage an THE WHO und THE SWEET darstellt, ´Blonde Black Red Brunette´ KISS mit DEF LEPPARD kopulieren lässt und zu guter Letzt dem Titelsong eine „Piraten der Karibik“-Orchesterversion spendiert wird.

Jeder von euch hat schon bei mindestens einem Flaggschiff der 80er Szene live dermaßen qualvoll große Defizite feststellen müssen und irgendwie kommt nichts Überzeugendes mehr außer jungen Wilden wie beispielsweise CRAZY LIXX, KISSIN‘ DYNAMITE (deren Hannes Braun an vier Stücken mitgewerkelt hat, ebenso Michael Voss von MAD MAX an zweien plus Banjo-Slide-Solo) und Co., denen die Zukunft in den Stadien gehört.

Dazu gesellt sich spätestens ab nun der American Amadeus und sein Love-Rocket-Ensemble. Wenn Sex, Drugs und harter Rock, dann bei mir nicht mehr ohne das akustische Viagra von JOHN DIVA & THE ROCKETS OF LOVE! Ugh!

 

www.facebook.com/johndiva.rocks