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MAXÏMO PARK – Nature Always Wins

~ 2021 (Prolifica) – Stil: Poprock ~


Schlechtes Songmaterial hatten MAXÏMO PARK eigentlich nie anzubieten. Dennoch dürstet der nach Indie-/Brit-Poprock zuckende Finger des Song-Klickers unaufhörlich nach solch fabelhaften Kompositionen wie es das Platin-Debüt ´A Certain Trigger´ anno 2005 aufzuweisen hatte.

Seit ihrer letzten Botschaft, dem politischen Schrei ´Risk To Exist´ von MAXÏMO PARK, sind diesmal nicht nur zwei oder drei, sondern gar vier Jahre vergangen und der britische Exit ist Realität geworden. Ein langer Zeitraum, in dem MAXÏMO PARK zudem auf Trio-Größe geschrumpft sind und sich Sänger Paul Smith und Gitarrist Duncan Lloyd den Müßiggang mit Soloprojekten versüßten.

Nachdem neben Gründungsmitglieder Archis Tiku im Jahr 2014 auch noch Lukas Wooller drei Jahre später nach Australien auswanderte und somit der Formation den Rücken zukehrte, wollten Paul Smith, Duncan Lloyd und Tom English als Ersatzmann nicht nur einen geeigneten Keyboarder, sondern am liebsten einen Produzenten in Personalunion finden. Die verbliebenen Drei fanden ihn in Ben Allen, bekannt aus den Reihen von ANIMAL COLLECTIVE.

Geplante Aufnahmesessions fielen seit dem Frühjahr 2020 ungeplant der Weltlage zum Opfer, der Flug nach Atlanta, um bei Ben Allen in den Vereinigten Staaten gemeinsam im Studio zu arbeiten, ins Wasser. Dennoch konnten sie diese, über den Atlantik hinweg, beenden. Schlagzeuger Tom English ging alleine ins Studio, die anderen in ihre eigenen vier Wände, Sänger Paul Smith in sein Mini-Dachboden-Studio. Zum abschließenden Gelingen trugen obendrein Keyboarderin Jemma Freese und Live-Bassist Paul Rafferty bei, damit MAXÏMO PARK zu Beginn des Jahres 2021 der Welt ´Nature Always Wins´ präsentieren konnten.

 

 

MAXÏMO PARK sind reifer geworden, reden im Opener ´Partly Of My Making´ mit wohlig eingesetzten Streichern von der Vergänglichkeit und dem Älterwerden, gleichzeitig aber auch im drängelnden ´Versions Of You´, mit einem prägnantem Bass, vom Blick auf das Neue, wenn man mit eigenen Augen seinem aufwachsenden Kind zusehen darf.

Das große Hit-Feuerwerk startet jedoch erst hernach. Im Hochgesang auf den Schlafentzug zeigt sich ´Baby Sleep´ als echter Britpop-Ohrwurm. Der nächste nennt sich sofort im Anschluss ´Placeholder´ und kann die Vergangenheit des Britpoprock nicht leugnen. ´All Of Me´ baut sogar eine offenkundige Synth-Melodie in den Reigen ein. In ´Ardour´ singt als zweite Stimme Pauline Murray (PENETRATION) und hilft dem Song zu seiner herausragenden Größe. Zu einem modernen Indie-Rocker wächst ´I Don’t Know What I’m Doing´ über essentielle Fragen der Gegenwart und der Zukunft heran.

Nicht mehr so exaltiert folgt der Synth-Pop von ´Meeting Up´. Mehr Klavier-Einsatz gönnen sich die Gedanken über den Terror-Anschlag im Pariser Bataclan und dem Brand im Londoner Grenfell Tower ´Why Must A Building Burn´. Weitere Erinnerungen, ´The Acid Remark´ („On a side street in a German town, my lack of bravery let me down.“), und Gefühle, ´Feelings I’m Supposed To Feel´ schließen sich an. Ein letzter, melancholischer Blick aus der Gegenwart („The island’s revolted, in a borderless world.“) zurück in die Jugendtage von Paul Smith im Nordosten Englands und ´Child Of The Flatlands´ beschließt beinahe in Morrissey-Manier die siebte Scheibe von MAXÏMO PARK.

Ergo werden in den nächsten Wochen mindestens mehr als die Hälfte aller Songs von ´Nature Always Wins´ nicht nur in die Playlisten hipper Streamer wandern. Der nervöse Finger dürfte aus dem Zucken, ´Nature Always Wins´ anspielen zu wollen, nicht mehr herauskommen.

(8,5 Punkte)

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(VÖ: 26.02.2021)
Pic: Em Cole