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STONE MAMMOTH – Stone Mammoth

~ 2021 (Inverse Records) – Stil: Heavy Stoner Rock/Doom ~


Es ist schon erstaunlich zu sehen, wie viele Mammuts durch die Gefilde des Heavy/Stoner Rock und Doom Genres stapfen. Von MAMMOTH bis MAMMOTH MAMMOTH, über ACID MAMMOTH und nun auch STONE MAMMOTH sind alle möglichen Varianten dieser bereits vor rund 4.000 Jahren ausgestorbenen Gattung von Elefanten vertreten. Was hat dieses zottelige Wesen nur an sich, dass es als Namensgeber für so viele Bands dient? Vermutlich assoziiert man damit langsames und behäbiges marschieren, tiefes donnerndes Grollen und bedrohlich majestätische Imposanz. Nur sind sie eben ausgestorben! Ein Schicksal, das wir natürlich weder diesen Bands, noch dem Genre alsbald wünschen.

An Selbstvertrauen mangelt es STONE MAMMOTH aber sicherlich nicht, vergleichen sie doch ihr selbstbetiteltes Debüt mit dem (ebenfalls selbstbetitelten) Erstlingswerk von BLACK SABBATH. Allerdings wird kein musikalischer Vergleich gezogen, sondern auf die Aufnahmedauer für das gesamte Album Bezug genommen, welches im Falle des Debüts von BLACK SABBATH bekanntermaßen lediglich einen Tag, oder genauer, 12 Stunden betrug. Nach Aussage von Timo Vuorela, dem Gitarristen von STONE MAMMOTH, betrug die Aufnahmedauer ihres Debüts ebenfalls nur einen Tag, dem lediglich ein weiterer Tag zum Soundcheck voranging. Der instrumentale Part wurde dabei in nur einem Take verewigt und lediglich der Gesang separat aufgenommen. Der Grund dafür, dass dies funktionieren konnte, ist vermutlich identisch mit dem im Falle von BLACK SABBATH. STONE MAMMOTH gründeten sich nämlich bereits 2012 im westfinnischen Seinäjoki und man hatte zwei Jahre Zeit, die Stücke ausgiebig zu proben und vor Publikum auszuprobieren, bevor man im Jahr 2014 damit ins Studio ging. Ja, richtig gelesen! Die Aufnahmen sind tatsächlich bereits rund sieben Jahre alt und werden nun erstmalig am 12. Februar 2021 offiziell via „Inverse Records“ digital veröffentlicht. Aber natürlich sind sie bereits seit längerem auch über Bandcamp beziehbar.

Musikalisch kann man es sich einfach machen und STONE MAMMOTH unter dem Passepartout Heavy-Stoner-Rock/Doom ablegen, was auch im Großen und Ganzen in Ordnung geht. Schließlich tut dies die Band/das Label ebenfalls. Allerdings springt man damit etwas zu kurz. Die Betonung sollte dabei nämlich vor allem auf dem Wörtchen Rock liegen und zwar in seiner ursprünglichsten Form, wobei selbstredend BLACK SABBATH aus jeder Note trieft und die enge Verbundenheit der Musiker von STONE MAMMOTH mit dieser Band nicht nur im Eröffnungsriff von ´Runaway´ überdeutlich zu Tage tritt.

 

 

Der Opener ´Mammoth Rising´ bietet aber zunächst das, was man in der Schublade Heavy-Stoner Rock erwartet. Das Stück ist ein Riffmonster, bei welchem die beiden Gitarren, zwei Stück sind in diesem Genre durchaus nicht alltäglich, zusätzlich gekonnt melodiöse Akzente setzen. Bereits bei diesem Stück fällt Sänger Jesse Etelämäki mit seiner rauen und kräftigen Stimme positiv auf, der zwar vielleicht nicht der begnadetste Sänger auf diesem Planeten ist, aber sehr engagiert und abwechslungsreich zu Werke geht und gesanglich deutlich über dem Durchschnitt der in diesen musikalischen Gefilden agierenden Vokalisten liegt. Bereits im darauffolgenden ´Lock ´n´ Load´ wird der riffdominierte Heavy/Stoner-Anteil zurückgeschraubt und auf einem rockig gallopierenden Rhythmusteppich die Melodie in den Vordergrund gebracht, was zusätzlich durch einen fast schon zuckersüß zu nennenden Backgroundchor untermauert wird. Obwohl der Titel ´Greatest Lover´ das zwar vermuten lässt, wird diese Tendenz bei diesem Stück aber nicht weiter ausgebaut. Es schlendert stattdessen in doomigen Gefilden herum, lässt aber trotzt des getragenen Tempos beide Gitarren dennoch schön, stellenweise auch recht rockig, zur Geltung und die Melodie nicht zu kurz kommen. Die eingeschlagene melodiöse und ruhige Marschrichtung, jedoch nicht heavy oder doomig, wird mit ´Planet Mammoth´ fortgeführt, das mit psychedelisch locker flockigen Klängen überrascht und mich nicht nur aufgrund des Titels an ´Planet Caravan´ erinnert.

Wer dann zu Beginn von ´Runaway´ nicht gleich an das Titelstück des Debüts von BLACK SABBATH denkt, der kennt BLACK SABBATH nicht! Nach diesem klassischen ´Doom-Start´ erklingen aber alsbald rockige Töne. die mich…und nein, ich habe nicht zu viel vom KISS-Rum genascht, an das Eingangsriff von WARRIORs ´Fighting For The Earth´ erinnern. Sei es drum. Das Stück wartet aber im weiteren Verlauf auch mit einer gefühlvoll gespielten Bridge im Mittelteil auf, in welcher beide Gitarren gekonnt in Szene gesetzt werden, derweil Bass und Schlagzeug in aller Seelenruhe, ja genau, den Rhythmus vorgeben. Ich liebe solche Parts! Einfach zum Davonschweben und nicht wie der Titel möglicherweise suggeriert, zum Davonlaufen! In ´Blind Eye Looking´ passiert dann zwar nicht viel, aber das Stück verfügt dennoch über eine spannungsgeladene, wenngleich auch düstere, Atmosphäre, die den Zuhörer bis zum Ende im Bann hält. Mit ´Paralyzed Time´ beginnt dann das letzte Drittel des Albums, welches mich leider nicht mehr voll überzeugt. Zwar kehrt ´Paralyzed Time´ wieder zu schnelleren Heavy/Stoner-Klängen zurück, jedoch kann es, wie auch das dahinplätschernde ´Dying Hope´, nicht ganz die Qualität der ersten Stücke halten. Auch das doomig schleppend startende und dann in einen gemäßigten Heavy Rock-Rhythmus wechselnde ´Black & Green´, vermag kein Abschlussfeuerwerk mehr zu zünden.

Als Fazit bleibt ein vor allem in den ersten beiden Dritteln gutklassiges und abwechslungsreiches Album mit einem ordentlichen Sänger und solide agierenden Instrumentalisten, in welches Liebhaber dieses Genres auf jeden Fall mal reinhören sollten.

(7,5 Punkte)

 

Stone Mammoth sind:
Jesse Etelämäki – Gesang
Timo Vuorela – Gitarre
Jani Paananen – Gitarre
Juha Jaskari – Bass
Teemu Alho – Schalgzeug


https://www.facebook.com/StoneMammoth

https://stonemammoth.bandcamp.com


(VÖ: 12.02.2021)